Was automatische Systeme bei Typ-2-Diabetes leisten

Annette Kanis

Beim primär insulinabhängigen Diabetes mellitus ist die Behandlung mit der Insulinpumpe gut etabliert. Für den weitaus häufigeren Typ 2 gibt es dazu bislang nur meist kleinere, unkontrollierte Studien. Beim primär insulinabhängigen Diabetes mellitus ist die Behandlung mit der Insulinpumpe gut etabliert. Für den weitaus häufigeren Typ 2 gibt es dazu bislang nur meist kleinere, unkontrollierte Studien. © Carlo – stock.adobe.com

Auch beim Diabetes vom Typ 2 ist die Therapie
mit automatisierten Insulinverabreichungssystemen auf dem Vormarsch. Forschende aus den USA und Kanada haben Wirksamkeit und Sicherheit untersucht.

Systeme zur automatisierten Insulinverabreichung (AID) kombinieren die kontinuierliche Glukosemessung mit einer Insulinpumpe und einer algorithmisch arbeitenden Steuereinheit. Eignen sich die Systeme auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes? Dem ist ein Forscherteam um Prof. Dr. Yogish Kudva von der Mayo Clinic in Rochester in einer randomisierten, kontrollierten Studie nachgegangen.

Nach dem Zufallsprinzip wurden 319 Erwachsene mit insulinbehandeltem Typ-2-Diabetes im Verhältnis 2:1 aufgeteilt: Der größere Teil erhielt ein AID-System samt Schulung; die kleinere Kontrollgruppe setzte ihre bisherige Methode der Insulingabe fort (Spritzen oder Pumpe ohne Automatik), ebenfalls unter kontinuierlicher Glukosemessung. Die Teilnehmenden waren zwischen 19 und 87 Jahre alt, die Zeit seit der Diagnose betrug 1–59 Jahre. Als primäres Ergebnis wurde der HbA1c-Wert nach 13 Wochen festgelegt.

Der Umstieg auf ein AID-System erwies sich als vorteilhaft: In der Interventionsgruppe sank der HbA1c-Wert um 0,9 Prozentpunkte, in der Kontrollgruppe waren es dagegen nur 0,3 Prozentpunkte. Eine Senkung um mehr als 0,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Ausgangswert trat bei 59 % der AID-Nutzenden auf, während nur 30 % der Patientinnen und Patienten in der Kontrollgruppe das erreichten. Dabei zeigte sich ein stärkerer Behandlungseffekt bei Betroffenen, deren HbA1c-Wert zu Beginn der Behandlung deutlich erhöht war (9 % und höher).

Der Algorithmus verbesserte auch die Time in Range

Außerdem verlängerte sich durch die Intervention die Zeit, in der sich die Teilnehmenden im Glukose-Zielkorridor von 70 bis 180 mg/dl befanden, die sogenannte Time in Range. In der AID-Gruppe stieg dieser wichtige Indikator für das Therapiemanagement von durchschnittlich 48 auf 64 % an; in der Kontrollgruppe blieb der Wert mit 51 vs. 52 % dagegen nahezu unverändert. Anders ausgedrückt: Wer die automatische Insulinabgabe nutzte, war im Durchschnitt 3,4 Stunden pro Tag länger im Glukosezielbereich als Teilnehmende der Kontrollgruppe.

Rund zwei Drittel der AID-Behandelten nutzten zu Studienbeginn bereits die kontinuierliche Glukosemessung. Nur 4 % jedoch hatten schon eine Insulinpumpe. Frühere Pumpenerfahrung sei demnach für den positiven Effekt nicht nötig, schlussfolgert das Autorenteam. Auch sei keine umfassende Schulung im Zählen von Kohlenhydraten erfolgt; die Teilnehmenden verwendeten größtenteils fixierte Mahlzeitenboli. Finanziert und ausgestattet wurde die Studie von einem Unternehmen, das selbst AID-Systeme anbietet.

Quelle: Kudva YC et al. N Eng J Med 2025; DOI: 10.1056/NEJMoa2415948

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