
„Super-GAU für das Nervensystem“

Die vielfältigen Auswirkungen des Nährstoffdefizits auf das Nervensystem seien oft weniger bekannt als die Wirkung eines Vitamin-B12-Mangels auf das Blutbild mit der Folge einer hyperchromen Anämie, erklärte der Neurologe Prof. Dr. Karlheinz Reiners aus Erkelenz. „Vitamin-B12-Mangel ist der Super-GAU für das Nervensystem.“ Wird der Mangel nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann es zu teils irreversiblen Folgeerkrankungen kommen. „Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind daher unerlässlich“, betonte Reiners. Vor allem die Hinterstränge des Rückenmarks seien bei einem Defizit betroffen, wodurch eine funikuläre Myelose entstehen kann, mit Gefühlsstörungen sowie Stand- und Gangunsicherheit. Vor allem bei älteren Menschen stünden Symptome im Vordergrund, die das zentrale Nervensystem betreffen: Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Schwindel, Depression, Demenz.
Die Ursache des Mangels sei häufig nicht die mangelnde Zufuhr, sondern eine Malabsorption, z. B. aufgrund einer atrophischen Gastritis, oder die Einnahme von Protonenpumpenhemmern, sagte Prof. Dr. Rima Obeid, Homburg/Saar. Sie wies darauf hin, dass bei bis zu 30 % der älteren Personen biochemische Störungen von Vitamin-B12-abhängigen Stoffwechselprozessen vorliegen. Da die alleinige Bestimmung der Gesamt-Vitamin-B12-Konzentration im Serum zu einem Unterschätzen der Prävalenz führt, empfiehlt sie die Kombination der Biomarker Holotranscobalamin, der aktiven Form des Vitamins B12, und der Methylmalonsäure, um die Diagnose des Vitamin-B12-Mangels deutlich zu verbessern. Empfohlen wird ein zweistufiges Verfahren, das mit einem Screening von Holotranscobalamin beginnt. Falls erforderlich folgt im zweiten Schritt die Messung von Methylmalonsäure, um einen intrazellulären Mangel zu erkennen. Erschwert wird die Diagnosestellung allerdings bei Vorliegen von Nierenerkrankungen und Krebs sowie der Einnahme von Medikamenten.
Die Behandlung eines Vitamin-B12-Mangels ebenso wie die Substitution bei unzureichender Versorgung oder Resorption ist durch eine mit der parenteralen Verabreichung gleichwertige hochdosierte orale Behandlung möglich. Bei der oralen Gabe ist es erforderlich, Vitamin B12 ausreichend hoch zu dosieren (z. B. mit B12 Ankermann®; 1.000 μg Cyanocobalamin pro Dragee*), da dann das Vitamin auch unabhängig vom Intrinsic-Faktor durch Diffusion passiv über die Darmschleimhaut aufgenommen werden kann.
Ingeborg Fischer-Ghavami
7. Vitamin-B12-Fachsymposium „Mangelware Vitamin B12 – Lebenslang lebenswichtig!“, Wörwag Pharma, Frankfurt am Main, September 2018
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; n/a (17) Seite 76
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