Langzeit-Blutdruckmessung und Funktionstests ordnen vasovagale Ereignisse ein

Dr. Melanie Söchtig

Eine Synkope ist meist selbstlimitierend, die Ohnmacht gehört jedoch stets abgeklärt. Eine Synkope ist meist selbstlimitierend, die Ohnmacht gehört jedoch stets abgeklärt. © Guillermo lobo – stock.adobe.com

Obwohl Reflexsynkopen nicht mit einer erhöhten Mortalität einhergehen, können sie die Lebensqualität massiv einschränken. Um Rezidive zu verhindern, muss man zunächst den zugrundeliegenden Mechanismus verstehen. Dabei hilft ein zweistufiges Untersuchungsprotokoll.

Patientinnen und Patienten, die unter wiederkehrenden Reflexsynkopen leiden, haben mit psychischem Stress und beruflichen Einschränkungen zu kämpfen. Oft ist eine spezifische Behandlung erforderlich, um ein erneutes Auftreten zu verhindern. Denn allgemeine präventive Maßnahmen wie Patientenedukation oder salzhaltige Kost reichen in etwa der Hälfte der Fälle nicht aus.

Die Wahl der Therapie hängt vom zugrundeliegenden hämodynamischen Mechanismus ab. Wenn eine Hypotonie der vorherrschende Auslöser ist, sollte z. B. das Absetzen von Antihypertensiva oder das Tragen von elastischer Kompressionskleidung erwogen werden. Im Gegensatz dazu kommen beim bradykarden Phänotyp in erster Linie Herzschrittmacher, eine Kardioneuroablation und Theophyllin infrage. Um der Pathophysiologie schnell auf die Spur zu kommen, haben Forschende um Dr. Antonella Groppelli vom S. Luca Hospital in Mailand ein zweistufiges Vorgehen entwickelt.

Funktionstestung in 25 Minuten erledigt

Das standardisierte 2STEPS-Protokoll setzt sich zusammen aus einer ambulanten 24 h-Blutdruckmessung und einer kurzen kardiovaskulären autonomen Funktionstestung. Letztere umfasst eine Carotis-Sinus-Massage ab einem Alter von 40 Jahren, einen passiven 3-Minuten-Stehtest sowie eine verkürzte Kipptischuntersuchung (inkl. Nitroglyzerin-Provokation). Die mittlere Dauer der gesamten Funktionstestung betrug in einer multizentrischen prospektiven Querschnittstudie 25 Minuten. In dieser Studie wurde das 2STEPS-Protokoll an 333 Personen mit schweren oder rezidivierenden Reflexsynkopen getestet.

Bei 89 % der Teilnehmenden führte die Diagnostik zu einem konkreten Ergebnis: In 68 % der Fälle fand sich ein hypotensiver, in 6 % ein bradykarder und in 15 % ein gemischter Phänotyp. Bei jeder bzw. jedem Zehnten blieb die Ursache unklar. Schaute man sich die einzelnen Untersuchungsmethoden an, ergaben Langzeit-Blutdruckmessung und Kipptisch bei 60 % bzw. 71 % der Patientinnen und Patienten einen auffälligen Befund. Die Carotis-Sinus-Massage erzielte eine Trefferquote von 15 %, trug aber v. a. zum Erkennen des bradykarden Phänotyps bei.

Das Autorenteam sieht in dem zweistufigen Ansatz eine einfach durchzuführende und zeitsparende Methode, die den hämodynamischen Mechanismus bei den meisten Reflexsynkopen offenlegt. Auch Studienkommentator Prof. Dr. Dr. Peter Mitro von der P. J. Safarik Universität in Kosice ist der Meinung, dass das 2STEPS-Protokoll in den diagnostischen Algorithmus aufgenommen werden sollte. Allerdings sei dieses Vorgehen nicht bei allen vasovagalen Ereignissen notwendig, so Prof. Mitro. Das Hauptaugenmerk gilt Patientinnen und Patienten, die eine spezifische Therapie benötigen. Treten die Synkopen selten auf und besteht neben einer charakteristischen Klinik ein geringes Risiko für einen plötzlichen Herztod, könne man beispielsweise darauf verzichten. Bei schweren Reflexsynkopen ohne Prodromi, wo eine kardioinhibitorische Komponente vermutet wird, sollten die zwei Schritte jedoch früh in die Diagnostik eingebunden werden.

Quellen: 
1. Groppelli A et al. Eur Heart J 2025; 46: 827-835; DOI: 10.1093/eurheartj/ehae907
2. Mitro P. Eur Heart J 2025; 46: 836-838; DOI: 10.1093/eurheartj/ehae872

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Eine Synkope ist meist selbstlimitierend, die Ohnmacht gehört jedoch stets abgeklärt. Eine Synkope ist meist selbstlimitierend, die Ohnmacht gehört jedoch stets abgeklärt. © Guillermo lobo – stock.adobe.com