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Corona im Pflegeheim Pflegende in diesem Jahr stärker betroffen als jemals zuvor

Praxismanagement , Team Autor: Angela Monecke

Pflegeheime bleiben weiterhin Hotspots für Coronainfektionen. Pflegeheime bleiben weiterhin Hotspots für Coronainfektionen. © Mikel Allica – stock.adobe.com
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In den Pflegeheimen ist die Pandemie noch längst nicht überwunden, im Gegenteil: Diese gelten weiter als Corona-Hotspots. Die Pflegekräfte waren in diesem Jahr von Coronainfektionen besonders betroffen. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der Barmer hervor.

„Für viele Menschen hat Corona seinen Schrecken verloren“, sagt der Barmer-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Christoph Straub. Die Corona-Maßnahmen würden immer weiter heruntergefahren, einige Bundesländer hätten die Isolationspflicht aufgehoben. Doch die Lage in den Pflegeheimen bleibe weiter stark angespannt. Denn diese Einrichtungen gelten „nach wie vor als Corona-Hotspots“, betont der Barmer-Chef und Arzt. Von der Pandemie betroffen seien sowohl die Pflegenden als auch die Heimbewohnenden.

Eine detaillierte Chronik liefert der Report über die coronabedingten Krankschreibungen. So mussten vor allem im März und Juli 2022 viele Pflegende, die an ­COVID-19 erkrankt waren, zu Hause bleiben. Einen Spitzenwert erreichten die Krankmeldungen im März dieses Jahres mit 158 Arbeitsunfähigkeiten je 10.000 Pflegefachkräfte, die in Heimen arbeiten.

Verglichen mit der Situation im März 2021 kamen heuer im gleichen Monat 14-mal so viele Krankmeldungen zusammen (11 je 10.000). Drei Monate später (Juli 2022) gaben die Mitarbeitenden sogar fast 40-mal so viele Krankschreibungen wie im Vorjahreszeitraum ab (118 vs. 3 je 10.000). 

Aber auch Pflegebedürftige, die im Heim leben, waren von den Corona-Wellen stark betroffen, berichtet die Krankenkasse. Zu Pandemiebeginn, als es noch an Schutzkleidung und -masken mangelte und noch keine Corona-Schutzimpfung möglich war, befanden sich 50 bis 60 % der Pflegebedürftigen, die an einer COVID-19-Erkrankung verstarben, in stationärer Behandlung. Für die besonders vulnerablen Gruppen in solchen Einrichtungen fordert Prof. Straub weiterhin einen besonderen Schutz. Die Abstands- und Hygieneregeln sollten weiter strikt eingehalten sowie freiwillige Impfprogramme in den Heimen umgesetzt werden. 

Ob Schutzmasken oder Desinfektionsmittel, Personal oder Schnelltests: Die Pandemie kam seit März 2020 auch die Kassen teuer zu stehen. Sie schlug mit mehr als neun Milliarden Euro zu Buche. Milliardenschwer in Vorkasse musste hier die soziale Pflegeversicherung gehen, und dies in einer finanziell angespannten Lage. Trotz nachträglicher Steuerzuschüsse blieben die Pflegekassen zum Ende des ersten Quartals 2022 auf 6,4 Milliarden Euro sitzen.

Einrichtungsbezogene Impfpflicht – zum Jahresende wohl Geschichte

Die einrichtungsbezogene Impfpflicht in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen, die im März eingeführt wurde und sehr umstritten war, soll Ende des Jahres auslaufen. Das berichtete die „Tagesschau“ Ende November und verwies auf Quellen aus Kreisen des Bundesgesundheitsministers.

In einem offenen Brief an Prof. Dr. Karl Lauterbach hatten bereits im Oktober vier Bundesländer – Bayern, Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg – ein Ende der Impfpflicht für das Personal im Gesundheits- und Pflegebereich gefordert. Die Sorge in den Ländern ist groß, dass die Impfpflicht den Personalmangel im Gesundheitswesen noch weiter verschärft.

Der Nachweis des vollständigen Impfschutzes für Pflegedienste in Kliniken und Praxen wurde Ende 2021 im Bundestag beschlossen. Wer dagegen verstieß, musste mit Beschäftigungsverboten oder Bußgeldern rechnen.

Steigende Fallzahlen werden Fachkräfte sehr belasten

Der Bund sei nun aufgefordert, den noch offenen Posten schnell zu erstatten, so die Barmer. Denn sollten in diesem Winter die Fallzahlen wieder nach oben schnellen, sei von enormen Belastungen für die Fachkräfte auszugehen. Dies gelte es zu vermeiden, um „möglichst glimpflich durch den Corona-Winter“ zu kommen, so der Kassenchef.

„COVID-19 ist noch nicht überwunden“, gibt auch Studienautor Prof. Dr. Heinz Rothgang vom Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik Socium der Universität Bremen zu bedenken. Die Alten- und Pflegeheime müssten sich daher „für neue Corona-Wellen wappnen“ und sich auf womöglich neue Varianten vorbereiten, die schwere Verläufe nach sich ziehen könnten. Eine bessere Personalausstattung würde hier den notwendigen Schutz bieten, meint Prof. Rothgang.

Quelle: Pressekonferenz der Barmer

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