
Mundtrockenheit und ernährungsbedingte Kachexien: Was Ärzt:innen dagegen tun können

Was verursacht einen trockenen Mund?
- Mundatmung, Dehydratation, Erkrankungen der Schleimhaut
- Terminale Sterbephase
- Sauerstoffgabe
- Psychische Faktoren wie Angst oder Depression
- Medikamente, z. B. Diuretika, Opiate, Antiemetika, Antidepressiva, Spasmolytika, Radiotherapie im Kopf-Hals-Bereich -> Medikation überprüfen, oft nicht verzichtbar
Maßnahmen gegen Mundtrockenheit
- Attraktive Flüssigkeiten und Getränke anbieten: Mineralwasser mit Zitrone oder Ingwer, Kräuter- und Früchtetees, Saftschorlen, bittere Getränke (Tonic, Bitter Lemon, alkoholfreies Bier), Eiswürfel oder gekühlte Getränke
- Mundschleimhautpflege: Fetthaltige Anwendungen wie Butter-Honig-Mischungen, Rosenhonig, Sanddornfruchtfleischöl, Mandelöl, Kokosöl ... (Öle können auch gemischt werden) -> individuelle Präferenzen ermitteln
- Speichelfluss anregen
- Intensive Mundpflege, besonders in der letzten Lebensphase, auch Angehörige einbeziehen
Anregung des Speichelflusses
- sorgfältige Mundhygiene
- Speichel-Ergänzungssprays, Kaugummi, saure Drops
- Wassereis/mundgerechte Eiswürfel zum Lutschen, gerne aus Lieblingsgetränken
- Sprühflasche mit Lieblingsgetränken (geht auch, wenn Lutschen oder Schlucken schwerfallen)
- Duftlampen mit Zitrusölen (Limette, Zitrone, Ingwer)
- Raumluft feucht halten, z. B. durch nasse Handtücher
- Ananas
- ggf. basale Stimulation
Was hilft gegen Borken und Aphten?
- fettende Mundpflege mit Kokosöl, Mandelöl, Sanddornfruchtfleischöl, Rosenhonig, Butter
- kohlensäurehaltige Getränke, gefrorene Ananasstücke
- Kamistad-Gel
- Lidocain-Mundspüllösung bei starken Schmerzen, Bepanthen-Spüllösung -> auf Aphten auftragen
Mundgeruch beherrschen
- regelmäßige Mundhygiene
- Mundspülung mit Tees
- Mundspülung mit Antibiotika (Metronidazol); Behandlung eines Soor
- Aromalampe zur Geruchsbindung
Wie beurteilt man eine Kachexie?
Eine Kachexie ist definiert als ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 5 % der Körpermasse. Bei einem Ausgangs-BMI von < 20 kg/m2 oder einem vorbestehenden Verlust an Muskelmasse genügen 2 %. Es stehen zur Abschätzung zahlreiche Tools zur Verfügung:
- Subjective Global Assessment (SGA)
- PG-SGA (patientengeneriert)
- Nutrition Risk Screening (NRS)
- Malnutrition Universal Screening Tool/MUST Score
- Muskelmassenbestimmung
Ärzt:innen sollten das Ergebnis dokumentieren, um ggf. Maßnahmen wie Trinknahrung oder Ernährungsberatung zu rechtfertigen.
Interventionen gegen sekundäre Kachexien
Primär sollten Mediziner:innen die Ursache der verminderten Nahrungsaufnahme angehen:
- Patient:innenaufklärung
- Information der Angehörigen
- optimierte Schmerztherapie und Antiemese
- Antidepressiva (wenn indiziert)
- Brückenpflege optimieren
Zu den Grundprinzipien der multimodalen Kachexiebehandlung zählen zudem
- hochnormale proteinhaltige Ernährung (oral -> enteral -> parenteral)
- parenterale Ernährung nur kurzfristig und mit klarem Ziel!
- Trinknahrung mit 1,5–2 kcal/ml und hohem Eiweißanteil (CAVE: Nierenfunktion) kann unterstützen und Stress um Nahrungsaufnahme reduzieren
- regelmäßige körperliche Aktivität (selbst im Bett möglich!)
Medikamentöse Optionen
- Kortikosteroide: Dexamethason 2–4 mg/Tag oder Prednisolon 15–25 mg/Tag verbessern kurzfristig orale Nahrungsaufnahme und Gewicht; 14–28 Tage Therapie, dann ausschleichen
- Megestroacetat (Progestine): Zunahme von Appetit und Gewicht, aber Wassereinlagerungen und kardiovaskuläre Risiken
- Cannabinoide (9-THC): Versuch mit 2,5 mg/Tag Startdosis möglich, langsame Steigerung auf maximal 20 mg pro Tag; Absetzen, wenn Effekt nach zwei Wochen ausbleibt oder es nicht vertragen wird
- Außerdem untersucht: COX-Hemmer, Grehlin, Anabolika, nicht-steroidale selektive Androgenrezeptormodulatoren, TNF-alpha-Blocker, IL-6-Antikörper
Quelle:
Kaestner F. 65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie; Vortrag „Mundtrockenheit und pulmonale Kachexie: Fokus Ernährungsmedizin“
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