Schmerzen und Beweglichkeit bei Rhizarthrose bessern

Dr. Anja Braunwarth

Der Daumen ist zum Greifen sehr wichtig, doch irgendwann ist die Belastung zu viel. Bei dieser Frau hat die Daumen­sattelgelenk­arthrose zu einer deutlichen Subluxation geführt (rechts). Der Daumen ist zum Greifen sehr wichtig, doch irgendwann ist die Belastung zu viel. Bei dieser Frau hat die Daumen­sattelgelenk­arthrose zu einer deutlichen Subluxation geführt (rechts). © wikimedia/Ahoek; wikimedia/Mikael Häggström

Für mehr als die Hälfte unserer Greiffunktionen brauchen wir den Daumen. Dieser Dauerbelastung hält er nicht ewig stand. Daher ist die Rhizarthrose die häufigste Verschleißkrankheit der Hand – vor allem bei Frauen.

Etwa jede vierte postmenopausale Frau über 45 Jahre leidet an einer Daumensattelgelenk­arthrose, bei gleichaltrigen Männern sind es nur 6 %. Denn neben der mechanischen Belastung spielt die genetische Disposition zu erhöhter Bindegewebslaxizität, die Frauen hormonbedingt öfter haben, ätiologisch eine Rolle. Das Sattelgelenk besteht aus der distalen Gelenkfläche des Os trapezium und der proximalen des Os metacarpale I. Für die Stabilität beim Greifen sorgen kapsuläre und extrakapsuläre Bänder sowie eine Reihe von Muskeln.

Die primäre Rhizarthrose beginnt mit einer Subluxation des Metakarpale I nach dorsoradial, schreibt Dr. Stephan Deiler von der Klinik für Unfallchirurgie am Klinikum rechts der Isar in München.

Schmerzen entlang des gesamten Daumens

Die daraus resultierende Fehlbelastung des Gelenks sorgt für die typischen Knorpelschäden mit reaktiven Synovitiden. Diese Entzündungen wiederum fördern die weitere Degeneration des Kapsel-Band-Apparates. Die Folgen: immer stärkere Subluxa­tion, Knorpelverlust und Knochenschäden. Deutlich seltener kommt es nach traumatischen Luxationen mit Bänderrissen oder Frakturen der Basis Metakarpale I zum sekundären Verschleiß.

Zu den typischen Symptomen gehören die Schwellung des betroffenen Bereichs mit schmerzhaft eingeschränkter Beweglichkeit und geminderter Kraft im Daumen bei alltäglichen Verrichtungen. Die Patienten geben die Schmerzen meist entlang des gesamten Daumens an. Einige klinische Tests weisen auf das Sattelgelenk als Ursache hin (s. linke Tabelle). Als Differenzialdiagnosen kommen z.B. Bandverletzungen, eine aseptische Knochennekrose des Os lunatum oder die Tendovaginitis de Quervain des ersten Strecksehnenfachs infrage. Für die Abklärung kann das MRT hilfreich sein.

Der Rhizarthrose auf der Spur
Klinischer TestDurchführung
Grinding-Test Axialer Druck auf den ersten Mittelhandknochen mit gleichzeitiger Drehbewegung im Sattelgelenk löst in Letzterem beim Patienten Schmerzen aus. Oft lässt sich dabei eine Krepitation oder Subluxation tasten.
Distraktions-Rotations-TestSchmerz wird durch axialen Zug und gleichzeitige passive Rotation am ersten Strahl ausgelöst.
RepositionstestLiegt bereits eine Subluxationsstellung vor, führt der Druck auf das Gelenk zu Schmerzen, wenn man den ersten Mittelhandknochen reponiert.

Die Stadieneinteilung erfolgt nach dem radiologischen Befund (s. rechte Tabelle). Allerdings korrelieren die Veränderungen nur wenig mit den möglichen Beschwerden. Ein CT dient in der Regel dazu, präoperativ das Ausmaß der nötigen Knochenresektion zu ermitteln. Das Sono kann zur Verlaufskontrolle bei konservativer Behandlung nützlich sein.

Klassifikation nach Eaton
Stadiumradiologischer Befund
1normale Gelenkkonturen, Gelenkspalt evtl. durch vermehrte Flüssigkeit oder Laxizität der Kapselbänder leicht erweitert
2Gelenkspalt etwas verschmälert, minimale Sklerose der subchon­dralen Kortikalis, Osteophyten und Weichteilverkalkungen < 2 mm Durchmesser
3Gelenkspalt deutlich verschmälert, evtl. gelenknahe Zysten, Sklerose der gelenknahen Knochenabschnitte, dorsale Subluxation in verschiedenen Graden, Osteophyten und Weichteilverkalkungen < 2 mm Durchmesser
4Veränderungen wie in Stadium 3 plus weitere Verschmälerung des Gelenkspalts, Sklerose und Zystenbildung am Scaphoideum-Trapezium-Trapezoideum-Gelenk

Die Therapie sollte bei ersten Symptomen starten, und zwar zunächst konservativ. Sie umfasst:

  • eingehende Information des Patienten, um ihn zu beruhigen und zu Kompensationsstrategien anzuregen
  • Schmerztherapie mit NSAR
  • passagere Ruhigstellung mit einer Daumensattelgelenkschiene für zwei bis drei Wochen
  • Physio- und Ergotherapie
  • evtl. intraartikuläre Injektion von Steroiden oder Hyaluronsäure

Zeigt sich nach drei Monaten keine ausreichende Besserung, sollte man eine OP erwägen. Im Stadium 1–2 kommen dafür Kapsel-Band-Plastiken, die Umstellungsosteotomie des Metakarpale I oder eine Arthroskopie mit Débridement, Synovektomie und Bandstraffung infrage. Im Stadium 2–3 bieten Resektionsarthroplastiken mit oder ohne Sehnenfixierung (Suspension) eine Option. Was die prothetische Versorgung angeht, zeigt eine Pyrocarbon-Scheibe im Gelenkspalt gute Ergebnisse.

Hyperextension über 30° erfordert eine Kapselplastik

Im Stadium 4 bleibt noch die Trapezektomie mit oder ohne anschließendem prothetischen Ersatz des Knochens. Als Ultima Ratio nennt Dr. Deiler die Arthrodese des Sattelgelenks. In vielen Fällen liegt begleitend zur Arthrose eine Hyperextension im Daumengrundgelenk vor. Überschreitet sie 30 °, sollte grundsätzlich im Rahmen einer operativen Intervention gleichzeitig eine palmare Kapselplastik durchgeführt werden. 

Quelle: Deiler S. Orthopäde 2019; 48: 351-366

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Der Daumen ist zum Greifen sehr wichtig, doch irgendwann ist die Belastung zu viel. Bei dieser Frau hat die Daumen­sattelgelenk­arthrose zu einer deutlichen Subluxation geführt (rechts). Der Daumen ist zum Greifen sehr wichtig, doch irgendwann ist die Belastung zu viel. Bei dieser Frau hat die Daumen­sattelgelenk­arthrose zu einer deutlichen Subluxation geführt (rechts). © wikimedia/Ahoek; wikimedia/Mikael Häggström