Mit diesen Wirkstoffen kann man künftig rechnen

EULAR 2025 Dr. Sonja Kempinski

Am Ende der Tagung präsentierte die Rheumatologin ihre ganz persönlichen Highlights. Am Ende der Tagung präsentierte die Rheumatologin ihre ganz persönlichen Highlights. © Aria Armoko - stock.adobe.com

Ob gegen Myositis, Psoriasisarthritis, IgG4-assoziierte Erkrankungen oder Glukokortikoidtoxizität: Die Pipeline für Rheumamedikamente ist gut gefüllt. Die unterschiedlichsten Wirksubstanzen haben das Potenzial, das Therapiespektrum zu bereichern.

Die Forschung in der Rheumatologie boomt, freute sich Dr. Helga Lechner-Radner von der Medizinischen Universität Wien. Allein auf dem EULAR-Kongress wurden 3.200 Abstracts angenommen und 177 wissenschaftliche Sitzungen abgehalten, fasste sie knapp zusammen. Am Ende der Tagung präsentierte die Rheumatologin ihre ganz persönlichen Highlights. Sie betonte, dass es sich dabei um eine subjektive und aufgrund der begrenzten Vortragszeit sehr eingeschränkte Auswahl handele.

Vielversprechende Ergebnisse zeigt beispielsweise der erste orale Tyrosinkinase-2-Inhibitor Deucravacitinib bei Psoriasisarthritis. Die Substanz war in einer Phase-3-Studie nach 16 Wochen dem Placebopräparat bei mehreren Endpunkten überlegen, inklusive muskuloskelettaler und dermatologischer Manifestationen sowie dem ACR-Ansprechen. Die klinische Response blieb bis Woche 52 bestehen. Dies galt sowohl für biologikanaive Patientinnen und Patienten als auch für diejenigen, die nicht auf TNF-Blocker angesprochen hatten. 

Der immunmodulierende und antifibrotische Phosphodiesterase-4B-Inhibitor Nerandomilast wiederum ist ein Kandidat für autoimmunbedingte interstitielle Lungenerkrankungen. Denn der Arzneistoff führte in der FIBRONEER-ILD-Studie auch bei der Subgruppe mit rheumatischen Erkrankungen (v. a. rheumatoide Arthritis, systemische Sklerose und Mischkollagenosen) nach 52 Wochen zu einer geringeren Abnahme der Lungenfunktion als Placebo. Vor allem in der höheren Dosierung kam es seltener zu akuter Verschlechterung, stationärem Aufenthalt aufgrund von Atemproblemen oder zum Tod. 

Kurz vor der Zulassung für die Behandlung der Lupusnephritis steht laut Dr. Lechner-Radner der Anti-CD-20-Antikörper Obinutuzumab. In Kombination mit der Standardtherapie führte die Substanz bei Betroffenen mit Lupusnephritis nach 76 Wochen zu einer deutlich höheren Rate an kompletter Nierenremission als Placebo plus Standardtherapie. Eine weitere Analyse der REGENCY-Daten ergab, dass sich dieser Vorteil über verschiedene Definitionen des Therapieansprechens hinweg zeigte. Mit Obinutuzumab erreichten konstant 13–16 % mehr Betroffene die Remission.

Die glorreichen Sieben

In ihrem Vortrag stellte Dr. Lechner-Radner im Schnelldurchlauf sieben experimentelle Arzneistoffe für die Rheumatologie vor. Hier die Substanzen mit den Abstract-Nummern und dem Digital Object Identifier (DOI) im Überblick:

  • Deucravacitinib (TYK2-Inhibitor) OP0095; DOI: 10.1136/annrheumdis-2025-eular.B1689
  • Nerandomilast (PDE4B-Inhibitor): LB0003; DOI: 10.1136/annrheumdis-2025-eular.C.L-BA47
  • Obinutuzumab (Anti-CD-20-Antikörper): OP0006; DOI: 10.1136/annrheumdis-2025-eular.B830
  • Enpatoran (TLR-7/8-Inhibitor): LB0004; DOI: 10.1136/annrheumdis-2025-eular.C.L-BA11/
  • Efgartigimod (FcRn-Inhibitor): OP0002; DOI: 10.1136/annrheumdis-2025-eular.B2381
  • Rilzabrutinib (BTK-Inhibitor): OP0186; DOI: 10.1136/annrheumdis-2025-eular.B3152
  • Clofutriben (HSD-1-Inhibitor): OP0058; DOI: 10.1136/annrheumdis-2025-eular.B2906

Oraler Toll-Like-Rezeptor für den systemischen Lupus

Der orale Toll-Like-Rezeptor-7/8-Inhibitor Enpatoran könnte für die Behandlung des systemischen Lupus erythematodes interessant werden. Er führte bei 353 Patientinnen und Patienten mit moderater bis schwerer Erkrankung in allen getesteten Dosierungen zu höheren Ansprechraten als Placebo. Zudem reduzierte er die Interferonsignatur signifikant und ermöglichte eine Reduzierung der Glukokortikoide.

Ein weiterer neuer Wirkstoff ist Efgartigimod. Durch Bindung an den neonatalen Fc-Rezeptor (FcRn) wird das Recycling der IgG-Antikörper gestört, wodurch deren Konzentration im Blut sinkt. Bei Erwachsenen mit idiopathischen inflammatorischen Myositiden führte der Arzneistoff bei guter Verträglichkeit zur signifikanten Verbesserung des Total Improvement Scores. Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung der mechanistischen FcRn-Hemmung und rechtfertigen Untersuchungen in der laufenden Phase-3-Studie. Im Rahmen einer Proof-of-Concept-Untersuchung zeigte Efgartigimod auch bei Morbus Sjögren gute Effekte, Phase-3-Studien dazu sind auf dem Weg.

Auch für IgG4-assoziierte Erkrankungen steht mit Rilzabrutinib ein neuer Kandidat vor der Tür: Nach 52 Wochen Therapie mit dem Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor waren 19 von 27 Betroffenen ohne Glukokortikoide oder Immunsuppressiva und blieben während der gesamten Behandlungsdauer nach Absetzen der Glukokortikoide frei von Krankheitsschüben. 

Besonders spannend ist die siebte Substanz, die Dr. Lechner-Radner vorstellte. Bei Clofutriben handelt es sich um einen selektiven Inhibitor der 11b-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 1 (HSD-1). In einer Studie mit 53 Patientinnen und Patienten mit Polymyalgia rheumatica, die Prednisolon erhielten, konnte der HSD-1-Hemmer die glukokortikoidbedingte Toxizität reduzieren, ohne den klinisch nötigen Effekt zu stören. Gemildert wurden u. a. die durch Glukokortikoide verursachten Nebenwirkungen auf Biomarker der Knochenbildung und -resorption sowie des Lipidstoffwechsels.

Quelle: EULAR 2025 – European Congress of Rheumatology

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Am Ende der Tagung präsentierte die Rheumatologin ihre ganz persönlichen Highlights. Am Ende der Tagung präsentierte die Rheumatologin ihre ganz persönlichen Highlights. © Aria Armoko - stock.adobe.com