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App als Lebensretter – Digitalisierung legt zu, doch wo bleibt die Strategie fürs Gesundheitswesen?

e-Health , Apps und Internet Autor: Thomas Trappe

„Nichts tun gefährdet die Patienten.“ „Nichts tun gefährdet die Patienten.“ © Fotolia/natali_mis
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Ein App-Anbieter will „Care-Navigator“ werden. Und das Gesundheitsministerium kündigt ein Gesetz mit harten Strafen bei missbräuchlicher Nutzung von Patientendaten an.

Das Berliner Start-up Ada Health, das eine Smartphone-App mit diagnostischen Funktionen anbietet, strebt eine Rolle als „Care-Navigator“ an, also auch als Arzt-Vermittler. Das kündigte eine Entwicklerin des Unternehmens an, die Ärztin Ewelina Türk. Bislang finanziere man sich über Investoren. Künftig wolle man Erlöse erzielen, indem Patienten nach einer App-Diagnose Angebote genannt werden, die für sie in Betracht kommen. Empfohlen würden von Ada dann wohl Kassen und Ärzte, die für diesen Dienst zahlen.

Die App beruht nicht hauptsächlich auf der Erfassung von Nutzerdaten und deren Auswertung mit künstlicher Intelligenz (KI), sondern wird von einem 30-köpfigen Team mit medizinischem Hintergrundwissen gespeist. Teamleiterin ist Türk. Mit der Zunahme an medizinischem Wissen und einer unüberschaubaren Menge von Symptomkonstellationen werde die KI in der Diagnostik unerlässlich, sagt sie, vor allem wenn es um Patienten gehe, die nicht ins Routineraster ärztlicher Erfahrung passten. „Meine Eltern starben mit 44 und 50 Jahren an Krebs“, auch weil eindeutige Symptome von behandelnden Ärzten falsch eingeschätzt wurden, erzählt Türk. „Mit Ada wären meine Eltern wahrscheinlich noch am Leben.“

USA: nationaler Koordinator für Digital Health installiert

Auch bei einer Diskussionsveranstaltung des AOK-Bundesverbandes ging es um die Digitalisierung. Professor Dr. Sylvia Thun, IT-Spezialistin für Medizin der Charité, beklagte den internationalen Rückstand der deutschen Gesundheitspolitik. Sie verwies auf die USA, wo schon zu Beginn der Oba­ma-Präsidentschaft ein nationaler Koordinator für Digital Health installiert wurde, und zwar über der Ebene der Ministerien.

„Wir gefährden Patienten, wenn wir nichts tun“, meint Prof. Thun. Dr. Thomas Gebhart (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im BMG, versuchte dem von allen Diskussionsteilnehmern erhobenen Vorwurf der Strategielosigkeit zu begegnen: In zwei Jahren starte die elektronische Patientenakte. Und demnächst werde man das zweite E-Health-Gesetz präsentieren. Das, so deutete Dr. Gebhart an, stelle den Schutz der Patientendaten ins Zentrum: Wer ohne Berechtigung auf diese Daten zugreife, also etwa Ärzte ohne Patienteneinwilligung, müsse mit harten Strafen rechnen.

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