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Bei Flüchtlingen mit Fieber auch an Borrelien denken!

Autor: Dr. Dorothea Ranft, Foto: thinkstock

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Leiden Flüchtlinge unter rezidivierendem Fieber, geht der Verdacht zunächst in Richtung Malaria. Doch auch eine Borrelien-Infektion kann dahinterstecken: Das Rückfallfieber wird indirekt von Kleiderläusen übertragen.

Typische Symptome der Erkrankung sind neben hohem Fieber und Schüttelfrost starke Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen. Die Fieberschübe können von Ikterus, Blutungsneigung (Nasenbluten, Sugillationen) und neurologischen Symptomen (Bewusstseinstrübung) begleitet werden.

Die Inkubationszeit liegt zwischen zwei und 15 Tagen, berichtete Professor Dr. Randolf Brehler, Universitätshautklinik Münster. Betroffene müssen mit fünf- bis siebentägigen Fieberschüben rechnen – dazwischen liegen symptomfreie Intervalle von ein bis 21 Tagen.

Die zerquetschte Laus 
setzt Bakterien frei

Die Infektion mit Borrelia recurrentis erfolgt nicht durch den Läusestich direkt, denn Verdauungstrakt und Speicheldrüsen enthalten keine Erreger. Erst durch das Zerquetschen der Laus auf der verletzten Haut treten die Bakterien aus.

Beim Kratzen kommt es zu Exkoriationen und die Spirochäten gelangen in den Körper. Als Überträger fungieren Kleiderläuse (Pediculus humanus corporis), die deshalb in Flüchtlingsunterkünften entsprechend bekämpft werden sollten, so der Experte. Kopfläuse seien dagegen meist harmlos.

Auch Zecken übertragen eine endemische Variante

Die Therapie kann z.B. mit Doxycyclin (200 mg/d p.o.) erfolgen. Beim Läuserückfallfieber besteht jedoch ein stark erhöhtes Risiko für eine Jarisch-Herxheimer-Reaktion; Blutdruckabfall und Schock lassen sich auch mit Kortikoiden oft nicht verhindern. Die Therapie des Rückfallfiebers sollte also immer in Notfallbereitschaft erfolgen, mahnt Prof. Brehler. Er empfiehlt, sicherheitshalber zwei großvolumige intravenöse Zugänge 
zu legen.

Im Sommer 2015 gab es u.a. in Bayern mehrere Fälle bei Flüchtlingen. Betroffen waren ausschließlich junge Männer aus Ländern am Horn von Afrika, zwölf von ihnen stammten aus Somalia. Alle waren über den Sudan und Libyen nach Italien gelangt und hatten sich unterwegs infiziert.

Neben dem Läuserückfallfieber (epidemisch) übertragen auch Zecken eine endemische Variante, die von diversen Borrelienarten ausgelöst wird. Natürliche Herde für dieses Rückfallfieber finden sich u.a. auf der iberischen Halbinsel und in Nordafrika (Borrelia hispanica).


Quelle: 6. Allergologie-Update-Seminar

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