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Krankenkasse kombiniert App-Analyse mit Ärzte-Chats

e-Health , Apps und Internet Autor: Thomas Trappe

Selbst-, Fern- und Zweit-Diagnosen.
Selbst-, Fern- und Zweit-Diagnosen. © Fotolia/Syda Productions
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Kunden der Techniker Krankenkasse können künftig die Diagnostik-App des Berliner Unternehmens Ada Health nutzen. Sie geben ihre Symptome ein und erhalten nach Wahrscheinlichkeit gelistete Diagnosen.

Versicherte des GKV-Marktführers werden Ada-Diagnosen direkt aus der App heraus mit TK-eigenen Ärzten besprechen können – per E-Mail, Telefon, Video- oder Textchat. Schon ab dem Quartal I/19 könnten deshalb Versicherte seltener Haus- und Fachärzte aufsuchen, kündigte TK-Chef Dr. Jens Baas an.

Projektteilnehmer würden Diagnosen „besser erklärt bekommen als es in einer Arztpraxis aufgrund des Zeitdrucks in der Regel möglich ist“, sagte Dr. Baas. Professor Dr. Jürgen Schäfer, Leiter des Zentrums für unerkannte und seltene Erkrankungen an der Uniklinik Marburg, hob die Chancen für Patienten mit seltenen Erkrankungen hervor. „Ich freue mich, dass sich die TK auf dieses Terrain vorwagt.“

Die Kombinationsvariationen aller bekannten Symptome übersteige die „Grenzen menschlicher Kognition“, sagte Dr. Martin Hirsch, wissenschaftlicher Leiter und Mitgründer von Ada. Der App-Algorithmus wird von einem 30-köpfigen Team mit medizinischem Wissen unterfüttert, zusätzlich fließen täglich etwa 30 000 Nutzerfälle ein.

Diagnosevorschläge müssen für Ärzte nachvollziehbar sein

Im ersten Schritt wird die App TK-Versicherten wahrscheinliche Diagnosen präsentieren und Unterstützungsangebote der Kasse vorschlagen. Wohl ab Februar wird Ada in die App „TK-Doc“ integriert. Laut Dr. Baas will die Kasse Ada auch mit ihrer elektronischen Gesundheitsakte verbinden, die sie 2019 ihren Versicherten anbieten wird. So könne die „Qualität der Diagnostik noch erhöht werden“. Allerdings werde es weiterhin „die Validierung des Arztes brauchen – jedenfalls auf absehbare Zeit“. Dr. Baas ist überzeugt, dass es in 15 Jahren als Kunstfehler gelten wird, wenn ein Arzt nicht auf unterstützende Systeme zurückgreift und daraus eine falsche Behandlung resultiert.

Ada-Gründer Dr. Hirsch, Enkel des Physik-Nobelpreisträgers Professor Werner Heisenberg, betonte, dass die App keinem Arzt eine Diagnose einfach nur vorsetze, sondern die Diagnosepfade darlege und damit begründbar mache. Das sei unerlässlich für die Akzeptanz bei Patienten und Medizinern.

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