
Zukünftig mehr Fälle im Frühstadium entdecken

Erfahrungen aus den USA und Taiwan bestätigen, dass das Lungenkarzinomscreening mit Low-Dose-CT (LD-CT) zu einem Stadienshift bei den Neuerkrankungen führt, rekapitulierte Prof. Dr. Torsten G. Blum, Medical School Berlin. Auch in Deutschland, wo bisher noch über die Hälfte der Erkrankten die Diagnose im Stadium IV erhält, soll eine Früherkennung für Risikopersonen eingeführt werden.
In einer über Alter und Tabakrauchexposition definierten Zielpopulation folgen nach einem Baseline-Scan jährliche LD-CT-Kontrollen. Selbst in dieser Risikogruppe ist das Ergebnis laut dem Experten bei knapp 85 % unauffällig. 12 % der Teilnehmenden haben einen kontrollbedürftigen Befund und erhalten eine vorgezogene Bildgebung nach drei bzw. sechs Monaten. Dabei erweist sich dieser mehrheitlich doch noch als gutartig. 4 % haben abklärungsbedürftige, klar krebsverdächtige Resultate. Der Experte mahnte, dass die weitere Abklärung dann in einem zertifizierten Lungenkrebszentrum erfolgen sollte. Voraussichtlich findet sich nur bei 1–2 % aller Gescreenten letztendlich ein maligner Tumor.
Lungenkrebsscreening in Planung
Mittlerweile stehen erste Eckdaten des geplanten Screeningangebots (s. Kasten) fest. Teilnahmeberechtigt wird, wer folgende Voraussetzungen erfüllt:
- Alter 50–75 Jahre
- Rauchdauer mindestens 25 Jahre sowie 15 Packungsjahre Exposition (Jahre vor/während Rauchstopp zählen nur, wenn Abstinenzdauer < 10 Jahre)
- medizinisches Eignungsprofil
Statt eines zentralen Einladungssystems sollen Fachärzt:innen für Allgemeinmedizin, Innere Medizin sowie Arbeitsmedizin geeignete Kandidat:innen identifizieren und aufklären. Prof. Blum merkte an: „Wir erhoffen uns neben einer Steigerung der Einschlussraten, dass sie diejenigen, die nicht von einem Screening profitieren, etwa wegen hohen Alters oder hoher Komorbiditätslast, darauf hinweisen.“
Wann geht es los?
Gemäß der Lungenkrebs-Früherkennungs-Verordnung, die zum 01.07.2024 in Kraft trat, ist die LD-CT zwecks Lungenkarzinomscreening bei Erfüllung diverser Kriterien zugelassen. Der G-BA hat seitdem eine Frist von 18 Monaten für Beratungen. Prof. Blum erwartet die G-BA-Richtlinie zur Lungenkrebsfrüherkennung im kommenden September und kann sich den Start eines GKV-vergüteten Screeningprogramms im zweiten Quartal 2026 vorstellen.
Auch die Früherkennung selbst soll dezentral erfolgen, in 73 Screeningeinheiten mit insgesamt etwa 2.000 entsprechend qualifizierten Ärzt:innen und ca. 1.000 assoziierten Radiologien. Dabei sieht das Konzept vor, dass ambulante, regionale Screeningeinheiten an zertifizierte Lungenkrebszentren gekoppelt sind. „Das ist aus unserer Sicht enorm wichtig, weil wir damit auch erreichen können, dass wir die Rate unnötiger invasiver Eingriffe reduzieren“, kommentierte der Kollege. Es gilt in der Auswertung der Aufnahmen das Zweitbefunderprinzip, und dabei kommt verpflichtend Software zur computergestützten Karzinomdetektion zum Einsatz.
Im Rahmen der Früherkennung sollen darüber hinaus zertifizierte Tabakentwöhnungsprogramme angeboten werden. Gemäß Prof. Blum erhöht diese Kombination die Chancen auf einen erfolgreichen Nikotinverzicht: „Ungefähr 50 % der Teilnehmenden in Lungenkrebsscreeningprogrammen sind aktive Raucher:innen, und diese sollten wir dazu motivieren, mit dem Rauchen aufzuhören.“
Quelle:
Blum TG. 65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie; Vortrag „Aktueller Stand des Lungenkrebsscreenings in Deutschland“
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