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Die wichtigsten Anliegen todkranker Patienten

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp; Foto: fotolia, photographee.eu

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Über welche Dinge sollten Ärzte mit ihren Patienten am Lebensende sprechen? Dazu existieren Experten-Leitlinien, doch finden diese kaum Eingang in die Praxis.

Gespräche mit schwer erkrankten und todkranken Patienten wecken bei vielen Ärzten Unbehagen und Hilflosigkeit. In Kanada gibt es Leitlinien für Gespräche mit diesen Patienten und deren Angehörigen. Dort bleiben Patienten meist während des Sterbeprozesses in Krankenhäusern.

Arzt-Patienten-Kommunikation nicht ausreichend

Ob die in der Leitlinie vorgeschlagenen Themen tatsächlich von den Ärzten angesprochen werden und ob Themen sich mit den Wünschen der Patienten decken,untersuchte eine multizentrische Querschnittsstudie. An der Studie, durchgeführt in neun kanadischen Krankenhäusern, nahmen 233 schwer kranke Patienten mit einem Durchschnittsalter von 81,2 Jahren und 205 Familienangehörige mit einem Durchschnittsalter von 60,2 Jahren teil.

Sie erhielten eine Liste mit den elf wichtigsten Punkten, die laut Leitlinie mit den Patienten zu diskutieren sind – darunter Fragen nach Patientenverfügungen bzw. erwünschten Maßnahmen im Falle von lebensbedrohlichen Ereignissen. Auch Ziele und weitere Planung der (terminalen) Therapie, Diskussion von Prognose sowie Nutzen-Risiko-Abwägungen pflegerischer bzw. therapeutischer Eingriffe sollten besprochen werden. Zusätzlich sollte genügend Zeit für das offene Gespräch über Ängste, Bedenken und Erwartungen der Patienten bleiben.

Lebenserhalt und -prognose sind wichtigste Fragen

Erwartungsgemäß war die Praxis alles andere als ideal: Die Studienteilnehmer berichteten, dass die Ärzte die vorgeschlagenen Diskussionsthemen nicht oder nur unvollständig ansprachen (1,4 % bis 31,7 % der Themen) – im Mittel 1,4 der elf Punkte. Gefragt nach ihren Wünschen für ein zufriedenstellendes Arztgespräch gaben Patienten und Angehörige überwiegend folgende Themen an:

  1. Die Frage nach den vom Patienten bevorzugten Maßnahmen im Falle von lebensbedrohlichen Zuständen
  2. Die Frage nach Werten und Überzeugungen des Patienten, z.B. im Zusammenhang mit Eingriffen am Lebensende
  3. Eröffnung der Prognose
  4. Besprechung von Ängsten und Sorgen
  5. zusätzliche Fragen bezüglich Behandlung und Pflege


Je mehr dieser Punkte im Gespräch erörtert wurden, desto zufriedener waren Patienten und Angehörige. Speziell die Offenlegung der individuellen Prognose war den Befragten ein vordringliches Anliegen – doch nur 10 % der Patienten und 17 % der Angehörigen hatten diesbezüglich eine Auskunft erhalten. Auf Platz eins der Liste fand sich die Frage nach Notfallmaßnahmen – diese wurden in 21 % bzw. 24 % der Fälle besprochen.

Quelle: J. J. You et al., CMAJ 2014, online first; doi: 10.1503/cmaj.140673

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