VEGF- und PD(-L)1-Antikörper Ivonescimab bringt Erkrankten PFS-Vorteile

ESMO 2025 Josef Gulden

Personen mit plattenepithelialem NSCLC profitieren von einem Antikörper, der PD1-/PD-L1-Achse und Neoangiogenese angreift. Personen mit plattenepithelialem NSCLC profitieren von einem Antikörper, der PD1-/PD-L1-Achse und Neoangiogenese angreift. © Елена Бутусова – stock.adobe.com

Offenbar profitieren Personen mit plattenepithelialem NSCLC von Ivonescimab – einem Antikörper, der sowohl an der PD1-/PD-L1-Achse als auch an der Neoangiogenese angreift. In HARMONi-6 verlängerte sich das PFS gegenüber Tislelizumab.

Zur Erstlinientherapie des fortgeschrittenen plattenepithelialen NSCLC stehen verschiedene PD(-L)1-CPI, meist in Kombination mit einer Chemotherapie, zur Verfügung. Die Frage, ob es synergistische Wirkungen gibt, wenn ein Medikament neben der PD1-/PD-L1-Achse noch weitere onkogene Signalwege anspricht, wird unter anderem in China bearbeitet. 

Dort wie auch in der EU ist der Anti-PD1-Antikörper Tislelizumab zur Erstlinientherapie zugelassen, berichtete Prof. Dr. Dr. Shun Lu, Shanghai Chest Hospital. Die Substanz diente chinesischen Onkolog:innen als Vergleichstherapie in der Phase-3-Studie HARMONi-6. Patient:innen im experimentellen Arm hingegen erhielten Ivonescimab. Dabei handelt es sich um einen bispezifischen Antikörper, der neben PD1 auch VEGF bindet.

Zulassung von Ivonescimab

Ivonescimab ist in China zugelassen für:

  • Patient:innen mit PD1+ NSCLC in der Erstlinie
  • Erkrankte mit Nicht-Plattenepithelkarzinom, das nach einer Therapie mit EFGR-Tyrosinkinaseinhibitoren progredient ist

In HARMONi-6 erhielten alle 532 Teilnehmenden mit plattenepithelialen NSCLC der Stadien IIIB–IV vier Zyklen Paclitaxel und Carboplatin. Sie wurden außerdem randomisiert, während der Chemo sowie anschließend als Erhaltungstherapie in dreiwöchigen Zyklen entweder Ivonescimab oder Tislelizumab zu bekommen. Primärer Endpunkt war das von einem zentralen Gremium unabhängig bestimmte progressionsfreie Überleben.

PFS-Vorteil von Ivonescimab in allen Subgruppen beobachtet

Ivonescimab war mit einem medianen PFS von 11,14 Monaten versus 6,9 Monaten Tislelizumab signifikant überlegen; das Risiko für Progression oder Tod wurde um 40 % reduziert (HR 0,60; 95%-KI 0,46–0,78; p < 0,0001). Diesen Vorteil beobachteten die Forschenden in allen untersuchten Subgruppen; insbesondere war er unabhängig von Krankheitsstadium (IIIB/C vs. IV) und PD-L1-Expression (≥ 1 % vs. < 1 %). 

Lag die PD-L1-Expression über 1 %, schienen beide Therapien wirksamer zu sein als bei Werten < 1 %. Die HR für das PFS betrug für den Vergleich von Prüfarm versus Kontrolle:

  • PD-L1 ≥ 1 %: 0,66 (95%-KI 0,46–0,95)
  • PD-L1 < 1 %: 0,55 (95%-KI 0,37–0,82)

Wie war das Sicherheitsprofil von HARMONi-6?

Behandlungsbedingte, schwere Nebenwirkungen entwickelten 32,3 % der Patient:innen im Ivonescimab- und 30,2 % im Tislelizumab-Arm. Hämorrhagische Ereignisse vom Grad 3 oder höher traten bei 1,9 % versus 0,8 % auf.

Die Ergebnisse zeigen, so Prof. Lu, dass Ivonescimab in der Erstlinientherapie des metastasierten Plattenepithelkarzinoms der Lunge dem reinen PD1-Inhibitor überlegen ist. Die Substanz dürfte daher wohl zumindest in China einen neuen Standard in dieser Indikation darstellen.

Quelle:
Lu S. ESMO Congress 2025; Abstract LBA4

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