
Pembrolizumab mit dem ADC statt Chemo kombiniert

Beim metastasierten triple-negativen Mammakarzinom (mTNBC), inkl. der fortgeschrittenen inoperablen Karzinome, bestehe in der First-Line-Situation ein „unmet medical need“, erörterte Prof. Dr. Sara M. Tolaney, Dana-Farber Cancer Institute, Boston.1 Trotz therapeutischer Fortschritte und der Einführung der Checkpoint-Inhibition bei PD-L1-Positivität komme es oftmals innerhalb von zehn Monaten zum Progress. Etwa 40 % der mTNBC erweisen sich als PD-L1+, betonte die Referentin.
SG/Pembrolizumab nun in der Erstlinie untersucht
Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Sacituzumab-Govitecan (SG), das derzeit ab der zweiten Therapielinie beim mTNBC zugelassen ist, wurde in der Phase-3-Studie ASCENT-04 first line eingesetzt, also bei noch nicht für die fortgeschrittene Erkrankung vorbehandelten Patient:innen. Ärzt:innen kombinierten das ADC mit dem Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab und verglichen es mit der Kombination aus Chemotherapie (Taxan oder Carboplatin/Gemcitabin) plus Pembrolizumab (Kontrollarm). Die Teilnehmenden durften im kurativen Setting vorbehandelt sein, die (neo-)adjuvante Therapie musste aber seit mehr als sechs Monaten beendet sein.
Für die Studie wurden insgesamt 443 PD-L1+ Erkrankte randomisiert. Die ersten Ergebnisse basieren auf einer medianen Nachbeobachtungszeit von 14 Monaten und insgesamt 249 aufgetretenen PFS-Ereignissen, berichtete Prof. Tolaney. Im SG/Pembrolizumab-Arm waren zum Auswertungszeitpunkt noch 43 % der Patient:innen unter Studienbehandlung versus 23 % im Kontrollarm.
Relative Risikoreduktion für Progress oder Tod um 35 %
Beim primären Studienendpunkt, dem PFS gemäß BICR, zeigte sich ein „statistisch signifikanter und klinisch relevanter“ Vorteil zugunsten der Prüfbehandlung. Mit SG/Pembrolizumab lag das mediane PFS bei 11,2 Monaten vs. 7,8 Monate, entsprechend einer relativen Reduktion des Progressions- und Sterberisikos um 35 % (HR 0,65; p < 0,001) gegenüber dem Kontrollarm, der derzeitigen Standardtherapie. Nach einem Jahr waren noch 48 % der Patient:innen im SG-Arm im Vergleich zu 33 % im Kontrollarm progressionsfrei am Leben.
Subgruppenanalyse bestätigt konsistenten PFS-Vorteil
Der PFS-Vorteil schien konsistent mit den Ergebnissen der Prüfärzt:innen (HR 0,67; p = 0,002) und bestätigte sich in zentralen präspezifizierten Subgruppen, hob die Expertin hervor. Die objektive Ansprechrate, einschließlich der Rate kompletter Remissionen, lag im SG-Arm jeweils höher (ORR: 60 % vs. 53 %, CR: 13 % vs. 8 %). Die Daten zum Gesamtüberleben sind noch nicht reif. Die deskriptive Auswertung des OS zeige aber einen positiven Trend zugunsten von SG/Pembrolizumab (HR 0,89) – obwohl 81 % der Patient:innen aus der Kontrollgruppe, die eine weitere Linie bekamen, SG erhielten, erläuterte Prof. Tolaney.
Keine additive Zunahme an Nebenwirkungen beobachtet
Für erfreulich hält die Kollegin, dass trotz längerer Behandlungsdauer im SG-Arm weniger toxizitätsbedingte Dosisreduktionen (35 % vs. 44 %) und Therapieabbrüche (12 % vs. 31 %) notwendig wurden. Die Rate der Nebenwirkungen von Grad ≥ 3 fiel jeweils ähnlich aus (71 % vs. 70 %). Die häufigste höhergradige Komplikation war in beiden Armen eine Neutropenie. Insgesamt entspreche das Nebenwirkungsspektrum den Erwartungen an die jeweiligen Substanzen.
Bedeutung für den klinischen Versorgungsalltag
Die Kombination aus SG plus Pembrolizumab habe das Potenzial, ein neuer Erstlinienstandard für Patient:innen mit PD-L1+ inoperablen oder metastasierten TNBC zu werden, resümierte Prof. Tolaney. Die Diskutantin Prof. Sonya A. Reid, Vanderbilt-Ingram Cancer Center, Nashville, schloss sich dem an, wies aber darauf hin, dass man die weiteren Auswertungen abwarten müsste.2 Eine offene Frage bestehe darin, wie sich die Daten in den klinischen Alltag integrieren lassen, wenn Pembrolizumab zunehmend (neo-)adjuvant eingesetzt wird.
Quellen:
1. Tolaney SM et al. 2025 ASCO Annual Meeting; LBA109
2. Reid SA. 2025 ASCO Annual Meeting; Abstract Discussion „Evolving Choices in Metastatic Breast Cancer Care“
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