Notfallpraxis als Vorbild für ein Gesundheitszentrum in Afrika?
„Diese Einrichtung ist wirklich nur für Notfälle vorgesehen?“, fragt er die Abteilungsleiterin der Praxis, Elke Bockwoldt, und die Hygienebeauftragte Waltraud Neuhaus mehrfach. In seiner Heimat ist ein einziges Gesundheitszentrum in Fontsa-Touala Anlaufstelle für sechs Dörfer mit zusammen etwa 18 000 Einwohnern. In dem Zentrum arbeitet nur eine spezialisierte Krankenschwester, die täglich 30 bis 40 Patienten behandelt. Viele haben Typhus oder rheumatische Erkrankungen.
Hühner laufen durch die Behandlungsräume
„Wenn jemand schwer krank ist, muss er allerdings ins Krankenhaus in der nächsten Stadt“, übersetzt Waltraut Biester aus Ammersbek vom Verein Susila Dharma. Der Verein unterstützt das Zentrum. Zusammen mit ihrer Kollegin Sigrid Grigo stellte Biester den Kontakt zur Notfallpraxis her, um Martin Demfack Kemdeng einen Eindruck zu vermitteln, wie Gesundheitsversorgung hierzulande organisiert ist.
„Nächstes Jahr soll in Fontsa-Touala eine Hygieneschulung zusammen mit einer aus Kamerun stammenden, pensionierten Hebamme stattfinden“, erzählt Grigo. „Das Hygieneverständnis ist leider noch nicht so stark ausgeprägt. Bei unserem ersten Besuch vor Ort liefen noch Hühner durch die Behandlungsräume, angebrochene Ampullen lagen einfach geöffnet herum.“
Medizinische Versorgung nur auf eigene Kosten
Allerdings seien die Arbeitsbedingungen in Fontsa-Touala sowohl in der Regen- wie auch in der Trockenzeit besonders schwierig. Weil die Fenster keine Glasscheiben, sondern nur Lamellen haben, dringt Staub bis in den letzten Winkel. Immerhin beschäftige das Gesundheitszentrum inzwischen eine Putzfrau, die wenigstens die Böden regelmäßig reinigt.
Entsprechend tief beeindruckt ist Martin Demfack Kemdeng von der Ausstattung und den Möglichkeiten der Notfallpraxis. Er lässt sich insbesondere das Hygienemanagement ausführlich erklären: die Aufbewahrung steriler Instrumente in einem geschlossenen Schrank, die strikte Trennung zwischen septischem und aseptischem Bereich, den separaten Wartebereich für Patienten mit ansteckenden Krankheiten, die sterile Einwegkleidung für den OP, die frisch sterilisierten Instrumente für jeden einzelnen Patienten.
„Ich habe hier viele wertvolle Impulse gewonnen, doch Veränderungen in unserem Gesundheitswesen werden natürlich viel Zeit brauchen“, sagt der König. Das liegt auch an der mangelnden Finanzierung. Alle Patienten müssen ihre Behandlung selbst bezahlen. Die Regierung, die er als traditioneller Provinzkönig nur beraten kann, finanziert lediglich das Gehalt der Krankenschwester des Zentrums. Die spartanische Möblierung und Ausstattung stammt ausschließlich aus Geld- und Sachspenden.