Mehr „on“ und weniger „off“ dank Pumpentherapie

Dr. Susanne Meinrenken

Grundsätzlich sollten Patientinnen und Patienten, bei denen die orale L-Dopa-Therapie im Verlauf weniger zufriedenstellend wirkt, rechtzeitig über Pumpentherapien aufgeklärt werden. Grundsätzlich sollten Patientinnen und Patienten, bei denen die orale L-Dopa-Therapie im Verlauf weniger zufriedenstellend wirkt, rechtzeitig über Pumpentherapien aufgeklärt werden. © MohamadFaizal – stock.adobe.com

Orales Levodopa verliert mit der Zeit an Wirksamkeit – Off-Phasen nehmen zu, On-Phasen verkürzen sich. Eine kontinuierliche Medikamentenabgabe per Pumpe kann helfen. Subkutane oder intrajejunale Therapien verringern motorische Schwankungen und sind längst mehr als nur eine Notlösung.

Orales Levodopa verliert mit der Zeit an Wirksamkeit – Off-Phasen nehmen zu, On-Phasen verkürzen sich. Eine kontinuierliche Medikamentenabgabe per Pumpe kann helfen. Die subkutanen oder intrajejunalen Verfahren sind längst mehr als eine Ultima Ratio.

Seit rund 60 Jahren lässt sich mit Levodopa (L-Dopa) als Tablette dem Dopaminmangel bei der Parkinson-Krankheit entgegenwirken. Über die Jahre kamen weitere Medikamente hinzu. Dennoch klagen viele Betroffene im Verlauf ihrer Erkrankung über Beschwerden wie Dyskinesien und zunehmende Phasen mit schlechter Wirksamkeit des Präparats („off“).Hintergrund ist unter anderem die reduzierte Speicherfähigkeit der noch verbliebenen dopaminergen Nervenzellen, schreiben Dr. Marita Thiel und Prof. Dr. Wolfgang Jost von der Parkinson-Klinik Ortenau in Wolfach. Um die abnehmende Wirkdauer von L-Dopa auszugleichen, muss das Präparat dann oft mehrmals täglich eingenommen werden – manchmal sogar mit nur zweistündigen Intervallen.

Eine kontinuierliche Gabe hingegen wird durch die transkutane oder intrajenunale Applikation per Pumpe möglich. Entsprechende Verfahren sind seit einigen Jahren für die fortgeschrittene Parkinson-Krankheit zugelassen. Einheitliche Kriterien, nach denen ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium definiert werden kann, gibt es allerdings nicht. Wer täglich mindestens fünfmal Levodopa einnehmen muss, Off-Phasen von etwa zwei Stunden sowie Dyskinesien von mindestens einer Stunde erleidet, kommt potenziell für eine Pumpentherapie infrage, so das Autorenteam. 

Für die subkutane Infusion ist Foslevodopa/Foscarbidopa seit Dezember 2023 in Deutschland verfügbar. Voraussetzung ist eine nicht mehr zufriedenstellende orale Levodopa-Therapie mit Off-Phasen von mindestens 2,5 Stunden Dauer täglich. Vorher genutzte L-Dopa-haltige Wirkstoffe oder COMT*-Hemmer müssen abgesetzt werden. Einmal gefüllt gibt die Pumpe drei Tage durchgehend Wirkstoff ab, also auch nachts. Einer Studie zufolge lässt sich eine Reduktion der Off-Phasen von 2,75 Stunden bei gleichzeitiger Erhöhung der On-Zeit um 2,72 Stunden täglich erreichen. Unerwünschte Wirkungen treten vor allem an der Einstichstelle als unspezifische Hautveränderung oder lokale Infektion auf. Die Therapie lässt sich bei Bedarf sofort starten oder auch abbrechen. 

Applikation erfolgt über 16 Stunden täglich

Einer invasiven Vorbereitung in Form einer perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG) bedarf es bei den beiden intrajejunalen Präparaten Levodopa-Carbidopa-Intestinalgel (LCIG) und Levodopa-Entacapon-Carbidopa-Intestinalgel (LECIG). Risiken bei dieser Form der Applikation sind eine lokale Infektion oder die Dislokation der Dünndarmsonde, auch besteht die Gefahr einer Polyneuropathie. Die Medikamente werden jeweils 16 Stunden täglich appliziert; bei Bedarf können sich die Betroffenen in begrenztem Ausmaß einen zusätzlichen Bolus verabreichen. Ziel bei LCIG ist die Monotherapie, oft jedoch sind zusätzliche Parkinson-Medikamente nötig. Studien zufolge reduziert LCIG die Off-Phasen um etwa vier Stunden täglich. 

Auch für das neuere LECIG liegen erste positive Studienergebnisse vor. Besonderheit ist die Kombination mit dem COMT-Hemmer Entacapon, der den L-Dopa-Abbau hemmt. So sind geringere Levodopa-Dosen und damit ein leichteres Pumpensystem möglich. Allerdings kann Entacapon zu anhaltender Diarrhö führen. Um die Verträglichkeit zu prüfen, wird eine mehrwöchige orale Probegabe empfohlen. Bevor eine PEG gesetzt wird, kann zudem die Wirkung von LECIG oder LCIG einige Tage über eine nasojejunale Sonde getestet werden.

Grundsätzlich sollten Patientinnen und Patienten, bei denen die orale L-Dopa-Therapie im Verlauf weniger zufriedenstellend wirkt, rechtzeitig über Pumpentherapien aufgeklärt werden – denn diese sind dem Autorenteam zufolge nicht als Ultima Ratio zu betrachten.

*Catechol-O-Methyltransferase

Quelle: Thiel MF, Jost W. Psychopharmakotherapie 2024; 31: 199-205

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Grundsätzlich sollten Patientinnen und Patienten, bei denen die orale L-Dopa-Therapie im Verlauf weniger zufriedenstellend wirkt, rechtzeitig über Pumpentherapien aufgeklärt werden. Grundsätzlich sollten Patientinnen und Patienten, bei denen die orale L-Dopa-Therapie im Verlauf weniger zufriedenstellend wirkt, rechtzeitig über Pumpentherapien aufgeklärt werden. © MohamadFaizal – stock.adobe.com