Rickettsien-Infektion Welche Konsequenzen folgen daraus?

Autor: F. Tewald

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Mein neunjähriger Patient stellte sich vor ca. drei Jahren zunächst mit haselnussgroßen geschwollenen zervikalen Lymphknoten vor. Wochen später gesellte sich ein geschwollenes Kniegelenk hinzu. Es wurde aufgrund der Serologie die Diagnose „Borreliose im 2. Stadium“ gestellt. Das Kind erhielt eine Antibiose über zwei Wochen.Vor vier Wochen erlitt der Junge erneut einen Zeckenstich. Die Zecke habe ich eingeschickt und untersuchen lassen. Ergebnis: Rickettsia species DNA. Dem Jungen ging es gut, er hatte kein Fieber und keinerlei Beeinträchtigungen. Die Mutter ist allerdings etwas beunruhigt und fragt, ob auch bei einer Rickettsiose Spätfolgen zu erwarten sind. Ist eine Antibiose sinnvoll oder sollte zuerst noch eine entsprechende Serologie bei dem Jungen angefordert werden?

Antwort: In der alten und neuen Welt sind durch Zecken übertragene Rickettsiosen seit langem bekannt. Prototypen hierfür sind das durch Rickettsia rickettsii verursachte Rocky Mountain Spotted Fever (RMSF) und das durch Rickettsia conorii verursachte Mittelmeerfleckfieber (MSF).

Neben diesen Rickettsien wurden aber in den letzten 30 Jahren noch weitere „neue“ Spezies entdeckt. So verursachen R. slovaca und R. raoultii ein Krankheitsbild, das vom Erstbeschreiber mit dem Akronym TIBOLA (tick borne lymphadenopathy) bezeichnet wurde. Neben Allgemeinsymptomen ist das Krankheitsbild durch eine lokale Lymphadenitis gekennzeichnet.

Im beschriebenen Fall könnte es sich um ein solches Krankheitsbild handeln. Der Nachweis von Rickettsia spec. in der Zecke ist alleine noch kein Beweis für eine Rickettsien-Erkrankung, da nicht alle in der Zecke gefundenen Rickettsien als human-pathogen gelten. Konsequenterweise sollte mittels Sequenzierung die Rickettsien-Spezies identifiziert werden. Im Blut des Jungen müssten jedoch (z. B. nach drei Wochen) Antikörper gegen Rickettsien nachweisbar sein.

Durch Zecken übertragene Rickettsiosen heilen, falls die akute Erkrankung keine Komplikationen verursacht, in der Regel folgenlos aus. Allerdings gibt es mit Ausnahme von R. rickettsii und R. conorii nur eine begrenzte Datenlage zu klinischen Verläufen. Die „neuen“ Rickettsiosen scheinen jedoch deutlich mildere und selbstlimitierende Verläufe zu haben.

Kontakt
Dr. med. Friedemann Tewald
Facharzt für Labormedizin
Labor Enders & Partner
70193 Stuttgart

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (10) Seite 50
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.