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Genossenschaftliches MVZ Der Hausarzt hat hier das Sagen

Niederlassung und Kooperation Autor: Angela Monecke

Das genossenschaftliche MVZ ist nun eröffnet, weitere sollen noch in diesem Jahr folgen. (Agenturfoto) Das genossenschaftliche MVZ ist nun eröffnet, weitere sollen noch in diesem Jahr folgen. (Agenturfoto) © OctaCorp – stock.adobe.com
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Das erste genossenschaftliche MVZ ist Anfang April in Velbert, NRW, an den Start gegangen. Die KV Nordrhein hat nach langem Hin und Her die Zulassung erteilt. Das hausärztliche Zentrum sichert die Versorgung für rund 3.000 Patienten. Es ist ein mutiges Konzept. 

Die Idee angestoßen hatte der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Nordrhein bereits vor drei Jahren. Im zurückliegenden Jahr konnte das hausärztliche MVZ mit der Gründung der Genossenschaft HV PLUS eG nun in die Praxis umgesetzt werden. Sechs Monate dauerte dieser Prozess – von der Planung bis zur Praxisübergabe.

Insgesamt sei es ein „beschwerlicher Entwicklungsprozess“ gewesen, erklärt der HÄV Nordrhein. Am Ende habe die KV bei der Zulassung die Hürden nochmals hochgesetzt, weil einige andere investorengetragene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ) kurz zuvor insolvent gegangen waren, so Dr. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes und Vorstandsvorsitzender der HV PLUS eG.  

Das neue Zentrum soll nun die hausärztliche Versorgung flächendeckend sicherstellen. Dass dabei die wirtschaftlichen und organisatorischen Entscheidungen von Hausärzten getroffen werden, sei wichtig, so Elke Cremer, Aufsichtsratsvorsitzende der HV PLUS eG. „Wir wollen unabhängig bleiben von Fremdinvestoren, die gewinn- und nicht versorgungsorientiert handeln.“

Das MVZ arbeitet rein hausärztlich und wird in Richtung primär hausärztlich geführtes Versorgungszentrum weiterentwickelt. „Die Genossen sind alle Hausärzte“, so Dr. Funken. Die Gewinne aus den MVZ werden zu großen Teilen in die Weiterentwicklung und den Ausbau der hausärztlichen Vollversorgung reinvestiert. „Das ist einer der großen Unterschiede gegenüber MVZ, die auf Gewinnabschöpfung aus sind und die hausärztliche Vollversorgung nicht leisten wollen“, sagt er.

Es fehlt an Hausärzten in Stadt und Region

Vier Hausärzte und zehn MFA sollen rund 3.000 Patienten versorgen. In Velbert liege der Versorgungsgrad bei 89 %, elf Hausarztsitze seien offen. „In den benachbarten Regionen Wülfrath und Heiligenhaus sieht es auch nicht besser aus“, so der Vorsitzende. Schuld daran sei vor allem die Überalterung in der Region. Den Praxisteams will das MVZ daher „attraktive und zukunftssichere Arbeitsplätze“, für aussteigende Hausärzte eine „verantwortungsvolle Übergabe der Praxis“ bieten. 

Auch in einem MVZ sei man mit dem Ärzte- und Mitarbeitermangel konfrontiert, so Dr. Funken. Attraktive Arbeitsbedingungen und Mehrwerte für alle Mitarbeitenden will das genossenschaftliche Zentrum etwa durch eine verbesserte Altersversorgung sowie Angebote aus den eigenen Servicegesellschaften schaffen und die Zusammenarbeit mit den Kommunen stärken. Die enge Kooperation in der Aus- und Weiterbildung mit den Universitäten biete den Mitarbeitenden ein intensiveres Fort- und Weiterbildungsangebot. 

Bis Ende 2024 sollen bis zu vier MVZ umgesetzt sein 

Dass politische Vorstöße in der Patientenversorgung oft zu theoretisch, kompliziert und praxisfern seien, mahnte der HÄV Nordrhein mehrfach an. Die hausärztliche Genossenschaft sei aus der Praxis heraus von und mit Hausärzten entwickelt worden, erklärt Dr. Manfred Imbert, stellvertretender Vorsitzender des Verbands. Mit dem neuen Modell sei „eine flexible Grundlage“ geschaffen worden, die eine künftige Versorgung weiter ermögliche, führt Dr. Funken an. Für deren Strukturierung sei ein runder Tisch auf kommunaler Ebene hilfreich. 

Im zweiten Quartal 2024 will die Genossenschaft ein weiteres hausärztliches MVZ in Hennef umsetzen. Bis Ende 2024 sollen bis zu vier solcher genossenschaftlicher Praxen in den ländlichen Gebieten Nordrheins entstehen.

Quelle:  Medical-Tribune-Bericht

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