Neuer Blasenkrebs-Marker zeigt, wer auf neoadjuvante Chemotherapie anspricht

Dr. Miriam Sonnet

Forscher prüfen, ob sich die T-Zellen auch aktivieren lassen. Profitieren könnten davon Patienten, deren Tumor nicht auf die Chemotherapie anspricht. Forscher prüfen, ob sich die T-Zellen auch aktivieren lassen. Profitieren könnten davon Patienten, deren Tumor nicht auf die Chemotherapie anspricht. © luchschenF – stock.adobe.com

Während der Diagnosestellung Patienten identifizieren, deren Urothelkarzinom auf eine präoperative Chemotherapie anspricht? Das können Kollegen der Charité bereits mithilfe des CXCR3-Chemokinsystems und sparen damit wertvolle Zeit. Einzig eine Biopsieprobe benötigen sie dafür.

Eine Chemotherapie wirkt nicht bei jedem Patienten und es ist oft nur schwer einzuschätzen, wer von einer solchen Behandlung profitiert. Gerade für Erkrankte mit muskelinvasivem Blasenkrebs ist diese Vorhersage aber wichtig, denn sie erhalten vor der Resektion des Organs häufig Zytostatika, die den Tumor verkleinern sollen. Allerdings gelingt dies in etwas mehr als der Hälfte der Fälle nicht. Die Betroffenen haben also durch die neoadjuvante Therapie keinen Vorteil, potenziell mehr Nebenwirkungen und bilden möglicherweise in der Zeit, die verstreicht, Metastasen.

Ein internationales Forscherteam um Tino Vollmer, Charité – Universitätsmedizin Berlin, nahm diese Problematik zum Anlass, um einen neuen prädiktiven Marker für die Wirksamkeit der Neoadjuvanz zu finden. Sie untersuchten die Immun­antwort von 20 Patienten mit muskelinvasivem Blasenkarzinom, die sie abhängig ihres Ansprechens auf eine präoperative Chemotherapie kategorisierten. Dadurch fanden sie heraus, dass das intratumorale CXCR3-Chemokinsystem in der Krebseradikation eine zentrale Rolle spielt.

Menge an CXCL11 korreliert mit der von T-Zellen

Die Autoren charakterisierten zunächst die CD8+ T-Zellen der Teilnehmer. In Laborversuchen zeigte sich, dass Subpopulationen von T-Zellen mit reichlich CXCR3alt, einer Variante des CXCL11-Rezeptors, auf den Botenstoff CXCL11 reagieren. Des Weiteren analysierten die Wissenschaftler Biopsien, die sie den Patienten noch vor der Therapie entnommen hatten. Hier korrelierte eine große Menge von CXCL11 mit einer höheren Anzahl an tumor­infiltrierenden T-Zellen und dem Ansprechen auf die neoadjuvante Behandlung. Außerdem verlängerte sich das Gesamtüberleben der Patienten mit der Anwesenheit von CXCR3alt und CXCL11, schreiben die Wissenschaftler.

Anhand dieser beiden Marker konnte die Arbeitsgruppe demnach schon vorher zwischen Patienten, die auf präoperative Zytostatika ansprechen, und solchen, die dies nicht tun, unterscheiden. Den prognostischen Wert von CXCR3/CXCL11 validierten sie in einer unabhängigen Kohorte anhand von Daten des Cancer Genome Atlas.

Botenstoff lockt Immunzellen in den Tumor

Das Signalmolekül CXCL11 locke spezifische T-Zellen in den Tumor und stimuliere sie, sich zu vermehren und verstärkt gegen den Krebs vorzugehen, interpretieren die Autoren die Ergebnisse. „Die Chemotherapie scheint diese körpereigene Bekämpfung des Tumors dann zu unterstützen, etwa weil die T-Zellen durch den Zerfall des Krebsgewebes einfacher einwandern können“, erklärt Doktorand Vollmer. Das Chemokin und sein Rezeptor lassen sich im Labor bestimmen – eine Biopsieprobe reiche dafür aus, so die Ärzte.

Somit sei es bereits zum Zeitpunkt der Diagnose möglich, den Erfolg einer Chemotherapie abzuschätzen. Die Wissenschaftler wollen nun in weiteren Studien untersuchen, ob sich die T-Zellen der Patienten, die weniger auf die Chemotherapie ansprechen, aktivieren lassen. Zudem wollen sie die Rolle des CXCR3-Chemokinsystems bei weiteren Krebsarten prüfen.

Quellen:
1. Vollmer T et al. Sci Transl Med. 2021; 13: eabb3735; DOI: 10.1126/scitranslmed.abb3735
2. Pressemitteilung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Berlin Institute of Health

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Forscher prüfen, ob sich die T-Zellen auch aktivieren lassen. Profitieren könnten davon Patienten, deren Tumor nicht auf die Chemotherapie anspricht. Forscher prüfen, ob sich die T-Zellen auch aktivieren lassen. Profitieren könnten davon Patienten, deren Tumor nicht auf die Chemotherapie anspricht. © luchschenF – stock.adobe.com