So steht‘s um Antikoagulation bei Krebskranken

Dr. Judith Lorenz

Krebspatient:innen benötigen oft langfristige Antikoagulation, wobei reduzierte DOAK-Dosen Rezidive und Blutungen senken. Krebspatient:innen benötigen oft langfristige Antikoagulation, wobei reduzierte DOAK-Dosen Rezidive und Blutungen senken. © Irene – stock.adobe.com

Venöse Thromboembolien bei Krebs erfordern meist eine längerfristige Antikoagulation mit DOAK. Eine reduzierte Apixaban-Dosis nach der Akutphase verringert das Rezidiv- und Blutungsrisiko im Vergleich zur Standarddosis.

Krebspatient:innen haben ein erhöhtes Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien, erläutert Prof. Dr. Isabelle Mahé vom Hôpital Louis Mourier im französischen Colombes. Im Vergleich zu Menschen ohne Tumorerkrankung erleiden sie zudem während und insbesondere nach dem Absetzen der initialen Gerinnungshemmung häufiger Thromboembolierezidive. Ein Fortsetzen der Antikoagulation nach den ersten sechs Monaten muss allerdings gegen das Blutungsrisiko abgewogen werden. 

Wie lief die API-CAT-Studie ab – und was wurde untersucht?

Im Rahmen der API-CAT-Studie prüfte ein internationales Team um Prof. Mahé nun, ob eine reduzierte Antikoagulanziendosis ähnlich gut wie die volle Dosis vor Thromboembolierezidiven schützt. Darüber hinaus analysierten die Wissenschaftler:innen, ob diese Strategie Vorteile hinsichtlich der Blutungsproblematik bringt.

Das Studienkollektiv bildeten 1.766 Erwachsene (43,4 % Männer, medianes Alter 69 Jahre) mit einer aktiven Krebserkrankung. Sie hatten nach einer proximalen tiefen Venenthrombose oder Lungenembolie mindestens sechs Monate eine gerinnungshemmende Therapie mit niedermolekularem Heparin, direkten oralen Antikoagulanzien oder Vitamin-K-Antagonisten absolviert. 
Gemäß Randomisierung nahmen 900 Personen über einen Zeitraum von zwölf Monaten Apixaban in der vollen Dosis (zweimal täglich 5,0 mg) ein. Die übrigen 866 Personen erhielten dagegen nur die halbe Apixaban-Dosis (zweimal täglich 2,5 mg).

So sah das Studienkollektiv aus

Die Krebserkrankungen betrafen mehrheitlich die Brust, das Kolon oder Rektum, die gynäkologischen Organe sowie die Lunge. Rund drei Viertel der Patient:innen hatten eine Lungenembolie erlitten, in einem Viertel der Fälle lag dagegen eine proximale tiefe Beinvenenthrombose ohne Lungenembolie vor. Im Median waren seit dem Ereignis acht Monate vergangen. 

Gleich gute Rezidivprophylaxe

Unter der Studienintervention erlitten 18 der mit der reduzierten Apixaban-Dosis (kumulative Inzidenz 2,1 %) und 24 der mit der vollen Apixaban-Dosis (kumulative Inzidenz 2,8  %) behandelten Personen eine Rezidiv-Thromboembolie (adjustierte Subhazard Ratio 0,76; 95%-KI 0,41–1,41). Dieser Unterschied erfüllte die Kriterien für eine Nicht-Unterlegenheit der reduzierten Dosis gegenüber der vollen Dosis (p = 0,001 für Nicht-Unterlegenheit).

Was bedeutet das für Blutungsrisiken?

Im Hinblick auf das Risiko für klinisch relevante Blutungen erwies sich die Dosisreduktion sogar als überlegen: 102 der mit der reduzierten (kumulative Inzidenz 12,1 %), aber 136 der mit der vollen Apixaban-Dosis (kumulative Inzidenz 15,6 %) behandelten Studienpatient:innen erlitten ein entsprechendes Ereignis (adjustierte Subhazard Ratio 0,75; 95%-KI 0,58–0,97; p = 0,03 für Überlegenheit). In jeder Gruppe traten zwei tödlich verlaufende Blutungskomplikationen auf. 

Bezüglich des Sterberisikos unterschieden sich die beiden Antikoagulationsstrategien nicht wesentlich: Innerhalb von zwölf Monaten betrug die Mortalität unter der reduzierten Apixaban-Dosis 17,7 %, unter der vollen Dosis dagegen 19,6 % (adjustierte HR 0,96; 95%-KI 0,86–1,06).

Offene Fragen zur Langzeitnutzung von Apixaban

Bei Tumorkranken mit einer gerinnungshemmend behandelten akuten venösen Thromboembolie, so das Fazit der Forschenden, hat die erweiterte Antikoagulanzientherapie mit einer reduzierten Apixaban-Dosis Vorteile. Ob die Betroffenen auch von einer längeren, also mehr als zwölfmonatigen Behandlung profitieren, sei allerdings unklar.

Quelle:
Mahé I et al. N Engl J Med 2025; DOI: 10.1056/NEJMoa2416112

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Krebspatient:innen benötigen oft langfristige Antikoagulation, wobei reduzierte DOAK-Dosen Rezidive und Blutungen senken. Krebspatient:innen benötigen oft langfristige Antikoagulation, wobei reduzierte DOAK-Dosen Rezidive und Blutungen senken. © Irene – stock.adobe.com