
Aus der Redaktion Oh MAI, Konkurrenz vom KI-Mediziner?

Es erreichte bei kniffligen Fällen eine Genauigkeit von 79,9 %, die Behandelnden in der Allgemeinmedizin nur schlappe 19,9 %. Die durchschnittlichen Kosten pro Fall waren mit 2,4 US-Dollar rund 50 Cent günstiger, als wenn ein Mensch sich um die erkrankte Person gekümmert hatte.
Meine bisherigen Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz haben gezeigt, dass sie kreative Aufgaben gut meistert, fachliche Fragen aber leider ebenso kreativ beantwortet – inklusive erfundener Daten und Quellen. „Mehr K als I“, hat eine befreundete Medizinjournalistin letztens zu mir gesagt. Vermutlich ist bei der Diagnostik nicht alltäglicher Erkrankungen eine Portion Kreativität und somit die KI hilfreich. Aber was würde passieren, wenn sich alle mit ihren Beschwerden an die KI wenden, statt Arztpraxen aufzusuchen?
Fantasiereiche Vorschläge zur Einordnung von Symptomen sind wir ja schon von „Dr. Google“ gewohnt. Da leiden Menschen, die sich im Internet über ihre Beschwerden informieren, schnell mal an Lungenkrebs und/oder einem Herzinfarkt. Das sorgt für Verunsicherung und Angst. Eine mögliche Folge ist die Cyberchondrie, auch Morbus Google genannt. Dabei wird die Sorge, krank zu sein, durch eine exzessive Internetrecherche aufrechterhalten oder verstärkt. Dies kann sich negativ auf die psychische und physische Gesundheit auswirken.
Gibt es bald womöglich einen Morbus MAI? Und wird der Algorithmikus wirklich den Medikus ersetzen können? Schließlich glaubt eine KI, die Bilder generiert, dass eine Hand sechs bis sieben Finger hat und dass ein Glukosesensor am besten neben dem Auge platziert wird.
In der Studie wurden nur komplexe, lehrbuchartige Fälle herangezogen. Daher bleibt offen, ob sich die Ergebnisse auf Alltagsdiagnosen übertragen lassen. Aber wer weiß, die KI lernt vielleicht schneller dazu, als wir denken.