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Hausarzt-IGeL: Nur „Lichttherapie“ und Akupunktur bei Migräne positiv?

Gesundheitspolitik Autor: Anke Thomas

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Mit dem neuen IGeL-Monitor wollen Krankenkassen ihren Versicherten wissenschaftlich fundierte Aussagen zu Nutzen und Schäden von IGeLn anbieten. Bisher wurden 13 IGeL bewertet, die bevorzugt von Allgemeinärzten angeboten werden. Einzig die „Lichttherapie“ und die Akupunktur zur Migräneprophylaxe bewerten die MDK-Prüfer „tendenziell positiv“.

Der IGeL-Monitor wird in der Öffentlichkeit sicherlich große Aufmerksamkeit erzielen. Auch wenn sich das Portal einen sehr seriösen Anstrich gibt („wissenschaftlich fundierte Informationen, auf Leitlinien beruhende Aussagen“ etc.), scheint der Grundtenor zu sein: Ärzte bieten IGeL (auch) aus wirtschaftlichen Interessen an – der Medizinische Dienst der Krankenkassen, der die IGeL bewertet, entscheidet hingegen ohne finanzielle Hintergedanken.

Bisher wurden 13 IGeL, die laut MDK häufig von Allgemeinärzten angeboten werden, folgendermaßen bewertet:

  • Bestimmung der Protein-C-Aktivität (Thrombose-Check): tendenziell negativ
  • Bestimmung des HbA1c-Wertes im Rahmen der Diabetesvorsorge: unklar
  • Bestimmung Immunglobulin G (IgG) gegen Nahrungsmittel: negativ
  • Biofeedback-Therapie bei Migräne: unklar
  • Colon-Hydro-Therapie: negativ
  • Akupunktur zur Migräneprophylaxe: tendenziell positiv
  • PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs: tendenziell negativ
  • Lichttherapie bei saisonal depressiver Störung: tendenziell positiv
  • Bach-Blütentherapie: unklar
  • Akupunktur zur Spannungskopfschmerz-Prophylaxe: unklar

Nicht direkt bewertet, aber beschrieben werden die reisemedizinische Vorsorge, Atteste und Gutachten sowie der Sport-Check.

Auch wenn z.B. der Sport-Check kein „MDK-Siegel“ erhält, lesen Versicherte in den detaillierteren Informationen, dass sich ein Teil der Sport-Check-Leistungen mit dem von Krankenkassen angebotenen Check-up 35 überschneiden könnte. Lungentest, EKG und Blutbild, die häufig zusätzlich als IGeL angeboten würden, seien ab 70 Euro aufwärts zu haben.

Den Nutzen eines präventiven Sport Check-ups bewerten die MDK-leute zwar nicht, sie schreiben aber: „Es besteht die Gefahr, dass auffällige Befunde auf tatsächliche Gesundheitsrisiken hinweisen, die vielleicht behandelt werden, die jedoch auch unbehandelt niemals zu einem Problem geworden wären. Es ist auch denkbar, dass jemand aufgrund eines auffälligen Befundes auf Sport verzichtet, obwohl ihm der Sport Spaß gemacht und unter dem Strich gesundheitlich genützt hätte. (...) Die deutsche Gesellschaft für Sportmedizin rät jedem, der Sport treibt, zu solchen Untersuchungen, unter den Hobbysportlern vor allem Wieder- und Neueinsteigern sowie Leistungssportlern. Diese Empfehlung ist in einer S1-Leitlinie formuliert, die sich kaum auf belastbare Studien stützen kann.“

Dass ein Check z.B. bei einem sportlich ungeübten Manager, der jetzt mehr für seine Fitness tun möchte, durchaus Sinn macht, erwähnt der IGeL-Monitor nicht.

Um Fragen von Patienten, die sich auf der GKV-Website informiert haben, objektiv begegnen zu können, sollten Ärzte die dortigen Ausführungen in Ruhe durchlesen.

Da auf dem Portal kritisiert wird, dass viele IGeLnde Ärzte keinen Behandlungsvertrag mit dem Patienten abschließen würden, obwohl sie dazu verpflichtet sind, ist anzuraten, künftig in jedem Fall einen schriftlichen Vertrag abzuschließen – auch wenn es sich nur um kleine Leistungen handelt.

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