
Polyneuropathie: Fluorchinolone erhöhen das Risiko um ca. 50 %

Mono- und Polyneuropathien sind bekannte, wenngleich eher seltene Nebenwirkungen von Fluorchinolonen. Nur wenige Studien haben sich bisher mit den absoluten und relativen Häufigkeiten sowie möglichen Risikofaktoren bei den Patienten beschäftigt. Eine Kohortenstudie auf Datenbankbasis füllt die Evidenzlücke.
Dr. Daniel R. Morales von der University of Dundee und Kollegen hatten die Datenbank des Health Improvement Network durchforstet und 1 338 900 Erwachsene identifiziert, die zwischen 1999 und 2015 mindestens einmal ein Fluorchinolon (34,3 %) oder Amoxicillin-Clavulansäure (65,7 %) erhalten hatten. Für die Erhebung des Neuropathie-Risikos stellten die Wissenschaftler die Fälle von 5357 spontan aufgetretenen Neuropathien (Patienten ohne Diabetesanamnese) 17 285 passenden Kontrollfällen gegenüber.
Wie erwartet, korrelierte eine aktuelle Einnahme von Fluorchinolonen mit dem Auftreten spontaner Neuropathien. Das Risiko war bei entsprechend behandelten Patienten um 47 % höher als bei Kontrollen, die keine Fluorchinolone eingenommen hatten. Die Assoziation bestand bis zu 180 Tage nach der Antibiose, jeder zusätzliche Einnahmetag steigerte das Risiko um 3 %. Die größte Gefahr bestand für Patienten über 60 Jahre. Männer waren etwas häufiger betroffen als Frauen. Bei Patienten mit einer Amoxicillin-Clavulansäure-Behandlung ließen sich keine Zusammenhänge mit dem Auftreten von Neuropathien erkennen.
Von 10 000 Behandelten erkranken 2,4
Pro 10 000 mit Fluorchinolonen behandelten Patienten traten im Jahr der Therapie 2,4 Fälle einer anderweitig nicht erklärbaren Polyneuropathie auf. Das Risiko stieg mit der Dauer der Behandlung und dem Alter der Patienten und blieb über mehrere Monate bestehen. Die Autoren empfehlen, dies bei der Antibiotikawahl zu beachten und das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Fluorchinolontherapie für jeden Patienten individuell abzuwägen.
Quelle: Morales DR et al. JAMA Neurol 2019; online first
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