
Diese wichtigsten Interaktionen mit Psychopharmaka sollten Sie kennen

Eine 28-jährige schizophrene Patientin wird seit Jahren erfolgreich mit dem Antipsychotikum Clozapin behandelt. Wegen eines akuten Harnwegsinfekts nimmt sie zusätzlich Ciprofloxacin. Zwei Tage später kollabiert sie und stirbt trotz sofort eingeleiteter Reanimation.
Post mortem wird bei der jungen Frau ein Clozapin-Plasmaspiegel von 2900 ng/ml festgestellt, der die Obergrenze des therapeutischen Bereichs (350–600 ng/ml) um fast das Fünffache übersteigt. Das atypische Neuroleptikum wird primär über das Enzym CYP1A2 verstoffwechselt. Das Fluorchinolon Ciprofloxacin, ein starker CYP1A2-Inhibitor, hemmt den Abbau des Neuroleptikums, wodurch es – wie in diesem Fall – zu einer tödlichen Clozapin-Intoxikation kommen kann, schreibt Holger Petri von der Zentral-Apotheke der Wicker Kliniken in Bad-Wildungen-Reinhardshausen.
Eine weitere häufig durch Psychopharmaka ausgelöste Interaktion ist das Serotonin-Syndrom, hervorgerufen durch ein pathophysiologisches Überangebot des Neurotransmitters. Diagnostisch wegweisend ist die neuromuskuläre Hyperaktivität. Sie beginnt mit leichten Veränderungen wie Tremor und Nystagmus, die schließlich in eine generalisierte Hyperreflexie übergehen, bis hin zum Atemversagen infolge der muskulären Rigidität.
Hohes Sturzrisiko und kognitive Störungen
Erste Zeichen der begleitenden autonomen Instabilität sind Tachykardie und Diarrhö. Im Verlauf kann es zu Blutdruckschwankungen, exzessivem Schwitzen und einer Hyperthermie über 40 °C kommen. Die Bewusstseinsstörungen als dritte Komponente der Symptomtrias beginnen meist mit einer auffälligen Unruhe und können bis zum Koma fortschreiten.
Die Zeichen des Serotonin-Syndroms entwickeln sich oft innerhalb von Stunden, bei Älteren auch verzögert. Ein spezifisches Antidot steht nicht zur Verfügung, weshalb die serotonerge Medikation schon im Verdachtsfall abgesetzt werden sollte. Riskant ist z.B. die Kombination von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI) mit dextromethorphanhaltigen Antitussiva, die ebenfalls die Wiederaufnahme des Neurotransmitters blockieren. Zahlreiche andere Psychopharmaka zeigen ebenfalls serotonerge Effekte, darunter trizyklische Antidepressiva, Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) und Lithium.
Opioid ausgebremst
Im Rhythmus bleiben
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Emesis und Diarrhö als Zeichen einer Lithiumvergiftung
Nicht unproblematisch ist aufgrund der geringen therapeutischen Breite auch die Behandlung mit Lithium bei bipolarer Störung und Depression. Die Symptome einer potenziell lebensbedrohenden Lithiumintoxikation reichen von Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö über zerebrale Krampfanfälle bis zum Herz-Kreislauf-Stillstand. Lithium wird überwiegend renal ausgeschieden. Mit einer verminderten Clearance muss man unter einer Behandlung mit Diuretika, NSAR, ACE-Hemmern und AT1-Rezeptoragonisten rechnen.Quelle: Petri H. Klinikarzt 2020; 49: 138-144; DOI: 10.1055/a-1113-3324
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