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KV-Fallwerte Dasselbe in der Tasche?

Praxismanagement , Geld und Steuern Autor: Michael Reischmann

Wie hat sich die Pandemie aufs Honorar ausgewirkt? Die KBV hat‘s berechnet. Wie hat sich die Pandemie aufs Honorar ausgewirkt? Die KBV hat‘s berechnet. © iStock/Stadtratte
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Nimmt man den KV-Umsatz je Arzt als Maßstab haben die Hausärzte das erste volle Pandemiequartal 2/2020 nicht ohne Honorardelle überstanden. Da aber deutlich weniger Menschen behandelt wurden, stieg immerhin der Fallwert um 10 % über den Vorjahreswert.

Die erste pauschale Aussage im Honorarbericht der KBV zum Coronaquartal 2/2020 lautet: „Honorarumsatz je Arzt sinkt um 1,1 %“ (ggü. 2/2019). Das ist der Schnitt über alle Vertragsärzte und -psychotherapeuten hinweg. Größere Honorareinbußen konnten vor allem durch die gesetzlichen Regelungen zum Schutzschirm verhindert werden, zititieren die „PraxisNachrichten“ der Körperschaft dazu KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.

Kassenvertreter werden dagegen eher auf die reduzierten Arzt-Patienten-Kontakte während dieses Ausnahmequartals verweisen. Die mit befreiender Wirkung von der GKV gezahlte morbiditätsbedingte Gesamtvergütung (MGV) sowie der Rettungsschirm haben bei der stark gesunkenen Anzahl der Behandlungsfälle bewirkt, dass der Umsatz je Fall um 13,2 % zulegte. Bezogen auf die Gruppe der Allgemeinärzte und hausärztlichen Internisten kletterte der Fallwert im Bundesdurchschnitt um 10,1 % auf 74,97 Euro.

Vom Honorarumsatz bleibt netto ein Viertel verfügbar

In den KV-Regionen verlief die Entwicklung allerdings unterschiedlich. Im hausärztlichen Versorgungsbereich sank der durchschnittliche Honorarumsatz im zweiten Quratal je Arzt um 3,2 % (im 1. Quartal 2020 war er ggü. 1/19 noch um 1,2 % gestiegen). Die größten Rückgänge fanden in Westfalen-Lippe (-9,1 %), Bremen (-8,8 %) und Sachsen (-7,5 %) statt. Es gab aber auch Gewinner, vor allem in Rheinland-Pfalz (+4,1 %), Berlin (+2,6 %) und Hessen (+2,2 %). Bundesweit nahm die Zahl der Hausärzte um 0,2 % leicht ab, die Zahl der Behandlungsfälle verringerte sich um 13,3 %.

Die KBV gibt den Median der Umsätze je (selbstständigen oder angestellten) Allgemeinarzt/hausärztlichen Internisten für das 2. Quartal 2020 mit 51.732 Euro an und den Mittelwert mit 54.774 Euro. Damit Leser des online veröffentlichten Honorarberichts keine falschen Schlüsse ziehen, weist die Körperschaft darauf hin, dass das Nettoeinkommen eines Arztes/Psychotherapeuten im Schnitt nur 25,5 % des Honorarumsatzes beträgt. Beim Vergleich der KV-Umsätze ist allerdings zu bedenken, dass die Selektivverträge nach § 73b (HzV) oder § 140a SGB V in den einzelnen KV-Regionen zu unterschiedlichen Bereinigungshöhen der MGV bzw. zu weiteren GKV-Umsätzen der Ärzte führen. So betrug z.B. in Baden-Württemberg die Bereinigung im 2. Quartal 2020 126,2 Mio. Euro (+6,2 Mio ggü. 2/19), in Bayern 65,4 Mio. Euro und in Nord­rhein 24,7 Mio. Euro. Dagegen gab es in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen keine oder nur minimale Bereinigungen.
KV-Honorarumsatz von Allgemeinmedizinern/hausärztlichen Internisten 2/2019 und 2/2020
Kassenärztliche Vereinigung
Honorarumsatz je Arzt in Euro
Veränderung
Honorarumsatz je Behandlungsfall in Euro
Veränderung
2. Q 2019
2. Q 2020
absolut
relativ
2. Q 2019
2. Q 2020
absolut
relativ
Baden-Württemberg
43.95541.948-2.006 -4,6%68,7875,526,749,8%
Bayern
53.80852.422-1.386 -2,6%70,1778,488,3111,8%
Brandenburg
65.25462.775-2.479-3,8%70,7475,124,386,2%
Berlin
49.79251.2731.4813,0%64,6176,9012,2919,0%
Bremen
53.81549.472 -4.343 -8,1% 58,3858,05 -0,33 -0,6%
Hamburg
47.52744.903-2.624 -5,5% 62,5768,265,699,1%
Hessen
57.765 59.5751.8103,1% 66,6679,8413,1719,8%
Mecklenburg-Vorp.
63.93459.790-4.144-6,5%67,4670,713,254,8%
Niedersachsen
66.21261.678 -4.534-6,8% 71,1975,023,835,4%
Nordrhein
55.16153.524-1.637-3,0%67,7274,636,9210,2%
Rheinland-Pfalz
60.57463.1832.6094,3%72,0883,3311,2515,6%
Saarland
62.67260.839-1.832-2,9%70,1178,428,3111,9%
Sachsen
60.39955.659-4.740-7,8%64,8567,212,363,6%
Sachsen-Anhalt
73.83272.587-1.246-1,7%71,6077,706,108,5%
Schleswig-Holstein
55.59954.963-635-1,1%67,9277,479,5614,1%
Thüringen
71.73569.373-2.361-3,3%74,4380,325,897,9%
Westfalen-Lippe
56.99352.363-4.630-8,1%61,4864,743,265,3%
Quelle: KBV-Honorarbericht 2/2020
Im fachärztlichen Lager waren übrigens die größten Gewinner beim Honorarumsatz je Arzt die ärztlichen Psychotherapeuten (+8,2 %) vor den psychologischen Psychotherapeuten (+6,9 %) und den Gynäkologen (+1,0 %). Schlechter als im Vorjahresquartal lief es nach der KBV-Statistik in 2/2020 besonders für Radiologen (-6,8 %), Chirurgen (-5,8 %) und Augenärzte (-5,6 %). Auch andere Faktoren können für die Entwicklung der Arztumsätze entscheidend sein, beispielsweise Änderungen bei der Zuordnung von MGV- und extrabudgetären Leistungen oder Umschichtungen per Honorarverteilungsmaßstab der KV. So sank die MGV aller KVen um 7 %, während die extrabudgetäre Vergütung um 21,8 % zulegte, was insgesamt ein Plus von 2,7 % ergab.

Ausnahmeregelungen, Telemedizin plus neuer EBM

Das 2. Quartal 2020 ist aber nicht nur durch das Pandemiegeschehen mit Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit, Sonderregelungen für die zum Teil telemedizinische Leistungserbringung sowie die Honorarermittlung unterm Rettungsschirm beeinflusst. Zum 1. April 2020 trat auch der neue EBM in Kraft. Davon redet aber kaum noch jemand.

Quelle: KBV-Honorarbericht 2/2020

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