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Pharma-Industrie: 9 % mehr Umsatz und mit der Politik im Reinen

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

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Das vergangene Jahr war hierzulande ein gutes Jahr für die forschenden Pharmaunter­nehmen. Eines mit „Signalwirkung“, wie Dr. Hagen Pfundner, Vorstandschef des vfa, meint.

Das positive Signal ist, dass auf Jahre der Belastungen durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz 2014 eine spürbare Entlastung folgte.

Um 9 % legte der Inlandsumsatz auf 19,5 Mrd. Euro zu. Er wuchs damit „erstmalig seit einer Dekade“ stärker als der Auslandsumsatz (+ 3 % auf 21,6 Mrd. Euro). Ein Drittel dieses Effekts führt Dr. Pfundner darauf zurück, dass die Bundesregierung den Herstellerzwangsrabatt von 16 auf 7 % reduziert hat. Außerdem war 2014 mit über 40 neu zugelassenen Arzneimitteln eines der „produktivsten“ der Branche.


Für 2015 rechnet der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) mit einem Umsatzwachstum im In- wie Ausland von jeweils 3 %. Das Volumen der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung könnte erstmals auf 6 Mrd. Euro klettern. Die Pharma­branche gehört damit laut vfa neben der Luft- und Raumfahrt- sowie der Autoindustrie zu den Top 3. Jedoch stagniert die Zahl der Beschäftigten bei den vfa-Mitgliedern.


Die Ausgabenentwicklung für Arzneimittel wird sich 2015 in dem von der Selbstverwaltung prognostizierten Rahmen von 5 % bewegen, ist Dr. Pfundner überzeugt. Zu den dämpfenden Effekten gehören das Auslaufen von Patentschutzrechten mit einem Umsatzvolumen von über einer Mrd. Euro sowie kassenspezifische Rabattverträge für Originale.


Dr. Pfundner dankt der Politik für ein „neues Klima“. Damit ist auch der „Pharmadialog“ gemeint, an dem neben Pharma­verbänden, Chemie­gewerkschaft, Gesund­heits-, Forschungs- und Wirtschaftsministerium auch Wissenschaftler beteiligt sind. Ein Thema werden dort die Erstattungspreise für Innovationen sein, so Dr. Pfundner.


Während der vfa-Vorstand beklagt, dass es keine Korrelation zwischen der Höhe des Zusatznutzens und dem Erstattungsbetrag gebe, moniert die DAK-Gesundheit, dass die Ärzte oft Arzneimittel verordnen, denen kein therapeutischer Fortschritt bescheinigt wurde. Die Kasse meint, „Informationsmängel“ führten dazu, dass „Ärzte sich häufig nicht an der wissenschaftlichen Bewertung orientieren“. Hier könne vielleicht das neue Qualitätsinstitut IQTiG für Abhilfe sorgen.



Hat der Gemeinsame Bundesausschuss ein Zusatznutzenurteil über ein neues Arzneimittel gefällt, haben sich Hersteller und GKV-Spitzenverband auf einen Erstattungsbetrag zu einigen. Dieser gilt ab dem 13. Monat der Markteinführung. Ganz im Tenor anderer Vertreter der GKV fordert die DAK-Gesundheit, dass der Erstattungsbetrag besser rückwirkend zum „Tag 1“ gelten sollte.


Das wäre eine „Katastrophe“, sagt Dr. Pfundner. Nicht nur, dass dieses Vorgehen finanztechnisch schwer zu bewerkstelligen wäre, denn in welcher Höhe sollen Rückstellungen gebildet werden. Eine rückwirkende Preissenkung hätte zudem einen innovationsverzögernden Effekt, wie er in anderen europäischen Ländern zu beobachten sei. Dort würden neue Produkte erst nach Abschluss der Preisverhandlungen eingeführt.

Antibiotika: Regelungsbedarf bis zur internationalen Ebene

Internationalen Gesprächsbedarf sieht der vfa beim Thema neue Antibiotika gegen multiresistente Keime. Da diese Produkte erst eingesetzt werden sollen, wenn alles andere versagt, gebe es für sie keinen Markt bzw. Anreiz für F&E. Regelungen wie für Orphan Drugs oder bei der Bevorratung von Impfstoffen könnten hier eine Lösung sein. Außerdem müssten mit der Ärzteschaft Vereinbarungen zum Antibiotikaeinsatz getroffen werden. Noch gebe es für dieses Problem kein Konzept.

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