
Was Radiotherapie und Immunonkologie gemeinsam leisten können

Wie Dr. Sören Schnellhardt vom Universitätsklinikum des Saarlands in Homburg berichtete, gingen in die perioperative Studie KEYNOTE-689 mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab 714 Erkrankte mit operablem lokal fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom im Kopf-/Hals-Bereich (LA-SCCHN) im Stadium III/IVA ein. Sie erhielten 1:1 randomisiert:
- zwei präoperative Zyklen des CPI Q3W, gefolgt von der OP und 15 adjuvanten Zyklen Pembrolizumab, die ersten drei davon zusammen mit drei Zyklen einer Radiotherapie ± Cisplatin (n = 363) oder
- direkt die OP gefolgt von einer Radiotherapie (RT) ± Cisplatin.
An der adjuvanten Phase-3-Studie NIVOPOSTOP mit dem PD-1-Inhibitor Nivolumab nahmen wiederum 680 Patient:innen mit makroskopisch komplett reseziertem LA-SCCHN in den Stadien III/IV teil, bei denen eine Hochrisikosituation für ein Rezidiv bestand. Diese lag definitionsgemäß vor, wenn sich eine nodale extrakapsuläre Ausbreitung der Erkrankung, eine multiple nodale Beteiligung, eine multiple perineurale Invasion und/oder positive Tumorränder nach der Operation nachweisen ließen. Nach 1:1-Randomisierung erhielten die Erkrankten entweder eine adjuvante RCT (66 Gy Strahlentherapie plus Cisplatin) oder alternativ die experimentelle Behandlung. Diese umfasste eine initiale Dosis Nivolumab, gefolgt von der Cisplatin-Radiotherapie plus drei Dosen Nivolumab Q3W während der RCT. Im Anschluss kamen im Prüfarm noch sechs Dosen Nivolumab als Monotherapie alle vier Wochen hinzu. Anders als in KEYNOTE-689 ließen die Verantwortlichen in NIVOPOSTOP nur Hochrisikoerkrankte zu; zudem war keine reine RT erlaubt.
Laut dem Referenten erreichten beide Studien ihre primären Endpunkte. Diese umfassten ein verlängertes ereignisfreies Überleben (EFS) in KEYNOTE-689 (HR 0,73; p = 0,0041) und ein verlängertes krankheitsfreies Überleben (DFS) in NIVOPOSTOP (HR 0,76; p = 0,034) gegenüber der reinen R(C)T. In beiden Fällen gab es zusätzlich einen frühen Trend hin zu einem verlängerten Gesamtüberleben und die Vorteile schienen unabhängig vom Ausmaß der PD-L1-Expression (falls eine PD-L1-Expression ≥ 1 vorlag). In beiden Studien erhöhte die Addition des Checkpoint-Inhibitors die Toxizität nur moderat.
Interessanterweise bewirkte die perioperative Strategie mit Pembrolizumab vor allem eine Reduktion von Fernmetastasen, während die adjuvante Strategie mit Nivolumab sich insbesondere günstig auf die lokale Kontrolle auswirkte. Die Hintergründe für diese Unterschiede sind laut Dr. Schnellhardt noch nicht vollständig verstanden. Fest stehe aber, dass beide Studien den aktuellen Behandlungsstandard einer adjuvanten RCT beim operablem LA-SCCHN in naher Zukunft verändern werden.
Quelle:
Schnellhardt S. 31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie; Vortrag „Immuntherapie bei operablen Kopf-Hals-Tumor-Patienten“
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