Migräne: Das Wichtigste zu Ditanen, Entspannungstechniken und CGRP-Antagonisten

Elisa Sophia Breuer

Zu Entspannungstechniken und Lichttherapie kommen nun bald auch CGRP-Antikörper als Behandlungsmethode für Migräne hinzu. Zu Entspannungstechniken und Lichttherapie kommen nun bald auch CGRP-Antikörper als Behandlungsmethode für Migräne hinzu. © fotolia/Toshe

Nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen sind gefragt – auch bei Migräne. Falls Lichttherapie oder Entspannungstechniken nicht ausreichen, könnten bald CGRP-Antikörper Abhilfe schaffen. Nicht nur in der Akuttherapie.

CGRP-Antikörper in der Pipeline

Das Calcitonin Gene-Related Pep­tide, kurz CGRP, wirkt vasodilatativ und spielt eine Rolle in der Entwicklung und Chronifizierung von Migräne. Während man erste Antikörperstudien aufgrund der Lebertoxizität abbrechen musste, werden aktuell nicht hepatisch metabolisierbare Antikörper für die Akuttherapie und die Prophylaxe untersucht.

Antikörper gibt man nur monatlich oder quartalsweise

In einer Studie zur Akuttherapie erzielten 100 mg Ubrogepant innerhalb von zwei Stunden in 25,5 % der Fälle Schmerzfreiheit, signifikant mehr als unter Placebo (8,9 %). Im Vergleich zu Triptanen traten weniger Nebenwirkungen auf. „Eventuell besteht auch ein geringeres Risiko für einen Medikamentenübergebrauch,“ erklärte Privatdozentin Dr. Gudrun­ Goßrau­, Universitäts SchmerzCentrum­, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden.

Für die Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne sind drei gegen CGRP-gerichtete monoklonale Antikörper – Galcanezumab, Eptinezumab und Fremanezumab – und der CGRP-Rezeptorant­agonist Erenumab in Entwicklung.

Aufgrund der langen Halbwertszeit erfolgt die Gabe von Eptinezumab i.v. einmal pro Quartal, die von Galcanezumab und Erenumab s.c. einmal im Monat und die von Fremanezumab entweder i.v. pro Quartal oder monatlich s.c. „Die Antikörper wirken schnell und gut bei gleichzeitig wenig Nebenwirkungen,“ so die Referentin.

Therapieoption für Senioren

Der Serotonin-Rezeptoragonist Lasmiditan wird gerade in Studien erprobt. In der Akuttherapie liefert er positive Ergebnisse bezüglich der Schmerzfreiheit. „Die Substanz verursacht keine Vasokonstriktion, man kann sie also auch bei über 65-Jährigen bzw. kardiovaskulärem Risikoprofil einsetzen“, betonte Dr. Goßrau. Die Gabe von 100 mg war höheren und niedrigeren Dosen überlegen. Nebenwirkungen waren Parästhesien, Schwindel und Müdigkeit.

Keine medikamentöse Prophylaxe bei Kindern

In einer noch unveröffentlichten Studie untersuchten Forscher eine 24-wöchige Prophylaxe mit 2 mg/kg ­KG Topiramat bzw. 1 mg/kg KG Amitriptylin bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 8–17 Jahren. Beide Interventionen zeigten mehr Nebenwirkungen, aber keine Vorteile gegenüber dem Placebo. Dr. Großrau rät daher von der medikamentösen Prophylaxe ab, betonte jedoch, dass die Altersgruppe hohe Placeboeffekte aufweist.

Grünes Licht für Kopfschmerzen

Während grünes Licht Schmerzen in der Migränephase verringert, verstärkt rote, blaue oder gelbe Beleuchtung die Beschwerden. Die Referentin schlug vor, Betroffene auf diese Effekte hinzuweisen.

Überwältigende Stressbewältigung

Mailänder Wissenschaftler verglichen die mindfulnessbasierte Stessreduktion nach Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn mit einer medikamentösen Prophylaxe bei 44 Migränikern. Die Hälfte nahm sechs Wochen lang an einer wöchentlichen Gruppensitzung à 45 Minuten teil und führte die Übungen 7–10 Minuten pro Tag durch. Zudem wurde zweimal pro Woche aerob trainiert. Medikation und Stressreduktion senkten vergleichbar gut die Kopfschmerztage um mindestens 50 %. Die meisten Patienten erfüllten danach nicht mehr die Diagnosekriterien der chronischen Migräne.

Laut Dr. Goßrau wird die aktualisierte Leitlinie Empfehlungen zu Entspannungstechniken wie autogenem Training und verhaltenstherapeutischen Interventionen wie der mindfulnessbasierten Stressreduk­tion beinhalten.

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