Anzeige

Sport und Diabetes Telemedizinisches Projekt unterstützt Leistungssportler*innen

e-Health , Telemedizin Autor: Petra Spielberg

Die Diabetes-Charity Gala 2021 rückte  „Challenge D“ mit der IDAA-Vorsitzenden Ulrike Thurm (3. v. l.) ins Rampenlicht. Die Diabetes-Charity Gala 2021 rückte „Challenge D“ mit der IDAA-Vorsitzenden Ulrike Thurm (3. v. l.) ins Rampenlicht. © privat
Anzeige

Spitzen- und Profi­sportler*innen müssen ihrem Körper jederzeit Höchstleistungen abverlangen können. Ein telemedizinisches Projekt bietet sportlichen Ausnahmetalenten mit Diabetes mellitus Typ 1 die Chance, ihre Leistungen durch ein individuelles Coaching weiter zu optimieren.

„Ein optimales Blutzuckermanagement ist für Leistungssportler*innen von immenser Bedeutung und kann zu einer entscheidenden Stellschraube für das erfolgreiche Abschneiden in Wettkämpfen werden“, erklärt ­Ulrike Thurm, Vorsitzende der Internationalen Vereinigung diabetischer Sportler (IDAA Deutschland).

Thurm, selbst Typ-1-Diabetespatientin, ehemalige Leistungssportlerin und zertifizierte Diabetesberaterin DDG, betreut und berät seit über 30 Jahren Sportler*innen.

Sie weiß daher, wie sehr es im Spitzensport darauf ankommt, jederzeit über einen funktionstüchtigen Körper zu verfügen. Die therapeutischen Leitlinien und Praxisempfehlungen beziehen sich jedoch vornehmlich auf den Freizeit- und Breitensport, so Thurm. Leistungssportler*innen versuchten daher oft in Eigenregie, ihren Diabetes und ihre sportlichen Spitzenleistungen unter einen Hut zu bringen.

So entstand die Idee, bundesweit Sportler*innen auf ihrem Weg in den Leistungs- und Hochleistungssport eine auf ihre jeweiligen individuellen Bedürfnisse zugeschnittene telemedizinische Unterstützung anzubieten – in Ergänzung zu ihrer wohnortnahen und regulären Diabetesbetreuung.

Als medizinischen Partner für das „Challenge D“ getaufte Projekt konnte die IDAA-Vorsitzende die Charité – Universitätsmedizin Berlin gewinnen. Weitere Kooperationspartner sind die Universitäten Graz und Bayreuth sowie die Sporthochschule Köln.

„Zu den Zielen von Challenge D gehören neben einer Optimierung der sportlichen Leistung und einer Reduktion der Hypoglykämieraten während und nach dem Sport zum Beispiel auch das Herabsetzen der individuellen Belastung durch den Dia­betes sowie eine Unterstützung bei Zugangsbarrieren zum Leistungs- und Profisport“, erläutert Thurm.

Voraussetzung für die Teilnahme an dem Projekt, das nach Abschluss wissenschaftlich ausgewertet werden soll, ist ein Mindestalter von zwölf Jahren. „Grund für die Mindestaltersgrenze ist, dass die Teilnehmenden in der Lage sein müssen, ihr Diabetesmanagement eigenständig zu bewältigen“, so Thurm.

Die individuellen Betreuungen erfolgen jeweils über ein Jahr. Während dieses Zeitraums müssen die Teilnehmenden einmal pro Quartal ihre diabetesspezifischen Daten über eine digitale Plattform an Thurm übermitteln, die diese dann mit ihnen im Hinblick auf eine mögliche Therapieoptimierung für Training und Wettkämpfe analysiert und bespricht. Der Upload der Therapie­daten kann flexibel von zu Hause aus oder unterwegs über unterschied­liche Werkzeuge, wie Diasend, Clarity, CareLink, Tidepool oder Digital Diabetes Clinic, erfolgen.

„Das Anfangsgespräch dauert im Schnitt zwei bis drei Stunden. Für die weiteren Gespräche benötigen wir in der Regel zwischen 15 und 60 Minuten, je nach Problemlage“, sagt Thurm. Manchmal seien aber auch nach einem einzigen Gespräch alle Fragen geklärt. Das Konzept umfasst darüber hinaus eine Vor-Ort-Betreuung bei Trainings und Wettkämpfen, sofern erwünscht. Für individuelle Fragen zur Ernährung während der Wettkämpfe oder in den Regenerationsphasen steht den Teilnehmenden zudem ein spezialisierter DDG-zertifizierter Diabetesberater zur Verfügung.

Hockeyspieler, Golfer, Fußballerin

Bislang coacht Thurm zwölf junge Sportler*innen mit Diabetes mellitus Typ 1, die in den unterschiedlichsten Disziplinen aktiv sind, darunter den Hockeynationalspieler Timur Oruz, den Profigolfer ­Benedikt Thalmayer und die Frauenfußballerin Sandra Starke. 20 dürfen es laut Studiensetting insgesamt sein. Eine Beschränkung auf bestimmte Sportarten gibt es nicht.

Thalmayer hat die Betreuung beispielsweise dabei geholfen, seinen Hauptfokus nur noch auf sein Spiel und nicht mehr auf seinen Blutzucker zu lenken, sodass er seine Leistungsfähigkeit dadurch weiter steigern konnte.

Auch Oruz, der sich jahrelang als Einzelkämpfer damit auseinandergesetzt hat, wie er seinen Diabetes mit seinen sportlichen Höchstleistungen beim Hockey am besten in Einklang bringen konnte, begrüßt das Angebot sehr, da es ihm z.B. dabei hilft, über auf dem Markt befindliche therapeutische Neuigkeiten auf dem Laufenden zu bleiben.

Für den Ex-Profifußballer Felix Petermann war zudem wichtig, jemanden an seiner Seite zu wissen, auf den er jederzeit zu 100 % zählen konnte.

Aufgrund der gesammelten positiven Erfahrungen steht bereits fest, dass das Projekt, das auf der Diabetes-Charity Gala 2021 mit einer großzügigen Spende von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe gefördert wurde, um das Angebot möglichst vielen Sportler*innen zugänglich machen zu können, auch nach Ablauf des wissenschaftlichen Studiensettings als Beratungstool erhalten bleiben soll.

Anzeige