Polyneuropathie: Fluorchinolone erhöhen das Risiko um ca. 50 %

Dr. Barbara Kreutzkamp

Wie die Studie zeigt ist durchaus ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Fluorchinolonen und Auftreten von Polyneuropathien festzustellen. Wie die Studie zeigt ist durchaus ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Fluorchinolonen und Auftreten von Polyneuropathien festzustellen. © kei907 – stock.adobe.com

Bei der Verordnung von Fluorchinolonen sollte insbesondere bei Patienten über 60 Jahre an Polyneuropathien als Nebenwirkung gedacht werden. Eine große Fall-Kontroll-Datenbankanalyse hat die Risiken quantifiziert.

Mono- und Polyneuropathien sind bekannte, wenngleich eher seltene Nebenwirkungen von Fluor­chinolonen. Nur wenige Studien haben sich bisher mit den absoluten und relativen Häufigkeiten sowie möglichen Risikofaktoren bei den Patienten beschäftigt. Eine Kohortenstudie auf Datenbankbasis füllt die Evidenzlücke.

Dr. Daniel­ R. Morales­ von der University of Dundee und Kollegen hatten die Datenbank des Health Improvement Network durchforstet und 1 338 900 Erwachsene identifiziert, die zwischen 1999 und 2015 mindestens einmal ein Fluorchinolon (34,3 %) oder Amoxicillin-Clavulansäure (65,7 %) erhalten hatten. Für die Erhebung des Neuropathie-Risikos stellten die Wissenschaftler die Fälle von 5357 spontan aufgetretenen Neuropathien (Patienten ohne Diabetesanamnese) 17 285 passenden Kontrollfällen gegenüber.

Wie erwartet, korrelierte eine aktuelle Einnahme von Fluorchinolonen mit dem Auftreten spontaner Neuropathien. Das Risiko war bei entsprechend behandelten Patienten um 47 % höher als bei Kontrollen, die keine Fluorchinolone eingenommen hatten. Die Assoziation bestand bis zu 180 Tage nach der Antibiose, jeder zusätzliche Einnahmetag steigerte das Risiko um 3 %. Die größte Gefahr bestand für Patienten über 60 Jahre. Männer waren etwas häufiger betroffen als Frauen. Bei Patienten mit einer Amoxicillin-Clavulansäure-Behandlung ließen sich keine Zusammenhänge mit dem Auftreten von Neuropathien erkennen.

Von 10 000 Behandelten erkranken 2,4

Pro 10 000 mit Fluorchinolonen behandelten Patienten traten im Jahr der Therapie 2,4 Fälle einer anderweitig nicht erklärbaren Poly­neuropathie auf. Das Risiko stieg mit der Dauer der Behandlung und dem Alter der Patienten und blieb über mehrere Monate bestehen. Die Autoren empfehlen, dies bei der Antibiotikawahl zu beachten und das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Fluorchinolontherapie für jeden Patienten individuell abzuwägen.

Quelle: Morales DR et al. JAMA Neurol 2019; online first

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