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AOK: Besser über Krebsfrüherkennung informieren

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Eine Abwägung: Sprechen die Statistiken für oder gegen die Screeningteilnahme? Eine Abwägung: Sprechen die Statistiken für oder gegen die Screeningteilnahme? © iStock.com/andresr
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Versicherte werden zu wenig über Nutzen und Nachteile der Krebsfrüherkennung aufgeklärt. Das besagt eine im „Versorgungs-Report Früherkennung“ veröffentlichte Umfrage. Für eine Entscheidung pro oder kontra Vorsorge bedürfe es ausreichender Informationen.

An Krebsfrüherkennungsuntersuchungen nehmen bis zu 85 % der Berechtigten teil. Das zeigt eine repräsentative Befragung von über 2000 gesetzlich Versicherten, beauftragt für den „Versorgungs-Report Früherkennung“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Betrachtet wurden zehn Jahre. Laut Christian Günster, Ko-Autor und WIdO-Bereichsleiter Qualitäts- und Versorgungsforschung, wurden die höchsten Teilnahmeraten beim Screening auf Gebärmutterhalskrebs sowie Darmkrebs verzeichnet. Bei 85 % der anspruchsberechtigten Frauen im Alter von 30 bis 49 Jahren erfolgte jährlich eine Kontrolle mittels PAP-Test. Am Darmkrebsscreening (Koloskopie, Stuhltest, Beratung) nahmen 78 % der Versicherten ab 60 mindestens einmal teil.

Bleibt eine große Zahl an Menschen, die keine dieser Untersuchungen nutzen. Ziel der Einführung eines organisierten Einladungswesens für die Darmkrebsvorsorge ab Juli 2019 und für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs ab 2020 ist deshalb, die Teilnahmebereitschaft zu verbessern. So wie beim Brustkrebsscreening: Hier stieg die Teilnahmerate von 2007–2009 zu 2014–2016 bei den 50- bis 69-jährigen Frauen von 43 % auf 53 %.

Es gehe nicht um eine hohe Teilnahmerate als entscheidendes Ziel, sondern auch darum, „wie gut Menschen über angebotene Programme informiert werden, um selbstständig ihre Entscheidung für oder gegen eine Teilnahme treffen zu können“, meint Professor Dr. Norbert Schmacke vom Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen.

Keine moralischen Appelle, kein liebevolles Drängen

Ein Versicherter ist „zu einer individuellen Entscheidung unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile und seiner persönlichen Präferenzen zu befähigen“, heißt es im Nationalen Krebsplan. Davon sei Deutschland weit entfernt, meint Prof. Schmacke. Falsch sind aus seiner Sicht moralische Appelle oder liebevolles Drängen. Man müsse auf die Unsicherheiten eingehen.

„Der Nutzen von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen wird in der Ärzteschaft wie auch bei den Bürgern in der Regel deutlich überschätzt, die Risiken demgegenüber deutlich unterschätzt“, sagt der Mediziner. Er verweist z.B. darauf, dass sich zwar im günstigsten Fall durch Entfernung gutartiger Polypen bei der Darmspiegelung eine Krebsentstehung verhindern lässt. Eine Früherkennung könne aber auch zu unnötigem Behandeln führen, ohne dass sich Lebensqualität und Lebensdauer dadurch verbessern.

Lob für die evidenzbasierte Entscheidungshilfe des IQWiG

Von 1000 Frauen, die regelmäßig am Brustkrebsscreening teilnehmen, werden zwei bis sechs vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt. Zugleich werden etwa neun bis zwölf Frauen wegen eines entdeckten Tumors operiert oder bestrahlt werden, der ihr Leben ohne Screening nicht beeinträchtigt hätte. Das Screening ist aus Sicht Prof. Schmackes deshalb „ein riesengroßer Fortschritt, aber auch eine Riesen-Baustelle“. Die Wissenschaft sieht er angesichts kontroverser Diskussionen wie zum Mamma- oder PSA-Screening in der Bringschuld. Positiv hebt er die Entscheidungshilfe zur Früherkennung von Brustkrebs des IQWiG hervor.

Quelle: AOK-Pressekonferenz

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