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Patientenberatung Erfolglose Arztsuche ist ein brandheißes Thema

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Cornelia Kolbeck

In 26,5 % der Beratungen ging es um medizinische Fragen. In 26,5 % der Beratungen ging es um medizinische Fragen. © Wasan – stock.adobe.com
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Jährlich legt die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) mit ihrem Monitorbericht den Finger in die Wunden des Gesundheitssystems. 2024 soll sie zur Stiftung werden. Doch vieles ist ungeklärt. 10 % der Mitarbeiter sind wegen der unsicheren Jobzukunft bereits gegangen.

„Wie können wir Ihnen weiterhelfen?“ ist der Slogan der UPD und viele Menschen lassen sich auch helfen. Etwa 124.000 Beratungen wurden 2022 dokumentiert. 57 % davon betrafen rechtliche Fragen wie Leistungsansprüche gegenüber Kostenträgern, ärztliche Berufspflichten oder Patientenrechte. In 26,5 % der Beratungen ging es um medizinische Fragen. Siebeneinhalb Jahre wird die UPD-Beratung inzwischen bundesweit und kostenfrei angeboten. Dabei zeigt sich, dass nicht nur einige der Dauerbaustellen im Gesundheitswesen in persönliche Krisen münden, sondern auch, dass sich Defizite zunehmend negativ auf die gesamte Versorgung auswirken. 

Wie Thorben Krumwiede, UPD-Geschäftsführer, bei der Übergabe des Patientenmonitors 2022 an den Bundesbeauftragten für Patientensicherheit Stefan Schwartze bemerkte, wird in den Beratungen eine große Unkenntnis über Leistungen, Ansprüche und Rechte der Bürger deutlich, aber zugleich eine sehr hohe Dankbarkeit von Betroffenen über die Hilfe der UPD. 

Bürger und Versicherte suchen auch Rat wegen Krisensorgen 

Krumwiede nennt die UPD einen „Seismograf für Stimmungen und vor allem für Verstimmung im Land“ bezüglich des Gesundheitswesens. Doch auch wegen Sorgen, die durch Inflation und Energiekrise ausgelöst werden, wenden sich Ratsuchende an die Berater. Miete, Stromrechnung, die Pflege von Angehörigen, die gesundheitliche und pflegerische Versorgung sowie die Angst, bald vor dem Nichts zu stehen, sind Dauerthemen. 

Ein besonders belastendes Problem ist Krumwiede zufolge die Suche nach einem behandelnden Arzt. Zu diesem Thema sei 2022 rund 5.500 Mal beraten worden (Vorjahr: über 3.500). Gerade für die längerfristige Versorgung fehle es oft an aufnahmebereiten Haus- oder Kinderarztpraxen, so Krumwiede. Das gelte für den ländlichen Bereich genauso wie für die Großstadt. Ein ähnliches Bild zeige sich bei Psycho- und Physiotherapie sowie bei Pflegediensten und -beratung. Betroffene müssten oft lange warten. 

Es gibt zwar die Terminservicestellen der KVen, aber hier läuft nach UPD-Erfahrung nicht alles rund. Bei Haus- oder Kinderärzten fühlten sich die Servicestellen nicht zuständig und ambulante Termine im Krankenhaus würden trotz fehlender Facharzttermine nicht vermittelt. 

Die 2019 eingeführten Terminservicestellen hätten somit „bisher keine durchschlagende Wirkung erzielt“, sagt Krumwiede. Es fehlt ihm im ambulanten Bereich zudem an Transparenz zu Qualität und Spezialisierung bei den Leistungserbringern. „Es läuft etwas schief, wenn Sie stundenlang telefonieren, auf Internetseiten surfen, vielleicht Freunde abklappern müssen und Sie dann immer noch nicht wissen, welcher Arzt in der Nähe welche Ausstattung hat oder ob er im Urlaub ist.“ Gerade körperlich oder psychisch chronisch erkrankten Menschen sei eine langwierige, komplizierte Suche nicht zuzumuten. Ein weiteres großes Thema in den UPD-Beratungen waren 2022 Arzneimittel-Lieferengpässe. Auch hier vermisst Krumwiede Transparenz. Weder Ärzte noch Patienten wüssten, welche Apotheken ein Medikament vorrätig hätten und welche nicht. 

„Wir wollen, dass unsere Hinweise und Anregungen von Politik und Selbstverwaltung aufgegriffen werden“, fordert der UPD-Geschäftsführer. Erfolgreiche Beispiele wie das Schließen der Krankengeld­lücke oder das Absenken des GKV-Mindestbeitrags für Selbstständige zeigten, was die UPD politisch zu bewirken vermöge. 

Erleichtert äußerte sich Krumwiede dazu, dass der Bundestag in diesem Jahr das Gesetz zur Neuaufstellung der UPD als dauerhafte Stiftung beschlossen hat. Die vergangenen Jahre seien für die Mitarbeiter wegen der unsicheren Zukunftsperspektive nicht einfach gewesen. Jeder Zehnte habe gekündigt. Die Unsicherheit ist nicht ganz behoben, denn ein inhaltliches Umsetzungskonzept fehlt noch. Unklar ist, wann die Stiftung errichtet wird und ob die jetzigen UPD-Mitarbeiter übernommen werden.  

Einsicht in Patientenakte ist unverzüglich zu gewähren

„Ich hätte mir gewünscht, wir wären mit dem Gesetzgebungsverfahren schneller gewesen und wären damit weiter in der Umsetzung, als wir das jetzt sind“, kommentiert der Patientenbeauftragte die Lage. Es werde aber alles getan, dass es mit dem Starttermin 1.1.2024 klappe. Als künftiger Vorsitzender des Stiftungsrates sei er mit Patientenorganisationen im Austausch, um Eckpunkte für das Konzept zu erarbeiten. 

Er gebe aber auch den Druck von Patienten sowie von Ärzten weiter in den Gesprächen mit Parlamentariern und Vertretern der Bundesregierung, so Schwartze. Hinsichtlich der nicht immer erfolgreichen Arztvermittlung über die Terminservicestellen sieht er eine Lösung: Man könne mit der Krankenhausreform die ambulante Versorgung durch Kliniken ausbauen, um Versorgungssicherheit zu schaffen. 

Als ein anderes problematisches Dauerthema hob Schwartze noch immer vorhandene Schwierigkeiten bei der Einsichtnahme in die Patientenakte hervor. Patienten sei auf Verlangen unverzüglich Einsicht in die vollständige, sie betreffende Patientenakte zu gewähren, mahnte er eindringlich. Als ein Zeichen für die noch unzureichend realisierten Patientenrechte hat der Bundesbeauftragte 2023 zum Jahr der Patientenrechte ausgerufen.

Quelle: Pressebericht UPD

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