
Genitale Dellwarzen: Auf Spontanremission warten oder kauterisieren?

Die Diagnose „Dellwarzen“ gelingt meist schon auf den ersten Blick, heißt es in der neuen europäischen Leitlinie zu genitalen Mollusken. Die z.T. genabelten Knötchen sind meist stecknadel- bis erbsengroß, hell, isoliert oder in Gruppen lokalisiert und haben eine feste Konsistenz. Klinisch bleiben sie in der Regel asymptomatisch, manche Patienten klagen über leichten Juckreiz.
Atypische Präsentationen finden sich z.B. bei Immunsupprimierten in Form von sehr großen Papeln oder auch feigwarzenähnlichen Gebilden. Patienten mit atopischer Dermatitis zeigen oft disseminierte, entzündliche und mit einer hämorrhagischen Kruste versehene Läsionen, Juckreiz ist hier häufig vorhanden.
Steht die Diagnose, sollte der Patient beruhigt werden. Die viral bedingte Erkrankung ist harmlos und verschwindet bei Immunkompetenten in der Regel nach sechs bis zwölf Monaten spontan.
Molluscum contagiosum
Differenzialdiagnosen
Läsionen mit Kauterisation und Kürettage schneller loswerden
Gerade bei Molluscum contagiosum im Genitalbereich warten viele Patienten nicht gerne auf die Spontanremission. Als Mittel der Wahl gilt die Kauterisation. Sie entfernt die Läsion einfach und schnell, die kleinen Verbrennungen heilen nach ein paar Tagen ab. Die Kürettage liefert eine noch gründlichere Ablation, ist aber schmerzhafter. Und im empfindlichen Genitalbereich sollte man potenziell schmerzhafte oder unangenehme Therapien sorgfältig abwägen. Einfach ausdrücken könnte man die Knötchen auch, allerdings fehlen zu dieser Intervention formale Studien, erklären die Autoren. Das Gleiche gilt überraschenderweise auch für die Kryotherapie, eine häufig in dermatologisch-venerologischen Zentren eingesetzte Therapiemethode. Für physikalische Verfahren wie eine lokale Hyperthermie liegen zwar ebenfalls keine Studien speziell zu Dellwarzen im Genitalbereich vor, sie dürften aber bei dieser Läsionslokalisation auch kaum eine Rolle spielen. Physikalische Eingriffe sind mit meist leichteren Schmerzen verbunden, die sich durch ein topisches Anästhetikum verringern lassen. Als Langzeitschäden sind Haarverlust, Hyperpigmentierung sowie kleinere Narben beschrieben. Eine Alternative zu den physikalischen Verfahren bieten Topika, wenngleich die Studienlage hier noch zu wünschen übrig lässt. Viele Substanzen wurden zwar bereits getestet, eine aktuelle Metaanalyse zur topischen Therapie von Molluscum contagiosum ergibt allerdings nur für 5%ige Imiquimod-Topika eine ausreichende Basis für die evidenzbasierte Empfehlung, insgesamt auf Stufe 2 – laut Fachinfo ist eine Effektivität bei Kindern allerdings nicht bestätigt.Mitunter reicht eine Therapiesitzung nicht aus
Andere Wirkstoffe sind u.a. Podophyllotoxin, Essig- oder Milchsäure, Wasserstoffperoxid, Natriumhydroxid oder Silbernitrat. Ob solche Präparate allerdings im Genitalbereich gut vertragen werden, ist nicht ausreichend dokumentiert. Gerechnet werden muss bei einer Imiquimod-Therapie mit Brennen, Schmerzen oder Juckreiz, manche Patienten entwickeln kleine Narben. Nicht immer gelingt es, alle Infektionsherde in der ersten Behandlungssitzung zu eliminieren, ein Aufploppen weiterer Dellen und daraus resultierend eine erneute Behandlung sind also nicht ausgeschlossen. Auch bei Therapienachwirkungen ist bei besorgten Patienten ein neuer Arztbesuch ratsam. Zwingend erforderlich ist eine Nachbeobachtung bei genitalen Dellwarzen jedoch nicht.Quelle: Edwards S et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021; 35: 17-26; DOI: 10.1111/jdv.16856
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