PARPi rückt vor

ASCO 2025 Friederike Klein

Erkrankte mit BRCA-Mutation profitierten am stärksten. Erkrankte mit BRCA-Mutation profitierten am stärksten. © vrx123 - stock.adobe.com

Hemmt man den Androgenrezeptor-Signalweg, erhöht das die Überlebenswahrscheinlichkeit beim metastasierten HSPC . Ein Drittel der Betroffenen hat allerdings eine Mutation in Genen der homologen rekombinanten Reparatur und eine schlechtere Prognose.

AMPLITUDE­ ist die erste Studie, die eine Verlängerung des radiologischen progressionsfreien Überlebens (rPFS) von Menschen mit mHSPC und HRR-Alteration durch die Kombination eines PARP-Inhibitors mit der AR*-Signalweg-Hemmung zeigt. Wie Prof. Dr. Gerhardt Attard vom Cancer Institute des University Colleges London berichtete, wurde in der Phase-3-Studie Niraparib mit Abirateron und Prednison/Prednisolon (AAP) kombiniert, um durch die Hemmung von zwei Signalwegen die Resistenzentstehung zu verhindern oder zu verzögern.1 

Studiendesign

An der Studie nahmen 696 Menschen mit mHSPC und mindestens einer HRR-Genalteration teil, am häufigsten mit einer BRCA-Mutation (55 %). Sie wurden in zwei Gruppen randomisiert. 348 Patient:innen erhielten eine Therapie mit Niraparib (200 mg einmal täglich) und AAP (1.000 mg Abirateron + 5 mg Prednison) zusätzlich zur kontinuierlichen Androgendeprivationstherapie (ADT). In der Kontrollgruppe nahmen die 348 Personen Placebo plus AAP und ADT ein.

Mit Niraparib plus AAP war das mediane rPFS noch nicht erreicht und lag im Placeboarm bei 29,5 Monaten. Das entsprach einem 37%ig reduzierten Risiko für Progress oder Tod (HR 0,63; 95%-KI 0,49–0,80; p = 0,0001). Am ausgeprägtesten war der Unterschied für Patient:innen mit BRCA-Mutation, erläuterte Prof. ­Attard. In dieser Gruppe war das mediane rPFS mit PARPi und AAP ebenfalls nicht erreicht und betrug mit Placebo-AAP 26,0 Monate (HR 0,52; 95%-KI 0,37–0,72; p < 0,0001). 

Die Kombination von Niraparib mit AAP führte auch zur Verlängerung der Zeit bis zum symptomatischen Progress, einem wichtigen zweiten Wirksamkeitsendpunkt der Studie, wobei die Mediane in allen Gruppen noch nicht erreicht waren. Das Risiko für einen symptomatischen Progress war in der Gesamtkohorte unabhängig von der Art der HRR-Alteration mit Niraparib halbiert (HR 0,50; 95%-KI 0,36–0,69; p < 0,0001) und in der Kohorte mit BRCA-Mutation um 56 % niedriger als mit Placebo (HR 0,44; 95%-KI 0,29–0,68; p = 0,0001). Die Ergebnisse zum Gesamtüberleben waren noch nicht reif, ließen aber schon einen Trend zugunsten von Niraparib erkennen, berichtete Prof. Attard. 

Wegen unerwünschter Ereignisse brachen in der Placebogruppe 10 %, in der PARPi-Gruppe 15 % die Therapie ab. Die relative Steigerung um 5 % wertete Prof. Attard im Kontext der Effektivität als günstig. Die Rate von behandlungsassoziierten Nebenwirkungen mit Grad 3–4 war im Prüfarm höher als im Kontrollarm (56 % vs. 30 %), ebenso schwere unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Behandlung (13 % vs. 3 %). 

Prof. Attard erklärte, die Ergebnisse der Studie rechtfertigten die frühzeitige Testung auf HRR-Gen­alterationen beim metastasierten Prostatakarzinom und nannte Niraparib plus AAP eine neue Behandlungsoption bei mHSPC und HRR-Genveränderungen. Diskutant Dr. Joaquin Mateo vom Vall d’Hebron Institute of Oncology in Barcelona sah das vor allem für Patient:innen mit mHSPC und BRCA-Mutation bestätigt. Inwieweit Subgruppen mit anderen HRR-Gen­alterationen profitieren, lässt sich nach den bisherigen Studienergebnissen ihm zufolge nicht ausreichend sicher einschätzen.2

*    Androgenrezeptor

Quellen:
1.    Attard G et al. 2025 ASCO Annual Meeting; LBA5007
2.    Mateo J. 2025 ASCO Annual Meeting; Discussion LBA5007
 

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Erkrankte mit BRCA-Mutation profitierten am stärksten. Erkrankte mit BRCA-Mutation profitierten am stärksten. © vrx123 - stock.adobe.com