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Versorgung Herz und Zucker im Blick

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Diabetes Typ 2 – ein Risikofaktor für Herzerkrankungen. Diabetes Typ 2 – ein Risikofaktor für Herzerkrankungen. © Andrey Popov – stock.adobe.com
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PräVaNet ist ein Vertrag zur besonderen Versorgung von Menschen mit Diabetes Typ 2 und kardiovaskulärem Hochrisiko. Sie profitieren von speziellen Leistungen durch haus- und fachärztlich tätige Vertragsärzt*innen.

Ziel des vom Innovationsfonds von 2021 bis 2025 mit 4,5 Mio. Euro geförderten Projekts ist, einer Zustandsverschlechterung kardiovaskulärer Hochrisikopatient*innen mit Dia­betes Typ 2 entgegenzuwirken. Betroffene sollen ihre Erkrankung besser verstehen und dadurch für sich selbst gesundheitsfördernd handeln können. Im Erfolgsfall könnten Komplikationen, Folgeerkrankungen und Krankenhauseinweisungen vermieden sowie Arzneimittelkosten, Haus- und Facharztbesuche reduziert werden.

Konsortialpartner im PräVaNet sind neben AOK Nordost und Charité die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke, die Kassenärztliche Vereinigung Berlin, das aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH sowie das Wissenschaftliche Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung GmbH. Kooperationspartner ist der Bundesverband der Niedergelassenen Diabetologen.

Unterzeichnet hat den Selektivvertrag gem. § 140a SGB V zuletzt auch die KV Brandenburg. Teilnehmen können AOK-versicherte Diabetes-Typ-2-Patient*innen (≥ 18 Jahre) mit medikamentöser Therapie (≥ 1 orales Antidiabetikum oder Insulintherapie seit mindestens 3 Monaten) und Erfüllung mindestens eines dieser Kriterien:

  • metabolisches Syndrom (Kriterien: Taillenumfang, Triglyceride, niedriges HDL, Hypertonie)
  • makrovaskuläre Manifestation (Bsp. koronare Herzerkrankung, Carotisstenose)
  • mikrovaskuläre Manifestation (z.B. chron. Niereninsuffizienz)

„Aktuell haben wir 44 Ärzt*innen in Berlin und Brandenburg und die ersten Patient*innen eingeschlossen – der Start des Patienteneinschlusses war am 25. Januar“, berichtet Prof. Dr. David M. Leistner, der zusammen mit Prof. Dr. Ulf Landmesser­, beide Charité – Universitätsmedizin Berlin, das Projekt leitet. „Da wir unser Ziel von 50 Praxen noch nicht erreicht haben, sind wir an teilnehmenden Praxen weiterhin interessiert.“

Einsatz von elektronischer Akte und Patienten-App

PräVaNet-Nurses – in der Regel Medizinische Fachangestellte oder Diabetesberater*innen mit absolviertem PräVaNet-Zusatzkurs – agieren im Projekt als „Kümmerer“, wie Prof. Leistner erklärt. Sie sind primärer Ansprechpartner der 2.550 potenziell Betroffenen und übernehmen das kontinuierliche Risikofaktoren-Monitoring. Dabei kommen digitalisierte Blutdruck- und Blutzuckermessgeräte sowie EKG-fähige Pulsuhren zum Einsatz. Die Nurses achten u.a. darauf, dass die Messwerte engmaschig übertragen werden. Sie schulen zum Diabetes-Selbstmanagement und korrigieren in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin ggf. nach.

Die digitale Vernetzung der Beteiligten sowie das engmaschige Monitoring der Risikofaktoren werden als wesentlich gesehen, um langfristig Risikoprofil, Lebensqualität und Gesundheit der Erkrankten verbessern zu können. Es gibt zudem eine elektronische Patientenakte und eine App. Die Leistungserbringer kommunizieren über das PräVaNet-Board.

Projektpartner sehen Chancen für die Regelversorgung

Die Teilnahme beginnt für die Patient*innen mit einem persönlichen Erstgespräch mit der PräVaNet-Ärztin bzw. dem -Arzt zu Einwilligungserklärung, der Ermittlung kardiovaskulärer Risikofaktoren und Therapiezielen. Es folgt die interdisziplinäre Abstimmung zu personalisierter vaskulärer Präventionsstrategie im PräVaNet-Board. Danach übernimmt die PräVaNet-Nurse.

Teilnehmeberechtigt seitens der Praxen sind Hausärzt*innen mit der Gebietsbezeichnung Diabetologie sowie Fachärzt*innen mit der Fachrichtung Endokrinologie, Diabetologie oder Kardiologie. Vorgesehen ist, dass die Ergebnisse nach drei bis vier Jahren evaluiert werden. Die Projektpartner hoffen, dass nach Projektabschluss und Begutachtung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss die erfolgreichen Ansätze auch in die Regelversorgung übertragen werden.

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