Was abseits von Hypertonie und ungesundem Lebensstil die Gefäße schädigt

Dr. Vera Seifert

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Europa die häufigste Todesursache. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Europa die häufigste Todesursache. © Sanc/peopleimages.com – stock.adobe.com

Neben den konventionellen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen oder erhöhten Blutfettwerten gibt es weitere, noch zu wenig beachtete Gefahren für das Herz-Kreislauf-System. Auch Feinstaub, Infektionen und Stress können Herzinfarkte oder Schlaganfälle auslösen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Europa die häufigste Todesursache. Erfreulich ist, dass die Rate der kardiovaskulären Sterbefälle in den letzten 20 Jahren deutlich abgenommen hat, erklärte Prof. Dr. Christine Espinola-Klein, Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin Mainz. Allerdings gibt es sehr große Unterschiede zwischen Ländern mit hohem und solchen mit mittlerem Einkommen. In letztgenannten ging die Mortalität weniger stark zurück. Dies könnte mit unterschiedlichen Expositionen gegenüber einer ganzen Reihe von Umwelteinflüssen, sozioökonomischen und klinischen Risikofaktoren zusammenhängen. Außerdem ist in Ländern mit mittleren Einkommen die medizinische Versorgung schlechter.

Der Anteil an Raucherinnen und Rauchern sinkt langsam, besonders in wohlhabenden Ländern. Europäische Staaten, in denen noch relativ viel geraucht wird, sind z. B. Serbien, Bulgarien und Kroatien mit jeweils über 35 %. Einen niedrigen Raucheranteil haben u. a. Moldawien, Albanien und Georgien (< 10 %). In Deutschland rauchen ca. 20 % der Frauen und 24 % der Männer – laut Prof. Espinola-Klein noch immer viel zu viel.

Umwelteinflüsse werden allgemein unterschätzt

Eine ganze Reihe von Risikofaktoren sind im Alltag wenig präsent, erklärte die Expertin. In einer aktuellen Publikation hat sich eine italienische Arbeitsgruppe diesen nicht-konventionellen Faktoren gewidmet. Dazu gehören Umweltaspekte wie Feinstaub, Lärm- und Lichtbelastung, Infektionen (vor allem im Zahn-/Mundbereich und respiratorisch) sowie die mentale Gesundheit (soziale Isolation, Angststörung und mentaler Stress sowie Einsamkeit).

Vor kurzem gab es in einigen Regionen Deutschlands eine sehr hohe Feinstaubbelastung, erinnerte die Kardiologin. In der Tagesschau wurde sogar davor gewarnt, im Freien Sport zu treiben. Derartige Appelle sind nicht unbegründet: Auf die Feinstaubexposition entfällt ein recht hoher Anteil der kardiovaskulären Mortalität. Im Ranking nimmt sie Platz 4 nach hohem Blutdruck, Rauchen und ungesunder Ernährung ein, was kardiovaskuläre Todesfälle und verlorene gesunde Lebensjahre angeht.

Wie lässt sich das erklären? Luftverschmutzung führt zu Stress mit entsprechender Hormonausschüttung. Oxidativer Stress und Inflammation werden ebenfalls getriggert. All das befeuert eine thrombotische Reaktion und fördert Diabetes und Insulinresistenz sowie Hypertonie. Es kommt zu einer Atherosklerose – insbesondere der Koronargefäße – und damit zu häufigeren kardiovaskulären Ereignissen.

Um dies zu verhindern, bleibt nur die Möglichkeit, die Menschen aufzuklären und gegebenenfalls von längeren Aufenthalten im Freien abzuraten, so Prof. Espinola-Klein. Bei den mentalen Faktoren sei es wichtig, überhaupt daran zu denken, vor allem bei älteren Personen mit wenigen sozialen Kontakten oder Menschen in Pflegeheimen.

Mehr Optionen sieht die Kollegin in Sachen Infektionen: „Wir sollten z. B. immer an notwendige Impfungen denken.“ Bei hohem Keimaufkommen oder hoher Infektanfälligkeit empfehlen sich Masken und die während der Coronapandemie geübten Hygienemaßnahmen. Auch eine gesunde Darmflora unterstützt das Immunsystem, sodass eine mediterrane Kost, Prä- und Probiotika hilfreich sein können.

Quelle: Kongressbericht - 17. Interdisziplinäres Update Gefäßmedizin

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