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KV Hessen sucht neues Konzept zur Finanzierung des Medibusses

Niederlassung und Kooperation Autor: Isabel Aulehla

Der umgebaute Linienbus ist u.a. mit Behandlungsliege, EKG und Ultraschallgerät ausgestattet. Der umgebaute Linienbus ist u.a. mit Behandlungsliege, EKG und Ultraschallgerät ausgestattet. © KV Hessen
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Der Medibus der KV Hessen sichert die Versorgung in fünf eher ländlichen Orten. Wie es ab 2021 mit dem Projekt weitergeht, ist allerdings unklar.

Der Medibus, eine mobile Arztpraxis der KV Hessen, ist für die Versorgung von fünf Gemeinden nordöstlich von Bad Hersfeld unverzichtbar. Soweit sind sich die KV und die Bürgermeister der fünf versorgten Orte Cornberg, Weißenborn, Herleshausen, Sontra und Nentershausen einig. Strittig ist dagegen, wer den Bus ab dem nächsten Jahr zu welchen Anteilen bezahlen soll.

Bislang wird die rollende Arztpraxis aus dem Sicherstellungsfonds der KV und der Krankenkassen finanziert. Seit Beginn im Jahr 2018 hat das Projekt rund 600 000 Euro gekostet – und damit mehr als eine Hausarztpraxis vor Ort. Mit 40 Patienten pro Tag ist die Auslastung relativ gering. Die KV ist dennoch sehr zufrieden mit dem Projekt. Ab 2021 möchte sie es aber nicht mehr alleine stemmen: Andere Träger sollen sich beteiligen, z.B. die versorgten Gemeinden. Doch diese zeigten hierfür in den vergangenen Monaten wenig Verständnis.

Preisgekröntes Projekt

Der Medibus konnte bereits zwei Preise gewinnen. Zum einen den Innovationspreis „Ausgezeichnete Gesundheit 2019“ des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung: Der Bus sei ein „starkes Zeichen gegen den spürbaren Ärztemangel in der Region.“ Ebenfalls 2019 bekam die Deutsche Bahn für den Bus den „Deutschen Mobilitätspreis“ des Bundesverkehrsministeriums und der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“.

Die Gemeinden sehen die Körperschaft in der Pflicht

Die Bürgermeister betonten in der lokalen Presse immer wieder, der Sicherstellungsauftrag liege eindeutig bei der KV, sie wüssten nicht, warum sie überhaupt für die Fortsetzung des Projekts kämpfen müssten. Auch per Unterschriftensammlung versuchte man, Druck aufzubauen.  Mittlerweile signalisiert offenbar ein Landkreis, er sei bereit, sich finanziell zu beteiligen. Wann es eine spruchreife Lösung geben könnte, ist laut KV aber bislang nicht abzusehen.  Für die fünf eher strukturschwachen Orte im Werra-Meißner-Kreis und dem Kreis Hersfeld-Rotenburg dient der Medibus als Notlösung, um den gravierenden Landarztmangel auszugleichen. Er wird von der KV gemeinsam mit DB Regio betrieben. Der umgebaute Linienbus steht einer kleinen Praxis in wenig nach: Es gibt Behandlungsliege, EKG, Labor, Ultraschall und Lungenfunktionsmessgerät. Auch ein PC mit Praxisverwaltungssoftware ist vorhanden, Telekonsile sind ebenfalls möglich. Direkt nach der Behandlung erhalten alle Patienten einen ausführlichen Bericht für den weiterbehandelnden Arzt.  In dem Bus arbeiten eine Allgemeinärztin und zwei Medizinische Fachangestellte. Am Steuer sitzt ein Busfahrer. Das Team besucht die fünf Orte nach festem Fahrplan ein- bis zweimal pro Woche. Vor allem ältere und chronisch kranke Patienten nutzen das mobile Angebot.  Die Bahn hatte angekündigt, weitere Medibusse betreiben zu wollen. So sollte eine rollende Zahnarztpraxis Regionen in Südbayern und Ostfriesland ansteuern. Das Projekt verzögerte sich jedoch. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin nutzte 2016 einen Medibus, um Geflüchtete zu impfen, die in Notunterkünften untergebracht waren.

Medical-Tribune-Bericht

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