Niedriger Score spricht für zusätzliche Chemotherapie bei prämenopausalen Patientinnen

Dr. Judith Lorenz

Mithilfe des Tests kann herausgefunden werden, welchen Patientinnen die Chemo möglicherweise erspart werden kann. Mithilfe des Tests kann herausgefunden werden, welchen Patientinnen die Chemo möglicherweise erspart werden kann. © VectorMine – stock.adobe.com

Mithilfe des Oncotype DX®-Tests können Krankheitsprognose und Chemotherapienutzen bei Patientinnen mit einem HR+/HER2- Mammakarzinom im Frühstadium beurteilt werden. Eine internationale Studie bestätigt nun, dass sich die prädiktive Aussagekraft des Gentests nicht nur auf nodal negative Frauen beschränkt.

Der Oncotype DX®-Test könnte die Risikoprädiktion bei HR+/HER2-, nodal-negativem Mammakarzinom verbessern. Der Test quantifiziert die Expression von 21 Genen im Tumorgewebe. Der dadurch errechnete Rezidivscore kann zwischen 0 und 100 Punkte erreichen, wobei höhere Werte eine ungünstigere Prognose anzeigen.

Anhand des Scores lassen sich das individuelle biologische Tumorverhalten vorhersagen und diejenigen Frauen identifizieren, die von einer Chemotherapie profitieren. Forscher um Prof. Dr. Kevin Kalinsky­ vom Winship Cancer Institute an der Emory University in Atlanta prüften nun, ob sich der Test auch bei positiven Axillalymphknoten eignet.

632 Kliniken aus neun Ländern beteiligten sich an der prospektiven Studie RxPONDER­. Mehr als 5.000 Patientinnen mit einem operierten, HR+/HER2- Brustkrebs und ein bis drei befallenen Lymphknoten nahmen teil. Bei allen hatte der Multigentest am Primärtumor einen Rezidivscore zwischen 0 und 25 ergeben. Die Teilnehmerinnen erhielten eine endokrine Behandlung mit oder ohne eine Chemotherapie.

Postmenopausalen Frauen intensivierte Therapie ersparen

Als primären Endpunkt definierten die Autoren den Effekt der Chemotherapie auf das invasive krankheitsfreie Überleben (iDFS). Ziel war es, zu prüfen, ob der Rezidivscore das Ergebnis beeinflusste. Nach einem medianen Follow-up von rund fünf Jahren zeigte sich im Gesamtkollektiv kein relevanter Vorteil der Kombination gegenüber der alleinigen endokrinen Behandlung: Das iDFS betrug 92,2 % vs. 91 % (p = 0,10).

Der Chemotherapienutzen hing jedoch vom Menopausenstatus ab. Etwa ein Drittel der Teilnehmerinnen war prä- und zwei Drittel postmenopausal. Letztere profitierten nicht von einer zusätzlichen Chemotherapie (HR für invasives Rezidiv, neuen Primärtumor oder Tod 1,02; 95%-KI 0,82–1,26), die prämenopausalen Patientinnen dagegen schon: Nach fünf Jahren lebten noch 93,9 % der chemoendokrin, aber nur 89 % der ausschließlich endokrin Behandelten ohne invasiven Tumor (HR 0,60; 95%-KI 0,43–0,83; p = 0,002).

Auch im Hinblick auf das fernmetastasenfreie Überleben waren die chemotherapierten prämenopausalen Patientinnen signifikant im Vorteil (HR 0,58; 95%-KI 0,39–0,87). In der Postmenopause bot die zusätzliche Behandlung diesbezüglich wiederum keinen Vorteil. Postmenopausalen Frauen mit HR+/HER2- Brustkrebs, ein bis drei befallenen Axillalymphknoten und einem Rezidivscore von 0–25, so das Fazit der Forschenden, kann man vermutlich eine Chemotherapie ersparen.

Quelle: Kalinsky K et al. N Engl J Med 2021; 385: 2336-2347; DOI: 10.1056/NEJMoa2108873

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