Hoffnung bei Long COVID?

Sabine Mattes

73,5 % berichteten von einer signifikanten Reduzierung ihrer Symptome. 73,5 % berichteten von einer signifikanten Reduzierung ihrer Symptome. © Paylessimages – stock.adobe.com

Nikotinpflaster können bei Long COVID helfen. Erstmals konnte der biochemische Mechanismus in einer Fallstudie bildgebend dargestellt werden.

Weltweit sind bisher etwa 400 Millionen Menschen an Long COVID erkrankt. Auch zwei Jahre nach dem offiziellen Ende der Pandemie fehlt eine wirkungsvolle Therapie. Einen möglichen Behandlungsansatz liefert ein Team um Dr. Marco Leitzke von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Helios Klinik Leisnig. Der Kollege untersucht seit einigen Jahren die biochemischen Hintergründe und die Wirkung von Nikotinpflastern auf Long COVID und andere virale Krankheiten mit nachfolgenden chronischen Erschöpfungssyndromen.

Die Forschenden gehen davon aus, dass die Symptome als Folge einer vorübergehend oder dauerhaft gestörten cholinergen Neurotransmission auftreten. SARS-CoV-2-assoziierte Spike-Glykoproteine binden an die nikotinischen Acetylcholinrezeptoren und beeinträchtigen so die Kommunikation zwischen Zellen und Nervensystem. Hierdurch lassen sich u. a. kognitive, vegetative und neuromuskuläre Einschränkungen erklären, unter denen viele Betroffene mit Long COVID leiden.

„Durch seine hohe Bindungsstärke an nikotinische Acetylcholinrezeptoren kann Nikotin das Virusprotein verdrängen und somit die blockierten Rezeptoren befreien. Die Viruslast wird dann durch präformierte Antikörper, die bei der Akutinfektion oder durch die Impfung gebildet wurden, eradiziert“, erklärt Dr. Leitzke in einer Pressemeldung der Helios Klinik Leisnig.

In einer Fallstudie, die gemeinsam mit der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Leipzig durchgeführt wurde, konnte jetzt erstmals die Wirkung des Nikotins bei einer Long-COVID-Patientin bildgebend dargestellt werden.1 Die 44-jährige Frau mit ausgeprägten Symptomen unterzog sich einer einwöchigen Therapie mit niedrigdosiertem transkutanem Nikotin (7 mg/24 h). Vor und nach der Intervention wurden PET-CT/MRT-Scans unter Verwendung eines radioaktiven Tracers durchgeführt

„Die Auswertung der PET-CT/MRT-Bilder zeigt eindrucksvoll, dass das Nikotinmolekül die Rezeptoren von dem viralen Spike-Protein befreit und so die physiologische cholinerge Neutransmission wieder ermöglicht hat“, betont Dr. Leitzke. Die Behandlung ging für die Patientin mit einer deutlichen Verbesserung ihrer Beschwerden einher.

Die Befragung von 231 weiteren Patientinnen und Patienten mit Long COVID, die sich einer Nikotinpflaster-Therapie unterzogen hatten, stimmt die Forschenden ebenfalls optimistisch: 73,5 % berichteten von einer signifikanten Reduzierung ihrer Symptome. Im Hinblick auf die geringen Nebeneffekte und niedrigen Kosten der Behandlung rät das Autorenteam zur Durchführung randomisierter kontrollierter Studien, um die ersten Ergebnisse zu verifizieren.

Quellen:
1. Leitzke M et al. Bioelectronic Medicine 2025; 11: 5; DOI: 10.1186/s42234-025-00167-8
2. Presseinformation – Helios Klinik Leisnig

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73,5 % berichteten von einer signifikanten Reduzierung ihrer Symptome. 73,5 % berichteten von einer signifikanten Reduzierung ihrer Symptome. © Paylessimages – stock.adobe.com