Minoxidil zwingt schwere Hypertonie in die Knie

Dr. Dorothea Ranft

Minoxidil ist als Blutdrucksenker weitgehend in Vergessenheit geraten. Minoxidil ist als Blutdrucksenker weitgehend in Vergessenheit geraten. © pabijan - stock.adobe.com

Minoxidil ist als Blutdrucksenker weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei scheint der Vasodilatator gut geeignet zu sein, wenn sich eine Hypertonie mit den gängigen Optionen nicht ausreichend einstellen lässt. 

Vor Einführung von Kalziumantagonisten, ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern wurde Menschen mit besonders schwerer Hypertonie Minoxidil verordnet. Allerdings gab es schon damals Bedenken hinsichtlich Flüssigkeitsretention bis hin zu Perikarderguss und Anasarka. Eine ursächliche Rolle des Antihypertensivums konnte jedoch nicht belegt werden, so Prof. Dr. Michael Bursztyn und Prof. Dr. Iddo Ben-Dov vom Hebrew University Medical Center in Jerusalem.

In einer Studie wurden Personen mit ausgeprägtem Bluthochdruck und linksventrikulärer Hypertrophie untersucht, die basal einen Betablocker und einen Alpha-2-Rezeptoragonisten erhielten. Mit der alleinigen Hinzunahme von Minoxidil stieg der linksventrikuläre Masse-Index. Wurde hingegen der ACE-Hemmer Cilazapril allein oder in Kombination damit eingesetzt, sank er. Eine Blockade des Renin-Angiotensin-Systems (RAS)konnte somit den ungünstigen Effekt von Minoxidil verhindern. 

Niedrig dosiert starten, dann langsam auftitrieren

Minoxidil wird fast vollständig resorbiert und größtenteils hepatisch metabolisiert, eine Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz ist also nicht erforderlich. Zu den potenziellen Nebenwirkungen zählen Reflextachykardie, RAS-Aktivierung, ausgeprägte Natriumretention und Ödeme. Vorsichtshalber empfehlen die Autoren eine niedrige Startdosis (5 mg 1–2 mal täglich) mit langsamer Auftitration. Wenn es zu T-Wellen-Inversionen kommt, zeugt dies nach Einschätzung der Expertinnen und Experten eher von einer erfolgreichen Blutdrucksenkung als von einer kardialen Nebenwirkung. 

Den Nutzen der Therapie beschreiben die Forschenden am Beispiel eines typischen Patienten, der in ihrer Klinik behandelt wurde. Der 61-jährige Mann war familiär stark vorbelastet für Hypertonie und kardiovaskuläre Erkrankungen. Die häuslich gemessenen Blutdruckwerte lagen bei 150–170 mmHg systolisch und 90–110 mmHg diastolisch – trotz Vierfachtherapie mit Atenolol, Amlodipin, Losartan und Hydrochlorothiazid. An weiteren Diagnosen bestanden Hypercholesterinämie, Adipositas und obstruktive Schlafapnoe. Um die Einstellung des Blutdrucks zu verbessern, wurde Amlodipin durch Minoxidil ersetzt (5 mg 2 x täglich). Drei Wochen später lag der Blutdruck bei 128/82 mmHg und blieb auch in den folgenden sechs Jahren stabil.

Wegen einer Gynäkodynie ohne Gynäkomastie wurde Spironolacton abgesetzt. Daraufhin besserte sich der Brustschmerz, aber der Blutdruck stieg auf 144/90 mmHg begleitet von Knöchelödemen. Daraufhin erhöhte man die Minoxidildosis auf zweimal täglich 10 mg, ergänzt durch Furosemid (20 mg 2 x täglich). Zwei Monate später lag der Druck bei 126/84 mmHg, die Flüssigkeitseinlagerungen bildeten sich zurück und der Patient blieb mehr als 14 Jahre gut eingestellt. 

Dieser Fall zeigt, dass bei schwer einstellbarem Bluthochdruck die Umstellung von einem Kalziumkanalblocker und möglicherweise auch anderen Vasodilatatoren auf Minoxidil gut möglich ist, wenn die adrenerge Reaktion z. B. mit einem Betablocker oder einem zentralen Alpha-2-Agonisten kontrolliert wird. Allerdings muss diese protektive Behandlung vorab begonnen werden, um eine Reflextachykardie zu verhindern.

Quelle: Bursztyn M, Ben-Dov IZ. Hypertension 2025; 82: 543-548; doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.124.23976

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Minoxidil ist als Blutdrucksenker weitgehend in Vergessenheit geraten. Minoxidil ist als Blutdrucksenker weitgehend in Vergessenheit geraten. © pabijan - stock.adobe.com