ELN hat neue Empfehlungen herausgegeben

Acute Leukemias XIX 2025 Friederike Klein

Das ELN veröffentlichte neue Empfehlungen zur Klassifikation von AML-Patienten, die keine intensive Therapie erhalten. Das ELN veröffentlichte neue Empfehlungen zur Klassifikation von AML-Patienten, die keine intensive Therapie erhalten. © tonefotografia – stock.adobe.com

Das ELN hat neue Empfehlungen für die Klassifikation von AML-Erkrankten herausgebracht, die für eine intensive Therapie nicht infrage kommen. Damit ist ein erster Schritt getan, der allerdings noch Anpassungen erfordert. 

Die Leitlinie des European LeukemiaNet (ELN) zur akuten myeloischen Leukämie von 2022 beinhaltete eine Risikoeinteilung, die überwiegend auf Studien mit intensiven Therapien basierte. Für Ältere und nicht fitte Menschen mit AML, die anders behandelt werden, war diese Risikoklassifizierung nur eingeschränkt anwendbar.

In der ASTRAL-1-Studie unterschied sich beispielsweise die Überlebenswahrscheinlichkeit von nicht fitten AML-Patient:innen mit niedrigem oder intermediärem genetischen Risiko nach der ELN-Leitlinie bei Monotherapie mit einer hypomethylierenden Substanz (HMA) nicht. In der Phase 1b der Studie VIALE-A gab es bei Erkrankten, die nicht fit genug für eine intensive Therapie waren, mit Venetoclax plus Azacitidin (Ven-Aza) keinen Unterschied in der Überlebenswahrscheinlichkeit der Gruppen mit intermediärem und hohem genetischen Risiko. 

Die ELN-Risikoklassifikation von 2022 ermöglichte in dieser Patient:innenpopulation und bei diesen Therapien keine klinisch relevante Prognose-Stratifizierung, erklärte Prof. Dr. Hartmut Döhner, Universitätsklinikum Ulm. Es ergab sich ein dringender Bedarf nach einer Risikoklassifizierung für Personen mit AML, die eine neuere, nicht intensive Behandlung erhalten. 

In beiden Studien wurden die für die Prognose bedeutsamen Biomarker untersucht. Wie Prof. Döhner berichtete, wurden die Erkrankten unter HMA-Therapie in drei Gruppen mit unterschiedlich langem Gesamtüberleben eingeteilt und auf die relevanten genetischen Marker hin analysiert. Diejenigen mit der ungünstigsten Prognose wiesen häufig eine interne Tandemduplikationen von FLT3 (FLT3-ITD) und/oder Mutationen von TP53 auf. Bei Personen mit relativ günstiger Prognose waren dagegen Alterationen von DDX41 häufig, in der intermediären Gruppe andere Genveränderungen. 

Empfehlungen 2024

Basierend auf diesen und weiteren aktuellen Ergebnissen empfiehlt die ELN aktuell folgende Risikoklassifizierung: 
Ein günstiges Risiko besteht bei einer AML mit

  • NPM1-Mutation ohne FLT3-ITD und mit NRAS-, KRAS- und TP53-Wildtyp
  • IDH2-Mutation ohne FLT3-ITD und mit NRAS-, KRAS- und TP53-Wildtyp
  • IDH1-Mutation und TP53-Wildtyp
  • DDX41-Mutation
  • anderen zytogenetischen und/oder molekularen Alterationen ohne FLT3-ITD und mit NRAS-, KRAS- und TP53-Wildtyp.

Ein intermediäres Risiko liegt vor bei anderen zytogenetischen und/oder molekularen Alterationen mit FLT3-ITD und/oder NRAS-Mutation und/oder KRAS-Mutation bei TP53-Wildtyp. Ein hohes Risiko haben alle Patient:innen mit TP53-Mutation.

Genetische Risikomarker bei AML

Für nicht fitte Patient:innen, die Ven-Aza erhalten hatten, identifizierten Prof. Döhner und Team drei Gruppen von genetischen Risikomarkern: TP53-Mutationen, FLT3-ITD und NRAS-/KRAS-Alterationen. Eine günstige Prognose hatten alle Betroffenen mit Wildtyp von TP53 sowie von NRAS/KRAS und ohne FLT3-ITD – sie profitierten mit einem medianen Gesamtüberleben von 26,5 Monaten am meisten von Ven-Aza. Intermediär war die Überlebenswahrscheinlichkeit unter Ven-Aza-Therapie bei TP53-Wildtyp mit FLT3-ITD und/oder Mutation in NRAS/KRAS (medianes OS 12,1 Monate). Eine TP53-Mutation bedeutete unabhängig von anderen Markern mit einem medianen OS von 5,5 Monaten die schlechteste Prognose unter dieser Therapie. In der günstigen Risikokategorie ließ sich außerdem ein Einfluss von NPM1- und IDH-Mutationen belegen.

Die Empfehlungen zur Risikoklassifikation von Menschen mit AML, für die eine intensive Therapie nicht infrage kommt (s. Kasten), sind ein erster Schritt und müssen weiter angepasst werden. So wird die aktuelle Entwicklung von Tripeltherapien für Patient:innen, die nicht fit genug sind für eine intensive Behandlung, die Risikoeinteilung wahrscheinlich verändern, meinte Prof. Döhner. Zudem könnten zukünftig auch funktionelle Biomarker einbezogen werden. Den Expert:innen der ELN war aber wichtig, in einem ersten Schritt eine möglichst einfache und in vielen Gesundheitssystemen umsetzbare Risikoklassifikation zu schaffen, die klinisch relevante Gruppen mit unterschiedlicher Prognose unterscheiden kann.

Quelle:
Döhner H. International Symposium Acute Leukemias XIX; Vortrag „Prognostification in Unfit AML and International Consortium Trials“

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