Mundtrockenheit und ernährungsbedingte Kachexien: Was Ärzt:innen dagegen tun können

DGP-Kongress 2025 Lara Sommer

Mundtrockenheit erschwert Essen Trinken und Sprechen und wird oft unterschätzt obwohl sie behandelbar ist Mundtrockenheit erschwert Essen Trinken und Sprechen und wird oft unterschätzt obwohl sie behandelbar ist © VadimGuzhva – stock.adobe.com

Mundtrockenheit kann Essen, Trinken und sogar das Sprechen erschweren, erinnerte Dr. Franziska Kaestner von den Waldburg-Zeil-Kliniken, Fachkliniken Wangen. Sie werde als quälend empfunden, aber von vielen Ärzt:innen unterschätzt. Diese können jedoch einiges tun, um die Symptome zu lindern und auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Auch eine sekundäre Kachexie infolge mangelnder Nahrungsaufnahme lässt sich multifaktoriell adressieren.

Was verursacht einen trockenen Mund?

  • Mundatmung, Dehydratation, Erkrankungen der Schleimhaut
  • Terminale Sterbephase
  • Sauerstoffgabe
  • Psychische Faktoren wie Angst oder Depression
  • Medikamente, z. B. Diuretika, Opiate, Antiemetika, Antidepressiva, Spasmolytika, Radiotherapie im Kopf-Hals-Bereich -> Medikation überprüfen, oft nicht verzichtbar
     

Maßnahmen gegen Mundtrockenheit

  • Attraktive Flüssigkeiten und Getränke anbieten: Mineralwasser mit Zitrone oder Ingwer, Kräuter- und Früchtetees, Saftschorlen, bittere Getränke (Tonic, Bitter Lemon, alkoholfreies Bier), Eiswürfel oder gekühlte Getränke
  • Mundschleimhautpflege: Fetthaltige Anwendungen wie Butter-Honig-Mischungen, Rosenhonig, Sanddornfruchtfleischöl, Mandelöl, Kokosöl ... (Öle können auch gemischt werden) -> individuelle Präferenzen ermitteln
  • Speichelfluss anregen
  • Intensive Mundpflege, besonders in der letzten Lebensphase, auch Angehörige einbeziehen
     

Anregung des Speichelflusses

  • sorgfältige Mundhygiene
  • Speichel-Ergänzungssprays, Kaugummi, saure Drops
  • Wassereis/mundgerechte Eiswürfel zum Lutschen, gerne aus Lieblingsgetränken
  • Sprühflasche mit Lieblingsgetränken (geht auch, wenn Lutschen oder Schlucken schwerfallen)
  • Duftlampen mit Zitrusölen (Limette, Zitrone, Ingwer)
  • Raumluft feucht halten, z. B. durch nasse Handtücher
  • Ananas
  • ggf. basale Stimulation

Was hilft gegen Borken und Aphten?

  • fettende Mundpflege mit Kokosöl, Mandelöl, Sanddornfruchtfleischöl, Rosenhonig, Butter
  • kohlensäurehaltige Getränke, gefrorene Ananasstücke
  • Kamistad-Gel
  • Lidocain-Mundspüllösung bei starken Schmerzen, Bepanthen-Spüllösung -> auf Aphten auftragen

Mundgeruch beherrschen

  • regelmäßige Mundhygiene
  • Mundspülung mit Tees
  • Mundspülung mit Antibiotika (Metronidazol); Behandlung eines Soor
  • Aromalampe zur Geruchsbindung

Wie beurteilt man eine Kachexie?

Eine Kachexie ist definiert als ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 5 % der Körpermasse. Bei einem Ausgangs-BMI von < 20 kg/m2 oder einem vorbestehenden Verlust an Muskelmasse genügen 2 %. Es stehen zur Abschätzung zahlreiche Tools zur Verfügung: 

  • Subjective Global Assessment (SGA)
  • PG-SGA (patientengeneriert)
  • Nutrition Risk Screening (NRS)
  • Malnutrition Universal Screening Tool/MUST Score
  • Muskelmassenbestimmung

Ärzt:innen sollten das Ergebnis dokumentieren, um ggf. Maßnahmen wie Trinknahrung oder Ernährungsberatung zu rechtfertigen.
 

Interventionen gegen sekundäre Kachexien

Primär sollten Mediziner:innen die Ursache der verminderten Nahrungsaufnahme angehen:

  • Patient:innenaufklärung
  • Information der Angehörigen
  • optimierte Schmerztherapie und Antiemese
  • Antidepressiva (wenn indiziert)
  • Brückenpflege optimieren

Zu den Grundprinzipien der multimodalen Kachexiebehandlung zählen zudem

  • hochnormale proteinhaltige Ernährung (oral -> enteral -> parenteral)
  • parenterale Ernährung nur kurzfristig und mit klarem Ziel!
  • Trinknahrung mit 1,5–2 kcal/ml und hohem Eiweißanteil (CAVE: Nierenfunktion) kann unterstützen und Stress um Nahrungsaufnahme reduzieren
  • regelmäßige körperliche Aktivität (selbst im Bett möglich!)

Medikamentöse Optionen

  • Kortikosteroide: Dexamethason 2–4 mg/Tag oder Prednisolon 15–25 mg/Tag verbessern kurzfristig orale Nahrungsaufnahme und Gewicht; 14–28 Tage Therapie, dann ausschleichen
  • Megestroacetat (Progestine): Zunahme von Appetit und Gewicht, aber Wassereinlagerungen und kardiovaskuläre Risiken
  • Cannabinoide (9-THC): Versuch mit 2,5 mg/Tag Startdosis möglich, langsame Steigerung auf maximal 20 mg pro Tag; Absetzen, wenn Effekt nach zwei Wochen ausbleibt oder es nicht vertragen wird
  • Außerdem untersucht: COX-Hemmer, Grehlin, Anabolika, nicht-steroidale selektive Androgenrezeptormodulatoren, TNF-alpha-Blocker, IL-6-Antikörper

Quelle:
Kaestner F. 65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie; Vortrag „Mundtrockenheit und pulmonale Kachexie: Fokus Ernährungsmedizin“

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