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Mentorenprogramm: Hausärzte helfen Hausärzten

Autor: Ruth Bahners, Foto: fotolia

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Erfahrene Kollegen stehen jungen Allgemeinmedizinern zur Seite – diesen Ansatz verfolgt das Mentorenprogramm des Hausärzteverbands in Nordrhein.

"Wir wollen helfen – und zwar nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist", erläutert der Verbandsvize Dr. Oliver Funken das Projekt im Gespräch mit Medical Tribune. Bereits 15 Haus­ärzte sind bereit, sich mit Rat und Tat für jüngere Kollegen zu engagieren.

Bevor diese Mentoren im Alter zwischen 42 und 60 Jahren zum Einsatz kommen, werden sie geschult. Dazu konnte der HÄV die Apobank als Kooperationspartner gewinnen. "Die beratenden Kollegen erhalten zuerst eine Grundschulung in betriebswirtschaftlichen Fragen", so Dr. Funken. Denn gerade auf diesem Feld würden die jungen Kollegen viele Fehler machen.

Aus Fehlern lernen? 
Es geht auch besser

Sie ließen sich z.B. teure Ultraschallgeräte aufschwatzen, die in der Hausarztpraxis gar nicht gebraucht würden. Oder sie würden auf Gastroskopie setzen, die nach Auffassung von Dr. Funken nicht in eine Hausarztpraxis gehört. "Die jungen Kollegen planen und entscheiden vor dem Hintergrund der Klinik­erfahrungen." Das berge die Gefahr von teuren Fehlentscheidungen. Mit den Mentoren wolle der Verband die "Lernkurve verkürzen".

Das treffe sich mit dem Interesse der Bank, sagt Dr. Funken. Deshalb werde sie das Projekt nicht nur bei den Schulungen unterstützen, sondern auch bei der Vermittlung von Mentoren an die jungen Kollegen. Der Verband will sein Angebot künftig auch auf den Begrüßungsveranstaltungen für neue Mitglieder der Ärztekammer Nordrhein präsentieren.

Damit es nicht zu Konkurrenzsituationen kommt, sollen die Mentoren nicht aus demselben Einzugsgebiet stammen wie ihre Schützlinge. Es gehe den Mentoren um Nachwuchsarbeit und nicht um die Suche nach einem Nachfolger. Da die Kontakte vor allem telefonisch erfolgten, sei die Entfernung kein Problem, meint Dr. Funken.

Neben dem Thema Investitionsentscheidungen sieht der Verbandsvize noch bei Arznei- und Heilmittelverordnungen sowie im Formularwesen Beratungsbedarf. Hier denkt der Verband auch an das Angebot von Gruppenschulungen. Bei Arzneimitteln komme es darauf an, die Kollegen zu sensibilisieren, insbesondere bei alten Menschen "medizinisch sinnfreies Tun" zu unterlassen.

Hausärzteverband Nordrhein strukturiert seinen Service

Als Beispiele nennt Dr. Funken die Verordnung von Statinen bei einem 95-jährigen Patienten nach Herzinfarkt oder die teure Behandlung einer Makuladegeneration bei einer infaust an Brustkrebs erkrankten Patientin, die mit einer verbliebenen Lebenserwartung von einem Jahr die drohende Erblindung gar nicht erleben könne.

"Bisher haben wir die Beratungswünsche individuell zu erfüllen versucht", sagt Dr. Funken. Da die Zahl der Fragen aber zugenommen hat, will der Verband sein Beratungsportfolio – mit dem Mentorenprogramm als Kernstück – systematisieren.


Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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