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Innere Medizin Angestellt ambulant arbeiten ist attraktiv

Praxismanagement , Team Autor: Michael Reischmann

Gastroenterologen und Kardiologen sind an Hybrid-DRG interessiert. Gastroenterologen und Kardiologen sind an Hybrid-DRG interessiert. © Khunatorn – stock.adobe.com
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 „Internistinnen und Internisten tragen immer mehr dazu bei, die hausärztliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“, betont die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Und auch in Fachdisziplinen geht der Trend zur ambulanten Versorgung.

Zusammen mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Berlin hat sich die DGIM die Stuktur der Inneren Medizin angeschaut. Zu den Trends gehört u.a. der wachsende Anteil der haus­ärztlichen Internisten. Nach Zahlen der KBV betrug dieser 2020 rund 30 %. Das bedeutet einen relativen Zuwachs von 23 % seit 2013. „Diese Kolleginnen und Kollegen sind heute aus der hausärztlichen Versorgung nicht mehr wegzudenken; dennoch sind sie in vielen Punkten den Allgemeinmedizinern, deren Zahl eher abnimmt, nach wie vor nicht gleichgestellt“, bemerkt DGIM-Generalsekretär Prof. Dr. Georg Ertl, Würzburg. Er meint damit Differenzen in der Weiterbildung oder bei der Abrechnung bestimmter Untersuchungen und Behandlungen. Die Politik soll diese Barrieren abbauen, um die hausärztliche Versorgung attraktiver zu machen, so Prof. Ertl.

Die größte Attraktivität im internistischen Beruf scheint die Anstellung im ambulanten Bereich zu entfalten. Sie war jedenfalls 2016 bis 2020 mit einer Zunahme von 311 % der „Renner“, wie Prof. Dr. Norbert Suttorp aus Berlin feststellt, der den Bericht für die DGIM-Kommission „Struktur der Krankenversorgung“ miterarbeitet hat. 

Eine Angestelltenverhältnis lässt sich gut mit Teilzeitarbeit verbinden. Im Krankenhaus ist dies ebenfalls offensichtlich. Bei Internisten, die in Kliniken tätig sind, geht der Trend zur Teilzeit-/geringfügigen Beschäftigung nach oben: von 15 % im Jahr 2010 auf 29 % im Jahr 2019.

Laut Statistik der Bundesärztekammer praktizierten im Jahr 2020 über 58.000 Internistinnen und Internisten in Deutschland. Dennoch veränderte sich die Zahl der Vollzeitstellen in der Inneren Medizin kaum, da immer mehr Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit arbeiten. „Viele junge Leute wünschen sich familienfreundliche Arbeitszeiten“, erklärt Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland aus Aachen. 

Wachsender Bedarf an Geriatrie

Laut Statistik der Bundesärztekammer waren 2020 exakt 58.155 Internistinnen und Internisten hierzulande berufstätig. 28.074 davon im ambulanten Bereich, 26.417 im stationären und 3.664 anderweitig.

Mit 59 % stellen die Fachärzte ohne Schwerpunkt die größte Gruppe innerhalb der Inneren Medizin. Zweitgrößte Gruppe sind die Kardiologen mit knapp 14 %, gefolgt von den Gastroenterologen (7 %). Jeweils knapp 5 % entfallen auf Hämatologen/Onkologen, Nephrologen sowie Pneumologen.

Mit nur 0,3 % klingt der Anteil der Geriatrie bescheiden. Doch gerade hier ist die Entwicklung am dynamischsten – insbesondere wenn man auf die Zahl der Klinikfälle, -betten und Belegungstage schaut. In der Rheumatologie und Endokrinologie sind solche stationären Kennziffern dagegen eher stagnierend oder rückläufig.

„Jünger und weiblicher und familienfreundlicher“

Die Ergebnisse der Studie offenbaren den Bedarf nach einer modernen Arbeitsplatzgestaltung mit Jobsharing und flexiblen Arbeitszeitmodellen, betonen die DGIM-Vertreter. Seit 2011 ist der Anteil an Internis­tinnen von etwa 30 % auf nun 40 % gestiegen. „Die Innere Medizin wird jünger und weiblicher und familienfreundlicher“, fasst Prof. Suttorp zusammen.

Der Bericht zeigt außerdem, dass Eingriffe, die einst stationär im Krankenhaus behandelt wurden, zunehmend ambulant in Facharztpraxen oder Medizinischen Versorgungszentren durchgeführt werden. „Vor allem die Gastroenterologie, aber auch die Kardiologie nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein“, sagt Prof. Müller-Wieland. Um diesen Prozess fortzusetzen, sei es wichtig, die von der Ampelkoalition im Koalitionsvertrag angekündigten Hybrid-DRG schnell umzusetzen. 

„Dafür braucht es klar definierte Strukturvorgaben, aber auch eine Orientierung an Komplexität und Schweregrad des Eingriffs, damit es weder in den Praxen noch in den Kliniken und vor allem bei unseren Patienten keine Verlierer gibt“, ergänzt Prof. Ertl. Die DGIM fordert auch eine Stärkung der Angiologie, Endokrinologie und Rheumatologie im DRG-System. 

In der „ersatzlosen Schließung kleiner Krankenhäuser“ sieht Prof. Ertl keine sinnvolle Lösung, denn sie sorge für Wohnortferne bei Patienten und Personal. Er empfiehlt eine Umwandlung solcher Häuser in periphere Versorgungszentren (ambulant, tagesstationär, stationär), die telemedizinisch vernetzt sind und die mit „akademisierten Gemeindeschwestern“ zusammenarbeiten. 

Das trage zu einer adäquaten haus- und fachärztlichen Versorgung in allen Regionen bei, sei relativ wohnortnah für Patienten und Personal und ermögliche die Beteiligung an Forschung, Lehre und Weiterbildung. Allerdings müsse dafür noch eine gerechte Finanzierung entwickelt werden.

Quelle: DGIM-Talk

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