Melanom: Probleme nach SLNB in einem Drittel der Fälle

Dr. Katharina Arnheim

Eine Studie belegt, dass Komplikationen nach Sentinel-Biopsie häufiger und langwieriger sind als erwartet. Eine Studie belegt, dass Komplikationen nach Sentinel-Biopsie häufiger und langwieriger sind als erwartet. © adam121 – stock.adobe.com

Eine Studie am UKE Hamburg zeigt: Komplikationen nach Sentinel-Lymphknotenbiopsie bei Melanompatient:innen sind häufiger und langwieriger als bislang angenommen – insbesondere bei Frauen und jüngeren Betroffenen.

Bislang gibt es kaum Daten zur Komplikationsrate durch eine Sentinel-Lymphknotenbiopsie (SLNB), erinnerte Dr. Sophie Broders, Universitäres Hauttumorzentrum Hamburg. Daher wurden im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie 503 zwischen 2018 und 2024 am Universitätsklinikum Eppendorf behandelte Melanompatient:innen mit SLNB telefonisch zu eventuellen Komplikationen befragt. Zusätzlich wertete man die entsprechenden elektronischen Patientenakten aus.1 Abgefragt wurden Komplikationen wie Serome, Infektionen, Hämatome oder Lymphödeme sowie die Notwendigkeit eines stationären Aufenthaltes. 

Gut ein Viertel ist von Komplikationen nach der OP betroffen

Postoperative Komplikationen traten bei 27,6 % der Befragten auf; in gut einem Drittel (36,7 %; 10 % aller Patient:innen) bedurften sie einer Intervention wie einer Punktion oder Lymphdrainage. In 5 % der Fälle (1,4 % aller Patient:innen) war sogar eine Klinikaufnahme erforderlich. Dabei ergab sich keine Korrelation mit der Zahl der entfernten Lymphknoten und dem Body-Mass-Index. 

Welche Komplikationen treten nach SLNB am häufigsten auf?

Häufigste Komplikationen waren Sensibilitätsstörungen (24,9 %), Serome (21,1 %) und Ödeme (18,7 %). „Infektionen und Hämatome traten deutlich seltener auf“, berichtete Dr. Broders. Die höchste Komplikationsrate zeigte sich bei inguinal lokalisierten Lymphknoten. Auch waren Frauen häufiger von postoperativen Komplikationen betroffen als Männer (33,5 % vs. 22,1 %). Gleiches gilt für Patient:innen unter 65 Jahren im Vergleich zu Älteren über 65 Jahre (32,6 % vs. 23,1 %). 

Als „bemerkenswert“ bezeichnete Dr. Broders die Tatsache, dass die Beschwerden bei mehr als der Hälfte der Betroffenen (51 %) mehr als sechs Monate lang anhielten. Tendenziell traten Serome häufiger bei inguinaler, Sensibilitätsstörungen bei axillärer Lokalisation auf. 

Individuelles Abwägen und präoperative Aufklärung erforderlich

„Damit ist die SLNB weniger komplikationsarm als bislang angenommen“, resümierte Dr. Broders. Sie forderte daher, die Indikation zu dieser Maßnahme individueller zu stellen und Patient:innen präoperativ über Komplikationen und mögliche Langzeitfolgen aufzuklären.

Wer bekommt nach aktuellem Standard eine SLNB?

Die Sentinel-Lymphknotenbiopsie wird allen Melanompatient:innen mit einer Tumordicke ab 1 mm bzw. ab 0,75 mm und zusätzlichen Risikofaktoren empfohlen. Diese Maßnahme dient in erster Linie der Stadieneinteilung und der Entscheidung für oder gegen eine adjuvante Therapie, sagte Dr. Broders. 

Allerdings gab es in jüngster Zeit Weiterentwicklungen in der onkologischen Dermatologie: So können Betroffene mit einem Melanom im Stadium IIB inzwischen unabhängig vom Ergebnis der SLNB eine Immuntherapie erhalten. „Der Stellenwert der SLNB wird also heute hinterfragt“, so Dr. Broders. Sie wies weiter darauf hin, dass die SLNB nur in etwa 20 % der Fälle positiv ausfällt und damit für den Großteil der Betroffenen ohne therapeutische Bedeutung ist.

Quelle:
1.    Broders S et al. 35. Deutscher Hautkrebskongress; Abstract FV08

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