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Mehr Sprechstunden samstags und abends – Vorschläge zum Umbau der Notfallversorgung

Gesundheitspolitik Autor: Thomas Trappe

(oben rechts: Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Vorsitzender des Sachverständigenrates fürs Gesundheitswesen; unten rechts: Hermann Gröhe, Bundesgesundheitsminister) (oben rechts: Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Vorsitzender des Sachverständigenrates fürs Gesundheitswesen; unten rechts: Hermann Gröhe, Bundesgesundheitsminister) © fotolia/Picture-Factory; Michael Fuchs, Remseck; BMG
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Das System der Notfallversorgung wird in einen eigenen Sektor überführt. Die Kliniken sollen an Einfluss verlieren und mehr Patienten werden in die Praxen geleitet. Die Reform­ideen des Sachverständigenrates findet Gesundheitsminis­ter Hermann Gröhe ganz gut.

Der Sachverständigenrat (SVR) zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen arbeitet an Vorschlägen für eine Neuordnung der Notfallversorgung. Seine Position hat er in einem „Werkstattgespräch“ vorgestellt. Bundesgesundheitsminis­ter Gröhe (CDU) empfindet sie als „produktive Provokation“ und zeigt sich interessiert. „Ich muss schon sagen, der Grundausrichtung gilt eine große Sympathie meinerseits“, sagte Gröhe anlässlich der Präsentation des SVR-Papiers.

Im Mittelpunkt steht zum einen die „Zentrale Leitstelle“, bei der die Akut­patienten landen würden, die sich telefonisch melden. In einer ärztlich unterstützten Triage könnte dort bereits „ein Drittel der Patienten abschließend versorgt werden“, schätzt der SVR-Vorsitzende und Allgemeinmediziner Professor Dr. Ferdinand Gerlach. Die anderen Anrufer würden an Praxen, Kliniken oder Rettungsdienste vermittelt.

Integrierte Notfallzentren an Krankenhäusern

Zweite Säule sind Integrierte Notfallzentren (INZ), die von gehfähigen Patienten angesteuert werden. Dort triagieren Ärzte aus Klinik, Praxis oder KV-Bereitschaftsdienst. Die Zentren wären zwar noch an den Krankenhäusern angesiedelt, aber eigene Wirtschaftseinheiten in gemeinsamer Trägerschaft von Kliniken und Kassenärztlichen Vereinigungen, wobei allein die KVen als Betreiber fungieren. Damit soll verhindert werden, dass über die Tresen hinweg ambulante Patienten stationär aufgenommen werden.

Leitgedanke des Konzepts ist es, Patienten wenn möglich ambulant zu behandeln. Das hätte auch Folgen für die Auslastung der Praxen. „Die Ausweitung der Sprechzeiten niedergelassener Hausärzte sollte gefördert werden“, sagt Prof. Gerlach. Ihm geht es vor allem um Samstags- und Abendsprechstunden.

Daran knüpft KBV-Chef Dr. Andreas Gassen Bedingungen. Im existierenden System der Budgetierung könne „man nicht erwarten, dass Zusatzleistungen auch am Wochenende erbracht werden“. Würden zusätzliche Sprechstunden extra bezahlt, wären aber „mit Sicherheit“ viele Ärzte bereit, mitzumachen.

Bei der Ausbudgetierung beherzt weitermachen

Gröhe deutete an, dass es in diese Richtung gehen könnte: „Wir haben längst Schritte bei der Herausnahme bestehender Vergütungen aus der Budgetierung unternommen. Es macht Sinn, beherzt weiterzugehen.“

Skeptisch zeigte sich der Minister allerdings bei der Idee, die Notfallzentren als eigene wirtschaftliche Einheiten zu behandeln. „Da wird es sicher eine weitere Ausarbeitung der Vorschläge geben“, sagte er. Der SVR wird sein offizielles Gutachten im zweiten Quartal 2018 dem Gesundheitsministerium vorlegen.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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