Hautausschlag als Todesbote

Vera Seifert

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Ein auffälliger Hautausschlag im Gesicht sowie am Rücken und im Bereich der Extremitäten, den die Patientin zunächst als Sonnenallergie interpretierte, entpuppte sich als Erythema gyratum repens. Drei Monate später war die Frau, die zunächst keinerlei Leidensdruck verspürte, tot.

Ein allgemeiner Check-up war der Grund dafür, dass die 68-jährige Patientin in die Praxis kam. Dabei fiel Dr. Corinna Chmiel, Internistin in einer interdisziplinären Gruppenpraxis in Zürich, ein außergewöhnlicher Ausschlag im Gesicht auf, wie sie in der Zeitschrift Praxis berichtet [1].

Hautausschlag als Sonnenschaden?

Die Patientin selbst hatte dem Ausschlag keine größere Bedeutung zugemessen, da sie vor zwei bis drei Monaten im Sommerurlaub gewesen war und daher eine Sonnenallergie vermutete. Bei der Ganzkörperuntersuchung stellte sich dann aber heraus, dass auch der Rücken und die Streckseiten der Extremitäten betroffen waren. Die Effloreszenzen bestanden aus roten, unscharf begrenzten und teilweise annulär konfigurierten Plaques. Vorwiegend, aber nicht ausschließlich, waren lichtexponierte Areale betroffen. Ein Foto hatten die Schweizer Kollegen nicht angefertigt. Die Abbildung zeigt einen typischen Haufbefund derselben Störung, die man als Ursache vermutete.

Der übrige Befund der körperlichen Untersuchung war unauffällig. Die Frau fühlte sich durch den Ausschlag kaum beeinträchtigt. Sie gab lediglich ein trockenes Gefühl der Gesichtshaut an, litt aber auch allgemein unter trockener und empfindlicher Haut. Anamnestisch bestanden außer einer behandelten Hypertonie keine Vorerkrankungen.

Diagnostische Vorgehen

An Laborparametern wurden Blutbild, CRP, Leber- und Nierenparameter , Elektrolyte, TSH, Vitamin B12 und Ferritin bestimmt, wobei sich keinerlei Auffälligkeiten zeigten. Zunächst dachten die Züricher Kollegen an einen kutanen Lupus erythematodes und führten eine Probeexzision durch. Dabei zeigte sich histologisch eine oberflächliche perivaskuläre Reaktion, die zu einem viralen Exanthem, einem Arzneimittelexanthem oder einem Erythema gyratum repens hätte passen können.

Da das Erythema gyratum repens (EGR) häufig im Rahmen einer Tumorerkrankung auftritt (70 bis 80 %), begann man mit der Tumorsuche.

Bei der gynäkologischen Untersuchung fand sich eine Raumforderung in der Gebärmutter, was eine Totaloperation nach sich zog. Die Raumfordeung entpuppte sich dann zwar nur als polypoide endometriale Schleimhaut ohne Atypien. Aber man fand zusätzlich ein Tubenkarzinom. In der Staging-Untersuchung mittels Positronen-Emissions-Tomographie war erkennbar, dass der Tumor bereits in Pleura, Peritoneum und Leber metastasiert hatte. Trotz einer sofort eingeleiteten Chemotherapie verschlechterte sich der Zustand der Patientin rasch. Sie entwickelte eine vermutlich paraneoplastisch bedingte Dermatomyositis mit Myasthenie und Beeinträchtgung bei der Mundöffnung und beim Schlucken und schließlich eine Aspirationspneumonie. Sie verstarb kurz darauf, insgesamt drei Monate nach Diagnosestellung.

Das EGR ist selten, schreibt Dr. Chmiel, und tritt vorwiegend im mittleren Lebensalter (40 – 60 Jahre) und häufiger bei Männern (2:1) auf, die Ätiologie ist unklar, manchmal geht es einem Tumorleiden auch voraus. Es sollte daher unbedingt immer eine sorgfältige Tumorsuche erfolgen.

Literatur
1. C. Chmiel: Hautläsionen mit letalem Velauf, Praxis 2021; 110 (10): 591-593

Autorin:
Dr. Vera Seifert

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (11) Seite 9
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.

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