
Gastrointestinale Symptome nach Krebstherapien

Gastrointestinale Symptome nach Krebstherapien wie Durchfall, Obstipation oder Schmerzen beruhen meist auf mehreren Ursachen. Um adäquate Maßnahmen ergreifen zu können, müssen Ärztinnen und Ärzte Betroffene gezielt nach solchen Symptomen befragen. Dafür ist der Einsatz validierter Symptomfragebogen zu empfehlen. Gastroenterologinnen und Gastroenterologen sollten spätestens dann eingebunden werden, wenn schwere Fälle auftreten wie häufige Entleerungen mit dünnem Stuhl, nächtliches Erwachen wegen Stuhldrang, Stuhlinkontinenz, rektale Blutungen sowie starke Auswirkungen auf Lebensqualität oder psychische Gesundheit.
Eine Darmdysfunktion mit Diarrhö im Rahmen einer Krebstherapie kann verschiedene behandelbare Ursachen haben. Dazu gehört die Gallensäurendiarrhö (BAD*) bzw. das Gallensäureverlustsyndrom, z. B. nach einer Ileumresektion, welche die Gallensäurenresorption einschränkt. Auch bestimmte Medikamente können eine BAD verursachen (z. B. Lenalidomid). Nachweisbar ist das Gallensäureverlustsyndrom mittels SeHCAT**-Szintigrafie. Fettarme Diät, Gallensäurebinder oder beides können helfen.
Auch eine bakterielle Überbesiedlung des Dünndarms kann Ursache einer chronischen Diarrhö sein. Sie kann entstehen bei eingeschränkter Darmmotilität, z. B. nach chirurgischen Eingriffen. Zur Diagnose führen der Glukose- oder Lactulose-Atemtest und die mikrobiologische Testung des Schleimhautaspirats. Rifaximin über ein bis zwei Wochen lindert die Symptome in 60–80 % der Fälle.
Nach einer pankreato-duodenalen Resektion entwickelt sich nicht selten eine exokrine Pankreasinsuffizienz (PEI), die sich ebenfalls in Durchfall äußert. Zu beobachten ist eine PEI auch bei 10 % der mit Sorafenib behandelten Menschen sowie unter Gabe von Somatostatinanaloga zur Therapie neuroendokriner Neoplasmen. Ein fäkaler Elastasespiegel < 500 µg/g deutet auf die Erkrankung hin. Durch Substitution von Pankreasenzymen lässt sich das Problem angehen.
Eine Schädigung der Darmmukosa durch operative Eingriffe, Chemo- oder Radiotherapie kann eine Laktoseintoleranz induzieren. Diese kann durch laktosefreie Ernährung gemanagt werden. Diarrhö wird häufig bei der Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren induziert. Schwer Betroffene sollten hospitalisiert und mit intravenösen Kortikosteroiden behandelt werden.
Infektionen durch Stuhlanalyse ausschließen
Chemotherapeutika können kleine Gefäße und Nerven in der Darmwand schädigen und eine Entzündung hervorrufen. Dies führt in 20–95 % der Fälle zu einer Diarrhö, die bei 30 % der Betroffenen sogar eine Hospitalisierung erfordert. Eine Infektion sollte immer durch eine Stuhlanalyse ausgeschlossen werden. Bevor das Ergebnis vorliegt, kann man Betroffenen schon mit Loperamid helfen. Wenn unter Capecitabin/5-FU schwere gastrointestinale Symptome auftreten, sollte eine Enterokolitis mittels CT ausgeschlossen werden.
Darmdysfunktionen können Folgen einer Bestrahlung sein
Auch eine Radiotherapie kann eine Entzündung der Darmmukosa induzieren. Bei Bestrahlungen von Tumoren im kleinen Becken geschieht dies in 80 % der Fälle. Mit Probiotika und/oder ballaststoffreicher Ernährung lässt sich eine akute radiotherapieassoziierte Diarrhö abschwächen. Je nach Lage des bestrahlten Tumors schließt sich bei 20–50 % der Behandelten eine lang anhaltende Darmdysfunktion an. Späte Reaktionen wie Fistelbildung oder Perforation können auch noch Monate bis Jahre nach der Radiotherapie auftreten. Auch rektale Blutungen, die auf einer Nekrose an ischämiegeschädigtem Gewebe oder Teleangiektasien beruhen, gehören zu den radiotherapieinduzierten Spätschäden. Eine Intervention ist in der Regel nicht erforderlich, wenn eine maligne Ursache für die Blutung ausgeschlossen ist. Das Blutungsrisiko lässt sich vermindern, indem man die Darmfunktion und Stuhlkonsistenz bei den Betroffenen optimiert und eventuell Antikoagulanzien absetzt.
Bis zu 90 % der Menschen mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen oder unter Opioidtherapie leiden unter Obstipation. Als Erstlinientherapie kommen Laxanzien zum Einsatz. Ursache für chronische Schmerzen nach einer abdominalen Chirurgie oder Radiotherapie kann eine Obstruktion durch Strikturen oder Adhäsionen sein. Die Schmerzen sind dann meist kolikartig und verschlimmern sich nach Nahrungsaufnahme. Aber auch eine SIBO oder fäkale Impaktion kann ursächlich für die Schmerzen sein. Treten sie neu auf, muss auch immer an ein Tumorrezidiv gedacht werden.
* bile acid diarrhea
** 23-Seleno-25-Homotaurocholsäure
Quelle: Andreyev J et al. Gut 2025; DOI: 10.1136/gutjnl-2024-333812dur
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