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Koloniale Denkmäler demontieren!

Aus der Redaktion Autor: Kathrin Strobel

© MT
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Das Robert Koch-Institut steht mit seinem Namen nicht nur für bedeutende wissenschaftliche Errungenschaften, sondern auch für Verbrechen während der Kolonialzeit. Das sollte sich ändern. Ein Kommentar.

In Bristol wird die Bronzefigur des Sklavenhändlers Edward Colston von antirassistischen Demonstranten abgebaut und ins Hafenbecken geworfen. In Brüssel klettern Menschen auf die Statue des kolonialen Schlächters König Leopold II., schreiben „Mörder“ auf deren Sockel und schwenken die Flagge der einst belgisch kolonisierten Demokratischen Republik Kongo. In Berlin bleibt ein ganz ähnliches Denkmal seit Jahrzehnten nahezu unangetastet.

Das Robert Koch-Institut ist zweifelsohne eines der bedeutendsten Forschungsinstitute des Landes. Durch die Coronakrise ist sein Name noch weiter in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Mit diesem Namen ehrt es einen Forscher, der bereit war, für seine Arbeit über Leichen zu gehen: In Ostafrika verabreichte er Einheimischen, die an der Schlafkrankheit erkrankt waren, gegen ihren Willen die arsenhaltige Substanz Atoxyl. Anstatt die damit Behandelten zu heilen, führte sie zur Erblindung und teilweise sogar zum Tod – Nebenwirkungen, die Koch nicht davon abhielten, die Substanz weiteren Menschen zu verabreichen und sie der deutschen Kolonialverwaltung für den Einsatz im Rahmen einer groß angelegten Kampagne zu empfehlen. Zu seinen weiteren Ideen zur Bekämpfung der Krankheit gehörte im Übrigen die Zwangsumsiedlung von Infizierten in Konzentrationslager.

Dem Institut selbst ist dieser Teil des Kochschen Lebenslaufs durchaus bewusst. Auf der Website der Behörde wird er als „das dunkelste Kapitel seiner Laufbahn“ bezeichnet. Doch mit dem bloßen Anerkennen seiner Verbrechen kann es nicht getan sein. Und so fordert auch der Historiker und Afrikawissenschaftler Professor Dr. Jürgen Zimmerer von der Universität Hamburg die Umbenennung der Einrichtung. Immerhin: Sein Appell wurde in den vergangenen Wochen von zahlreichen Medien aufgegriffen.

In England und Belgien haben die Demonstranten deutliche Zeichen gesetzt. Auch hierzulande gibt es Denkmäler, die es zu stürzen gälte. Es ist höchste Zeit, das anzugehen.

Kathrin Strobel
Redakteurin Medizin

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