Lifestyleproblem statt Hinweis auf Neoplasie

DGHO 2024 Friederike Klein

Die Abstinenz von Shisha-Rauchen führte zur schnellen Erholung der Erythrozytenwerte des Patienten. Die Abstinenz von Shisha-Rauchen führte zur schnellen Erholung der Erythrozytenwerte des Patienten. © Syda Productions – stock.adobe.com

Erst nachdem sich ein Patient mit unklarer Erythrozytose am Universitätsklinikum vorstellte, entpuppte sich seine Vorliebe für Shishas als wahre Ursache. Eine Abstinenz führte zur zeitnahen Erholung der Blutwerte.

Bei einem 29-jährigen Mann stellten Ärzt:innen 2011 das erste Mal eine Polyzythämie unklarer Ursache fest. Das Hb lag bei 22,7 g/dl, der Hämatokrit (Hct) bei 62 %. Daraufhin wurde er regelmäßig phlebotomiert und 2012 hatte sich der Hct normalisiert. Im darauffolgenden Jahr trat die Polyzythämie jedoch wieder auf und der Patient wurde alle drei Monate zur Ader gelassen. 2014 erfolgte eine Überweisung an die Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation am Universitätsklinikum Essen, berichtete PD Dr. Joachim R. Göthert.

B-Symptome wie Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Fieber hatte der Patient bei Vorstellung nicht. Die körperliche Untersuchung erbrachte keine pathologischen Befunde und in der Computertomografie fand sich kein Hinweis auf einen Erythropoietin(EPO)-produzierenden Tumor. Das Labor ergab einen Hb-Wert von 17,1 g/dl und einen Hct von 49,4 %. Abnorm erhöht war das Erythropoietin mit 105 mlU/ml (Normbereich 6–23 mlU/ml). Ein hochaffines Hämoglobin als Zeichen einer möglicherweise erblichen Erkrankung fand sich ebenso wenig wie eine somatische Januskinase-Mutation oder eine Keimbahnmutation von VHL (von-Hippel-Lindau, Chuvash-Polyzythämie).

Kohlenmonoxid und Erythrozytose

Im Verlauf stellte sich heraus, dass der Mann mindestens jeden zweiten Tag Wasserpfeife rauchte. Die regelmäßige Kohlenmonoxid-inhalation hatte zu einem Carboxyhämoglobin-Wert von 33,7 % geführt. Normal liegt dieser Wert bei Nichtraucher:innen unter 3 %, bei Rauchenden unter 8 %. „Das Labor hat angerufen, der Patient müsse in eine Überdruckkammer“, berichtete der Experte. „Aber der Patient war fröhlich, er hat das ja mit seinem hohen EPO-Spiegel und hohen Hämatokrit kompensiert“. Unter Wasserpfeifenabstinenz sanken EPO-Spiegel, Carboxyhämoglobin- und Hb-Wert in den Normbereich ab. 

Patient:innen mit Erythrozytose, die keine Symptome haben und bei denen keine Thromboembolie-Ereignisse bekannt sind, müssen nicht phlebotomiert werden, ergänzte Dr. Göthert. Wichtig ist, die Ursache zu beseitigen und einen möglicherweise bestehenden internistischen Hintergrund zu behandeln. 

Quelle:
Göthert JR. DGHO-Jahrestagung 2024; Vortrag V849

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Die Abstinenz von Shisha-Rauchen führte zur schnellen Erholung der Erythrozytenwerte des Patienten. Die Abstinenz von Shisha-Rauchen führte zur schnellen Erholung der Erythrozytenwerte des Patienten. © Syda Productions – stock.adobe.com