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Leistungssport Wider die Ausbeutung des Körpers

Autor: Friederike Klein

Verletzungen sind für Leistungssportler nicht nur ein körperliches Problem. Auch die psychischen und spzialen Folgen müssen gemeistert werden, um die Genese zu fördern. Verletzungen sind für Leistungssportler nicht nur ein körperliches Problem. Auch die psychischen und spzialen Folgen müssen gemeistert werden, um die Genese zu fördern. © Jacob Lund – stock.adobe.com
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Eine Verletzung kann Leistungssportler in eine tiefe Krise katapultieren. Neben der medizinischen ist oftmals auch eine psychische Betreuung gefragt. Dabei geht es um Akzeptanz des Istzustands und Zukunftsperspektiven.

 Leistungssportler bringen für die Rehabilitation nach einer Verletzung beste Voraussetzungen mit: Sie zeichnen sich durch eine hohe Eigenmotivation aus, haben Erfahrung im Umgang mit Krafttraining und im Ansteuern von Muskelgruppen und können Schmerzen teilweise ausblenden. Erstaunlich findet Sportpsychologe Lothar Linz von der Trainerakademie Köln allerdings, wie unerfahren viele Athleten im Umgang mit dem eigenen Körper sind, z.B. hinsichtlich Schlaf, Ernährung oder Körpergefühl. Häufig wird ihr Körper von den Sportlern selbst nur als Ausbeutungsobjekt betrachtet.

Linz glaubt, dass Verletzungen oft im Zusammenhang mit psychischen und psychosozialen Ursachen entstehen, z.B. bei psychischem Stress. Vor allem aber haben Verletzungen psychische Folgen, die bewältigt werden müssen. Dies zeigt sich insbesondere bei der Diagnose, aber auch bei Trainingsbeginn (wie weit kann ich mich belasten?) und dann noch einmal ganz deutlich bei Wettkampfbeginn (kann ich meinem Körper wieder die frühere Leistung abverlangen?).

Nach einer Verletzung kann eine regelrechte Trauerarbeit notwendig sein, z.B. wenn ein bedeutender Wettkampf etwa bei den Olympischen Spielen verpasst wurde. Wichtig ist oftmals, eine neue Perspektive zu finden, betonte Linz. Zudem stellen Verletzungen seiner Erfahrung nach ein soziales Problem dar: Der Betroffene ist plötzlich von den Teamaktivitäten ausgeschlossen und häufig lange Zeit ohne jeden Kontakt zu Trainer und Kollegen. In der Folge kann es zu einem Verlust des Selbstvertrauens, des Vertrauens in den eigenen Körper und in die eigene Unverwundbarkeit kommen. Das wiederum führt unter Umständen zu einer verringerten Leistung und dem Vermeiden von ähnlichen Situationen.

Realistische Ziele fördern die Genesung

Entscheidend für die psychosoziale Genesungsunterstützung sind nach Einschätzung der Sportler selbst eine positive Einstellung und das Arztverhalten. Aus medizinisch-psychologischer Sicht ist es dem Experten zufolge wesentlich für den Erfolg der Rehabilitation, dass der Sportler die Situation akzeptiert und realistische Ziele für seinen Heilungsprozess definiert werden.

Für ebenso entscheidend hält er die soziale Unterstützung durch Familie, Trainer und Team. Der Sportler selbst sollte im Heilungsprozess eine aktive Rolle einnehmen und z.B. als mentales Training die Technik der Visualisierung erlernen. Ziel ist es, den Körper als Partner zu betrachten und nicht länger als Ausbeutungsobjekt.

Quelle: 63. Kongress der Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin