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Auch bei Senioren Zytostatika wagen!

Autor: AZA

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Zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose sind zirka zwei Drittel der Betroffenen bereits über 65 Jahre alt. Doch fortgeschrittenes Alter allein darf nicht zum therapeutischen Nihilismus verleiten.

In den kommenden Jahren wird aufgrund der demografischen Entwicklung der Anteil älterer Menschen mit Tumorerkrankungen zunehmen. Zu den altersspezifischen Besonderheiten älterer Tumorpatienten zählen eine erhöhte Rate an Komorbiditäten sowie eine Reihe geriatrischer Symptome wie Demenz, Depression oder Fallneigung. Unter einer Chemotherapie beobachtet man bei älteren Patienten zudem vermehrt Nebenwirkungen, schwere Infektionen und Sepsis. Weitere Probleme ergeben sich oft durch eingeschränkte Organfunktion.

Chemo ermöglicht kurative Therapie

Deshalb wird häufig bei Betagteren auf eine zytostatische Therapie verzichtet. Leider, denn obwohl die „Chemo“ im Alter höhere Risiken birgt, können heute doch eine Reihe von Tumoren wie Dickdarmtumoren, Lymphome, Mamma- und Ovarialkarzinome bei Senioren kurativ behandelt werden, unterstreichen Dr. Friedemann Honecker und Kollegen in der Zeitschrift „Notfall & Hausarztmedizin“. Fachleute* plädieren daher für eine „Assessment-gestützte“ Therapieentscheidung. Eine mögliche Einteilung kann in drei Gruppen erfolgen.

Gruppe 1: „Fitte“ Patienten ohne Einschränkungen in gutem Allgemeinzustand. Studien für verschiedene Tumorentitäten belegen, dass diese Patienten von adäquater Chemotherapie profitieren und Ergebnisse erreichen, die mit denen jüngerer Patienten vergleichbar sind. Sorgfältige Kontrollen, insbesondere hinsichtlich einer eventuellen Myelosuppression, sind erforderlich.

Gruppe 2: Patienten mit gewissen Einschränkungen (Abhängigkeiten in bis zu zwei instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens bzw. bis zu zwei schwere Komorbiditäten): Für diese Gruppe ist die Studienlage weniger gut. Therapieempfehlungen geben meist einer Monotherapie mit überschaubarem Toxizitätsprofil in angepasster Dosierung den Vorrang vor einer Kombinationstherapie.

Monotherapienbevorzugen

Neue, weniger toxische Substanzen wie Vinorelbin, die Taxane, Gemcitabin, liposomales Anthrazyklin oder orale Fluoropyrimidine haben hier die Möglichkeiten erweitert.

Gruppe 3: Gebrechliche Patienten. Für diese Gruppe gibt es nahezu keine Daten zur onkologischen Therapiefähigkeit. Meist wird zur Zurückhaltung geraten. Eine Chemotherapie sollte nur bei realistischer Aussicht auf Symptomkontrolle bei kalkulierbarer Toxizität und unter strenger Überwachung empfohlen werden.

* Arbeitsgruppe Geriatrische Onkologie der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) und Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

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